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Big Fox und Cajsa Siik, Paris, 28.01.14

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Konzert: Big Fox und Cajsa Siik, I Love Sweden #2
Ort: L'Espace B, Paris
Datum: 28.01.2014
Zuschauer: etwa 60
Konzertdauer: Cajsa Siik etwa 30 Minuten, Big Fox gut 45 Minuten


"I Love Sweden" war das Motto des Konzertabends. Die talentierte Videofilmerin Valérie Toumayan  betreibt eine Webseite gleichen Namens und hatte diesen Abend im Espace B organisiert. Sie hat sich seit ein paar Jahren auf schwedische Musiker spezialisiert, filmt diese, wenn sie nach Paris kommen, begibt sich aber auch nach Stockholm um sie in ihrer Heimat auf Zelluloid zu bannen. In der Szene hat sie sich inzwischen einen Namen gemacht, so daß es nur eine konsequente Weiterentwicklung ist, daß sie inzwischen eigene Konzerte organisiert. Die Veranstaltung war die zweite ihrer Art. Bereits vor ein paar Monaten hatte es eine erste im Petit Bain gegeben, bei der Last Lynx und Carolina Wallin Pérez angetreten waren.

Heute nun Cajsa Siik und Big Fox.

Ertstgenannte interessierte mich besonders, weil ich nur zwei Tage später mit ihr eine Oliver Peel Session organisieren würde. Aber der lange Anweg und meine schon fast obligatorische Verspätung sorgten dafür, daß ich von Cajsa nur noch zwei Lieder mitbekam. Dies waren allerdings absolut wundervoll. Die rothaarige Skandinaverinn mit dem schwarzen Hütchen spielte ihre Stücke alleine und nur mit Akustikgitarre. Eine wohlige Atmossphäre machte sich breit und Cajsa sang wirklich herzallerliebst. "Birds don't fly so high" hieß es im berührenden letzten Stück (Birds), das man nicht auf dem Debütalbum Plastic House (2012) finden kann. Siik arbeitet bereits an einem Nachfolger, den sie im Self-Release noch dieses Jahr auf den Markt bringen will. Sie habe sich gegen ein Label entscheiden, weil sie hinsichtlich iher künstlerischen Freiheit keinerlei Abstriche machen will, erklärte sie.

Auf das Werk darf man gespannt sein, aber die meisten hier kennen wahrscheinlich das 2012 Debüt noch nicht, so daß ich zunächst dieses zur Einarbeitung empfehle. Man findet darauf so manches schöne Stück, zum Beispiel den Hit Was I Supposed To oder die Ballade Giants.

 


Big Fox, den Namen würde ich nicht unbedingt mit einer hübschen Schwedin mit umwerfender Stimme in Verbindung bringen. Aber Charlotta Perers hat nun einmal diesen Moniker gewählt und wenn man einmal weiß, wer dahinter steckt, ist der Name eh Schall und Rauch.



Big im Sinne von dick ist Charlotta ohnehin keineswegs, eher tall, also groß, wie so viele Schwedinnen. Mit ihren langen Beinen und ihrem hübschen Gesicht sieht sie aus wie ein Model, legt es aber keinswegs darauf an, bloß als Modepüppchen wahrgenommen zu werden. Sie gab sich vielmehr natürlich sympatisch und enterte zusammen mit ihrer Cellistin Gerda (ein Mädel mit feschem blonden Kurzhaarschnitt) gegen 22 Uhr die Bühne. Zunächst spielte Charlotta elektrisches Piano, später dann auch E-Gitarre. Wichtiger als die Instrumente war aber definitiv die Stimme der Schwedin. Die war nämlich der helle Wahnsinn. Sie sang wie Cat Power zu ihren besten Zeiten! Nun wird dieser Cat Power Vergleich ja ständig und oft nicht unbedingt passend bemüht. Immer wenn eine neue Sängerin in
Erscheining tritt, fällt er fast zwangsläufig, aber bei Big Fox passte er einfach unglaublich gut. Diese leicht rauchige, aber gleichzeitig so herrlich warme und samtweiche Stimme. Wow, einfach nur wow!! Ich bin mir sicher, daß sich kaum einer von der magischen Sogwirkung dieses traumhaften Gesanges entziehen kann, wenn er ihn einmal gehört hat. Nun mögen ja ein paar wieder vorschnell von einem Plagiat reden und die fehlende eigene Identität anprangern, aber Charlotta singt nun einmal wie sie singt. Und wenn es nach mir geht, soll sie daran auch bitte nichts ändern. Ihr Stil ist einfach recht klassisch und auch mit anderen Skandinavierinnen wie Agnes Obel oder Sarah Blasko (ok die ist Australiern, musiziert aber in Schweden und kann der dortigen Szene durchaus zugerechnet werden) zu vergleichen. Dies mit Nichtbeachtung von Big Fox zu anden, wäre aber ein großer Fehler. Allein ihr Songmaterial ist dafür einfach zu gut. Zwei Alben hat die brünette Dame bis dato aufgenommen und auf beiden Werken strotzt er nur so von Perlen von zeitlöser Schönheit.

Man nehme nur Shadows, den Opener des aktuellen Albums Now. Einen solch starken Song hat Cat Power seit The Greatest nicht mehr hinbekommen. "Why is it so hard, to show yourself to someone the way you really are, not someone you try to be" sang Big Fox und ich schmolz dahin.

Aber es gab auch Stücke des selbstbetitelten Erstlings. Cut You Out wurde früh gespielt, ein luftiges, recht beschwingtes Stück (mit Pfeifpassagen) zu dem sich Big Fox die Gitarre schnappte.

Das lasziv-lässige Girls folgte und hätte so ähnlich auch von Cate Le Bon stammen können. Unangestrengte Klasse, zeitlos cool.


Etwas später gab es mit Romantic Movie Love noch ein Stück, das aus dem Rahmen fiel, weil es elektronischer und wesentlich tanzbarer war als der Rest. Wahnsinnig catchy kam es daher, ein veritabler Ohrwurm, den ich seitdem reglmäßig unter der Dusche pfeife (und das ist ein Kompliment für ein Lied, zumindest für mich).

Eine gute dreiviertel Stunde wurde auf das Wundervollste musiziert, dann war aber leider schon Schluß. Charlotta und Gerda erklärten, daß sie am nächsten Tag frei hätten und wollten wissen, was man denn in Paris so unternehmen könne. Ich führe es auf die Schüchternheit des Publikum zurück, daß keinem irgend etwas dazu einfiel. Oder gibt es in Paris wirklich nichts zu tun? Müssen wir etwa alle nach Schweden ziehen? Aus musikalischer Sicht würde es sich sicherlich lohnen, bei den zahlreichen Talenten die die schwedische Musikszene zu bieten hat. Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Konzertabend aus der Reihe I Love Sweden!

Setlist

01: Rain
02: Shadows
03: Cut You Out
04: Girls
05: Days
06:Romantic Movie Love
07: Cheer You Up
08: Now

09: Thank You



Therese Aune, Samaris, Festival Air d'Islande, Paris 01.02.14

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Konzert: Therese Aune, Samaris und Mono Town- Festival Air d'Islande
Ort: Le Point Ephémère, Paris 
Datum: 01.02.14
Zuschauer: ausverkauft



Mit dem flotten Pagenschnitt hatte sie bei mir sofort gewonnen. Sympathie-und Schönheitspreise zumindest. Aber auch sonst wusste sich die junge Therese Aune schnell zu behaupten. Obwohl Norwegerin, trat sie beim Festival Air d'Islande auf. Sie war als erste von drei Acts in Rennen gegangen, hatte aber das Glück bereits zu recht früher Stunde vor voll besetzten Rängen zu spielen. Das recht kleine Point Ephémère platzte an jenem Samstag fast aus allen Nähten. Ich hatte massive Probleme, mich nach vorne durchzukämpfen. Aber vordrängeln können wir Deutsche ja wie keine zweite Nation, so daß ich irgendwann recht nahe dran war. Einzig der Betonpfeiler am rechten Rand der Bühne versperrte mir etwas die Sicht auf Therese, die auf ihrem Klavier klimperte und dazu kindlich, aber sehr eindringlich und langgezogen sang. Eine ganz besondere Stimme, die mich dennoch an die anderer Sängerinnen erinnerte. Welche genau, fand ich aber auch nach längerem Nachdenken nicht heraus. Sopa & Skin& Coco Rosie, Tegan & Sara, Joanna Newsom? Es gibt noch eine passendere Referenz, aber ich kam nicht drauf.

Wundervoll war  das Pianospiel Thereses, in vielen Phasen fast klassisch anmutend, so ähnlich also wie bei Agnes Obel. Anders als Agnes aber versprühte Therese viel Feuer und Temperament, ihre Stimme hatte viel Druck. Man merkte, daß da ein Mädel am Start ist, die sich Gehör verschaffen will. Dabei musste sie heute die Abwesenheit ihrer kompletten Band kompensieren. Normalerweise hat sie eine Gruppe mit vier zusätzlichen Musikerinnen an Schlagzeug, Tuba, Cello und Violine um sich. Natürlich fehlten deshalb ein paar Feinheiten udn Varianten in ihrem Set, aber auch solo beeindruckte Therese. Die Songs waren einfach gut, so herrlich dramatisch, cinematographisch, melancholisch. Von ihnen ging eine sehr spezielle, enorm warme und berührende Atmosphäre aus. In guter Erinnerung geblieben ist mir Sometimes, ein sehnsüchtig sentimentales Schmankerl mit glockenartigen Syhnties und einer großartig intonierenden Therese Aune, die eine erstaunliche stimmliche Bandbreite zeigte. Auch Myself As A Child ging unter die Haut, klang live viel roher und ungestümer als auf dem fein arrangierten Album Billowing Shadows Flickering Light.


Der Silent Song folgte noch, bevor mit einem herzerweichenden Stück am Harmonium abgeschlossen wurde. Broken Bird hieß er und diese entzückende Ballade beendet auch das Album von There. Man soll eben aufhören, wenn es am schönsten ist...






Dann kamen Samaris. Ein wohlklingender Name. Und auch das, was die dreiköpfige Band musikalisch zeigte, verdiente dieses Attribut. Die drei jungen Menschen aus Island schufen einen ungemein feinen, feenhaften, verwunschenen Elektrosound, den sie auch choregraphisch wunderbar umsetzten. Sängerin Jófríður Ákadóttir, uns Musikfans als Teil des formidablen Schwesternduos Pascal Pinon bekannt, verzückte nicht nur durch ihren sehnsüchtigen Hauchgesang im Stile von Björk, sondern auch durch ihre unschuldige Präsenz, ihren charmanten Tanzstil und ihren Look. Auf Socken agierte sie auf der Bühne und den dünnen langen Körper hatte sie in eine Art Nachthemd gehüllt. Ihren blonden Schopf krönte ein silbern glänzender Haarschmuck. Traumhaft.

Wie eine Schlafwandlerin schlich sie hin und her, sang (für mich) Unverständliches, aber wahnsinnig Schönes auf isländisch und begeistere mich auch durch ihre Gestik, z.B. durch das Verschränken der Hande und Arme hinter ihrem Kopf.




In der Mitte machte sich ein junger Bursche namnes Þórður Kári Steinþórsson hinter Synthies zu schaffen. Er kreierte einen flotten Loungesound, in dem es auch mystische Töne und spannende Geräusche zu hören gab.

Rechts außen spielte ein Mädel (Áslaug Rún Magnúsdóttir) mit güldenem Brokatmantel, weißen Nike Turnschuhen und dunkelvioletten Lippen Klarinette. Ihr Spiel bereicherte die Musik von Samaris ungemein, es gab ihr eine klassische, aber auch verwunschene Note, so als würde man in einem Wald voller Fee stehen. Es war herrlich.

Knapp vierzig Minuten dauerte das Set, das mit fabelhaften Stücken des Debütalbums gespickt war. Alles auf isländisch gesungen, aber das war nicht weiter schlimm, entscheidend war die geschaffene Atmosphäre, die meine Nachbarin beim Konzert als aus einem Film von Lars von Trier entlehnt, beschrieb. Das Spannende war der gleichzeitig entstehende Eindruck von Sinnlichkeit und Unschuld, zwei an sich gegensätzliche Dinge, die Samaris aber sehr wohl zu vermitteln wussten.

Allein der letzte Songs dauerte stolze 9 Minuten, triumphierte mit ultraflotten Tanzbeats und dem gespressten Gesang von Jófríður Ákadóttir. Sie schien in Trance zu sein, nahm ihre Umwelt nicht mehr war. Beindruckend.

Für die Füße waren allerdings dann die Jungs von Mono Town. Das klang nach britischen Softrockbands, aber in der Lightvariante. Also eine Art Coverband von Acts wie Travis, Snow Patrol, Cold Play, I Am Kloot und so weiter. Fürchterlich. Verlieren wir also keine weiteren Worte darüber.


Au Revoir Simone, Köln, 10.02.14

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Konzert: Au Revoir Simone
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 10.02.2014
Dauer: Au Revoir Simone 75 min, Luca Vasta 25 min
Zuschauer: gut 200

 

Es gibt Band, die ich auf Teufel komm raus lieben möchte, bei denen das aber nicht gelingt. Deren Musik mir eigentlich toll gefallen müsste, es aber nicht tut. Musiker, von denen viele Freunde, die einen ähnlichen (und guten) Geschmack haben, schwärmen, die mir aber egal bleiben. Au Revoir Simone sind keine von denen. Ich mag die! Ich mochte das amerikanische Elektropop-Trio schon immer, seine Platten, vor allem die ersten, sind Lieblinge.


Leider sind Au Revoire Simone offenbar aber eine der Bands, die auf Platte spannender als live sind - das Konzert in Köln war über weite Strecken langweilig und kam auch nicht ansatzweise an den Charme heran, den die drei Amerikanerinnen aufihren Alben versprühen. Vielleicht lag es daran, daß bis auf ein Lied nur Stücke von den letzten beiden Platten gespielt wurden (und die schlechter als die Vorgänger sind). Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das Lieblinge wie A violent yet flammable world oder The lucky one mich genauso kalt gelassen hätten wie die meisten der heute gespielten. Vielleicht sind Au Revoir Simone aber auch einfach keine gute Liveband. Dabei gibt es ja durchaus viele Gruppen, die einen ähnlichen Stil haben, den aber auch spannend auf der Bühne umsetzen können. Still Corners zum Beispiel, auch wenn der Vergleich vielleicht ein wenig hinkt. 


Ich mochte auch das Rumgetanze der drei Sängerinnen nicht. Besonders die Ausfallschritte der mittleren Keyboarderin bei Just like a tree waren furchtbar. Bei anderen Liedern, bei denen alle drei synchron wippten, hatte ich Angst, seekrank zu werden. Das ist alles nicht weiter schlimm, wenn die Musik spannend ist. Dann fällt mir so etwas kaum auf. Wenn die Lieder aber schon nur so dahinplätschen, fallen andere Dinge ins Auge - und die waren bei Au Revoir Simone nicht vorteilhaft. Und dabei meine ich nicht mal den miesepetrigen Blick der brünetten Sängerin. 


Ich mag Au Revoir Simone, daran ändert auch das Konzert nichts. Die zweite Hälfte wurde ja auch besser als die erste (aber auch nicht spannend). So, und jetzt trete ich auch nicht weiter nach!

Setlist Au Revoir Simone, Gebäude 9, Köln:

01: More than
02: Just like a tree
03: Gravitron
04: Another likely story
05: Tell me
06: Let the night win
07: Only you can make you happy
08: We both know
09: The lead is galloping
10: Anywhere you looked
11: Crazy
12: Somebody who
13: Shadows

14: All or nothing (Z)
15: Stay golden (Z)
16: Knight of wands (Z)

Ein wenig muß ich doch noch nachtreten. Es gab noch eine Vorgruppe. Luca Vasta nennt sich die in Remscheid geborene Sängerin, die mit drei Begleitern am Anfang (erstes Lied) noch ganz ok klang, nach harmlosen Pop, der sogar einigermaßen zu Au Revoir Simone passte. Danach glitt das kurze Programm der Frau mit VIVA-Hintergrund in etwas ab, das in einen Club wie das Gebäude 9 überhaupt nicht passt. Denn die nachfolgenden Stücke klangen alle nach Rihanna, oder besser nach dem, was ich für Rihanna halte. Außer Umbrella kenne ich von der nämlich nichts, aber die vorgetragenen Lieder waren alle so, als könnten sie auch bei DSDS gespielt werden. Ich mochte das nicht. Das mittlere der fünf (?) Lieder kannte ich plötzlich, hielt es für ein Cover, allerdings ein dreistes, denn ein Teil des Gesangs kam vom Band. Es schien aber ein eigenes Luca Vasta Stück zu sein, für das - Achtung! - ein Smart mit angebauter drehbarer Mini-Litfaßsäule an der Straße vor dem Gebäude 9 Werbung machte! Das Lied ist in einem Fernsehspot zu sehen und wird Luca Vasta vermutlich eine Karriere verschaffen. Aber ohne mich.

Links:

- aus unserem Archiv:
- Au Revoir Simone, Wien, 03.10.13
- Au Revoir Simone, Wien, 03.10.13
- Au Revoir Simone, Paris, 20.04.09
- Au Revoir Simone, Paris, 18.04.09
- Au Revoir Simone, Paris, 26.02.07

 
 



Me and Oceans, Karlsruhe, 10.02.14

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Wohnzimmerkonzert #31 mit Me and Oceans und Arpen
Ort: Karlsruhe-Waldstadt
Datum: 10. Februar 2014
Dauer: 65 min
Zuschauer: 11


Einen sehr langen Moment lang habe ich gestern geglaubt, Arpen läßt das Keyboard mit blanker Willenskraft Töne spielen. Ich hörte den Klang, aber seine Hände lagen im Schoß. Logisch, dass er mit diesem konzentriert abwesenden Blick etwas zaubert.


Etwas später stellte sich heraus, Fabian aka Me and Oceans hatte da was vorbereitet und ich hatte nur phantasiert. Aber das war so ein Abend, an dem einem solche Gedanken kommen und nicht wirr erscheinen. Die beiden Magier hatten uns mit Xylophon und Sirenengesang eingestimmt und anschließend Rhythmen und Moves drauf, denen man sich nur willenlos überlassen und mit ihnen wegtreiben konnte.



Dazu die beiden Stimmen - eine eher weich und einschmeichelnd, die andere rauh und tief und so geheimnisvoll, dass man 60 Minuten lang jeden Moment gespannt war, was sie noch alles zu bieten hat. Es kam auch tatsächlich dicke mit Polonäse Blankenese, das einem so beiläufig untergejubelt und reingedrückt wurde. Tat auch echt nicht weh! Aber auch - Höhepunktverdächtig - Josephine (bitte, wer hat da nicht schon beim lesen ein seliges Lächeln im Gesicht?!).


Bleibt uns nur, herzlichst Danke zu sagen für einen wahrhaft zauberhaften Abend mit den Jungs vom nettesten Label Leipzigs und tollen Gästen, die sie angezogen haben. Und noch ein bisschen traurig zu sein darüber, nicht die große Besetzung gesehen zu haben im Herbst.




Wer mag, kann sich auch zu anderen wirr klingenden Sachen anstiften lassen, wie z.B. als Samen oder Blatt, Teil eines Baumes und Teil eines Waldes zu werden: IamForest. Na, neugierig?

Setlist:
01: Crossroads
02: When I was a dancer
03: The pond
04: Walking home
05: The quietest
06: Torn (Natalie Imbruglia cover)
07: Polonaise Blankenese
08: Carp
09: August
10: Josephine (Chris Rea cover)
11: For how long how long (Z)

Weitere Konzerte:

11.02. Stuttgart Wohnzimmer (bei Rohrs)
12.02. Basel Union

13.03. Waldshut Stellwerk
14.12. Lindau Collodium
15.02. St. Gallen Stickerei
17.02. Winterthur Portier


21.02. Leipzig / mit Thomas Kunst (playing german songs)
22.02. Rudolstadt Schillerhaus / mit Thomas Kunst
23.02. Jena Kunsthof / mit Thomas Kunst


01.03. Leipzig klanggut festival
08.03. Oldenburg umbaubar
11.03. Hamburg astra stube
14.03. Haldern wohnzimmer
15.03. Mönchengladbach ladenlokal
16.03. Oldenburg kinoklang


 Berichte Wohnzimmerkonzerte  in der Waldstadt

Die Nerven, Stuttgart, 06.02.2014

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Konzert: Die Nerven
Vorband: Angelo Fonfara
Ort: Beatbox im Club Schocken, Stuttgart
Datum: 06.02.2014
Dauer: Die Nerven 66 Minuten / Angelo Fonfara 34 Minuten
Zuschauer: 70 (ausverkauft) + etwa 20 auf der Treppe



Es ist eines dieser Konzerte, das man nicht verpassen will. Die mittlerweile in den großen Medien stattfindende Gruppe Die Nerven lädt zum Release-Konzert ihrer neuen Platte„FUN“ in die Beatbox im Club Schocken in der Innenstadt. Fünf Euro Eintritt, keinerlei Vorverkauf, keine Gäste- oder VIP-Liste und nur 70 Karten steigern den exklusiven Charakter. Im Publikum versammeln sich Fans, bekannte Gesichter des Stuttgarter Journalistenbetriebs, Szenegrößen und jede Menge Musiker. Dass es trotzdem keinesfalls um ein schnödes Sehen und Gesehenwerden geht, steht dennoch außer Frage. Die Leute sind hier, weil sie die Band sehen wollen. Keine halbe Stunde nach Einlass werden die ersten Besucher an der Abendkasse abgewiesen. Ausverkauft! Vom Plattenteller läuft der passende Soundtrack. Schönheiten der 60er, Songperlen und Superpunks Andreas Dorau-Cover. 

Nach einer halbstündigen Dada-Show mit Gitarre und Drum Machine von Angelo Fonfara, einen interessanten Newcomer mit enormen Bewegungsdrang, steht die beste Band der Stadt und eine der zukunftsträchtigsten Formationen des Landes auf der Bühne. „Max hat eine neue Gitarre, chic.“ Mein Nebenmann freut sich über Veränderung und ist erstaunt, als sich die vermeintliche E-Gitarre als Bass entpuppt. Max Rieger und Julian Knoth eröffnen mit einer erschlagenden Breitseite tiefer Bassläufe. Das hat dann ein wenig Doom Metal Appeal und so erinnert „Ich erwarte nichts mehr“ live kurz eher an die frühen Black Sabbath als an den kompromisslosen Noise Punk, den Die Nerven seit gut zwei Jahren perfektionieren. Wer jetzt befürchtet Rieger, Knoth und Kevin Kuhn würden einen überraschenden Stilbruch wagen, wird selbstredend beruhigt. Kuhns Schlagzeugspiel treibt den Song mit üblicher Finesse und als der Übergang in „Eine Minute schweben“funktioniert, gewinnt der Abend zunehmend an Fahrt. 


Innerhalb eines Jahres sehe ich Die Nerven zum sechsten Mal, stets haben sie sich verbessert. So auch heute. Die zum besonderen Anlass des Konzerts naheliegende Nervosität verdrängt die Gruppe mit dem was sie auszeichnet, nämlich einer atemberaubenden Performance. Nur einmal muss ein Stück nach einem verpatzten Anfang wiederholt begonnen werden. Dass musikalische Präzision im Noise Punk gänzlich nebensächlich ist, muss an dieser Stelle nicht gesondert betont werden.
Doch beweisen die neuen Stücke die wachsende Qualität der Songstrukturen. Waren die Stücke auf „Fluidum“ und vor allem auf „Asoziale Medien“ noch – zugegeben brillant – pulsierende bruchstückartige, fast schemenhafte Skizzen, sind die neue Songs wie „Albtraum“, „Blaue Flecken“ oder „Rückfall“ zunehmend melodiös. Was „Irgendwann geht’s zurück“ oder „Dienstag Nachmittag 16:30“ andeuteten, wird in diesen Songs konsequent zu Ende gedacht. 



Waren Die Nerven schon zur Veröffentlichung von"Fluidum" eine sehr gute Band, die zurecht die Aufmerksamkeit des deutschen Rollings Stones, der SPEX und auch dieses Blogs auf sich ziehen konnte, ist das Stuttgarter Trio spätestens jetzt eine echte Sensation. Das ekstatische Publikum im engen Kellerraum spricht Bände über die Performance und die Klasse der neuen Stücke. Als Max Rieger vor „Angst“ erwähnt, dass auch für diesen Song ein Video gedreht wurde, dass etwas mit Tocotronic zu tun habe, lüftet der riesige Gitarrist auch beiläufig das Geheimnis um eine mögliche Kollaboration mit den Hamburgern, ohne zu viel zu verraten. Das von Julian Knoth gesungene „Angst“ mutiert anschließend in seiner schonungslosen Darbietung, der originellen Rhythmenwechsel und der unterschwelligen Energie genau in der Setmitte zum großen Höhepunkt des Abends. 


Spätestens jetzt ist das alles ein Selbstläufer. Die Nerven schenken mit„Der Letzte Tanzende“ am Schluss gebührend ein und zeigen sich als exzellente Gastgeber. Kuhn spielt im Twisted Sister-Shirts, dessen er sich rasch entledigt und später mit einem Hawaiihemd ablöst, mit aufgerissenen Augen und Mund harte, rasend schnelle Rhytmen, während Knoth und Rieger Feedback-Gewitter zünden. Dass der Abend mit dem wütend schleppenden, bitterbösen „Morgen breche ich aus“ und hartem Zynismus endet, passt da perfekt ins Bild. Die wütenden jungen Männer glänzen in ihren Bühnenrollen als die Verkörperung des misanthropischen Nihilismus.


Als Zugaben„Stuttgart Kaputtgart“ von der Mythen umrankten Stuttgarter Punklegende Ätzer 81 und „Schützenliesel“ zu spielen, ist ein Geschenk an die Zuschauer. "Betonstadt, Betonstadt, ich hab' deine Mauern satt!" Die Nerven versöhnen die Szene der Wohnstadt Stuttgart mit dem spießigen Klischee. 


Eine große Band der Zukunft ist in der Realität angekommen. Am nächsten Morgen steht „FUN“ in den Läden und der Hype um die schwäbische Noise-Punk-Sensation nimmt groteske Züge an. Nachdem es kurz zuvor von Jan Wigger als „eine der wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts“ gelobt wurde, folgen am Tag der Veröffentlichung das Newsportal von Arcor und die Online-Ableger von N24 und dem Focus mit Kaufempfehlungen. Und der Focus ist einmal auf meiner Linie. Bizarre Welt.




Setlist Die Nerven, Stuttgart:

01: Ich erwarte nichts mehr
02: Eine Minute schweben
03: Für Jahre
04: Albtraum
05: Irgendwann geht's zurück
06: Angst
07: Dienstag Nachmittag 16:30
08: Hörst du mir zu?
09: Blaue Flecken
10: Rückfall
11: Der letzte Tanzende
12: Morgen breche ich aus

13: Stuttgart Kaputtgart (Ätzer 81-Cover) (Z)

14: Schützenliesel (Z)

 
Links:
- aus unserem Archiv:
- 17.01.2013, Die Nerven, Stuttgart
- 07.12.2013, Die Nerven, Karlsruhe
- 06.09.2013, Die Nerven, Stuttgart
- 01.08.2013, Die Nerven, Stuttgart


 Tourdaten:
13.02. Dornbirn (A), Spielboden 

14.02. München, Unter Deck 
15.02. Graz, Forum Stadtpark 
16.02. Wien (A), Rhiz 
17.02. Nürnberg, K4 
18.02. Leipzig, Conne Island 
19.02. Berlin, Monarch 
20.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich 
21.02. Köln, King Georg 
22.02. Wiesbaden, Schlachthof



  



Karl Bartos, Stuttgart, 26.01.2014

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Konzert: Karl Bartos
Ort: Wagenhallen, Stuttgart
Datum: 26.01.2014
Dauer: 100 Minuten
Zuschauer: 250-300



Fragen nach der Relevanz eines Künstlers, einer Band sind eine heikle Angelegenheit. Im Falle der Düsseldorfer Electro-Pioniere Kraftwerk sind sich Kritiker wie Musikhörer weltweit weitgehend einig. Kraftwerk schufen aus Krautrock, Beat, einer Prise Stockhausen und einem Faible für Synthesizer und moderne Technik ein neues Genre, waren innovativ, sind eine der bedeutendsten Gruppen der Popgeschichte. All das steht außer Frage und so ist der Grammy für das Lebenswerk, der der Band in Los Angeles gleichzeitig mit den Beatles verliehen wird, rundum gerechtfertigt. Während der kühl kalkulierende Vorlassverwalter Ralf Hütter mit musealen Inszenierungen an der eigenen Kanonisierung schon zu Lebzeiten arbeitet, gelingt es Ex-Mitglied Karl Bartos, seinerzeit verantwortlich für dutzende unsterbliche Melodien, auch als Künstler der Gegenwart relevant zu bleiben.


Es mag ungerecht erscheinen, dass Bartos am gleichen Tag, an dem Gralshüter Hütter im Staples Center stellvertretend den Grammy entgegennimmt, in den spärlich besuchten Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof spielt, doch manifestiert er mit einem beeindruckenden Konzert das Kunstwerk Kraftwerk und legt mit einem großartigen Auftritt eindringlich frei, wie Kraftwerk 2014 klingen könnten, wären sie heute mehr als eine museale Sensation. Im vergangenen Jahr überschlug sich die Musikpresse anlässlich der beim ambitionierten Hamburger Indie-Label Bureau B erschienenen Veröffentlichung „Off the Record“ mit Lobeshymnen. Die ZEIT konstatiert euphorisch und doch mit analytischer Berechtigung, Bartos habe„die Platte gemacht, die Kraftwerk nicht mehr hinkriegen“
Warme Heizungsluft strömt den Besuchern beim Eintritt in die Wagenhallen entgegen. Draußen prasselt der Regen, es ist ein unangenehmer Sonntagabend. Auf der Bühne stehen jede Menge Mischpulte, Macbooks vor drei großen Bildschirmen. Das Zusammenspiel von Visualisierung und Musik war stets elementar für das künstlerische Selbstverständnis, für die kühle Kraftwerk-Ästhetik. Bis heute leben Konzerte der großen Hütter-Show von Projektionen. Legendär sind die gefeierten 3D-Konzerte und Auftritte in den wichtigen Kunstgalerien dieser Welt. Die künstliche Verknappung der Kapazität möglicher Konzerte steigert den exklusiven Charakter des Ganzen. Die für das zweite Jahrzehnt dieses Jahrtausends so sinnbildliche Eventisierung wird auf den Punkt gebracht. Selbstredend kann Bartos da nicht mithalten, den pompösen Kraftwerk-Inszenierungen nicht gerecht werden. Aber genau das ist sein großer Trumpf. Schon Stockhausens „Gesang der Jünglinge“,polyphon vom Band, ist als Intro kurios wie stringent. Im Gegensatz zu Tocotronic, die Konzerte ihrer „Wie wir leben wollen“-Tour damit begannen, wirkt das bei Bartos überhaupt nicht prätentiös, ist vielmehr naheliegende Referenz auf einen wichtigen Einfluss des eigenen kreativen Schaffens. 


Der klassisch geschulte Schlagzeuger weiß mit Anfang 60 in einer Art zu überzeugen, die seine Relevanz als legendäres Kraftwerk-Mitglied und hervorragender Solokünstler verrät. Dabei nicht nur eine nostalgische Hit-Revue zu feiern, sondern eindrucksvoll den eleganten Bogen zum erstaunlichen Solowerk zu spannen, gelingt äußerst würdevoll: Zwischen all den unsterblichen Klassikern fallen die eigenen Stücke keinesfalls ab. 

Im Publikum versammeln sich gerade einmal um die 300 Zuschauer, die weitgehend mit Kraftwerk aufgewachsen sein dürften, um ein Konzert zu sehen, dessen Klasse sich bereits beim energischen Start mit „Numbers“ und „Computerwelt“ abzeichnet. Bei Kraftwerk war es Standard Songs in verschiedenen Sprachen für verschiedene Märkte aufzunehmen, live spielt Bartos gekonnt mit dem Wechsel zwischen Deutsch und Englisch, reizt den internationalen Charakter eines deutschen Klischees aus, während der lyrische Gehalt auf den Bildschirmen passend illustriert wird. Mit Szenen aus Antonionis „Blow Up“ gewinnt der Solosong „The Camera“ zunehmenden Reiz. Überhaupt sind es die poppigen, dabei jedoch häufig härteren Stücke aus der Zeit nach Kraftwerk, die zwischen weltbewegenden, kanonischen, natürlich ekstatisch gefeierten Electro-Pop-Hymnen wie „Heimcomputer“, „Das Model“ und „Trans-Europe-Express“ mit einer überraschend feinfühligen Neujustierung des altbekannten Schemas punkten. Das klingt dann mitunter mehr nach London und den Pet Shop Boys als nach Düsseldorf und Kraftwerk, ist definitiv tanzbar und von höchster Qualität. Die Nähe zum Pop ist bei einem Mann, dessen Lobhymnen auf die Beatles überschwängliche Oden an perfekte Musik sind, signifikant. 

Als Bartos und seine Mitstreiter Robert Baumanns und Matthias Black schließlich „The Robots“ spielen und sein Alter Ego Herr Karl aus der großen Zeit in den späten 70ern über den Schirm flackert, ist man umgeben von tanzenden Beinen. Jeder tanzt für sich, Platz ist schließlich genug. Danach folgt ein angenehmer Streifzug durch das neue Album mit dem treibenden„Atomium“, „Nachtfahrt“, mit seiner gefälligen Melodie, das in seinem gesamten Erscheinungsbild das Zeug zum Kraftwerk-Klassiker haben könnte, oder „Musica Ex Machina“, bei dem wie im Video verschiedenste Figuren des Hamburger Kosmos um die Schwesterlabel Bureau B und Tapete Records zu sehen sind, Dirk Darmstaedter, Gunther Buskies und Carsten Friedrichs zum Beispiel, die das Stück durch Kopfhörer hören. Viele dieser neuen Lieder bauen auf Soundskizzen aus den 15 Jahren mit Kraftwerk auf, sicherlich auch das ein Indikator für die Aussage der ZEIT, doch wirken sie erstaunlich frisch. „Without a Trace of Emotion“ ist keine Ausnahme und als nach „Life“ und „Rhythmus“ dann „Computer Love“, „Pocket Calculator“ und „Tour de France“ gespielt werden, fällt qualitativ kein signifikanter Unterschied auf, man kennt die Stücke nur besser. Futuristisch mutet das heutzutage freilich nicht mehr an. Und spätestens hiermit lässt sich der Einfluss beweisen: Der einst innovative Klang Kraftwerks ist im allgemeinen popmusikalischen Gehör als klangästhetischer Standard integriert. 


Wie grandios dieses Konzert ist, wird mit zunehmenden Verlauf immer deutlicher. Bartos spricht mit den Zuschauern, etwas wozu sich Hütter heutzutage wohl nicht herablassen würde, er bewegt sich und dankt den wenigen Besuchern ihre Treue mit purem Electro-Pop. Mit „Neonlights“ und einer der schönsten Melodien Bartos' verabschieden sich die drei Musiker. Dass es tatsächlich eine Zugabe geben wird, hätte wohl kaum einer gedacht. Dann kehrt man nach einigen Minuten mit „TV“ und seinen Nachrichtenschnipseln zurück. Große Verneigungen eines der größten Popmusiker dieses Landes beschließen einen wahrlich denkwürdigen Abend. Bartos hat sich nie auf den Glanztaten der 70er ausgeruht und blieb immer ein Getriebener auf der Suche nach großartigen Popsongs. An die Beatles würde er, das war ihm immer klar, damit niemals heranreichen. Anders als Hütter punktet Bartos, der auch vor einem gemeinsamen Projekt mit Johnny Marr und Bernard Sumner und einer Kollaboration mit Neil Tennant nicht zurückschreckte, folglich mit gelebten Understatement. Und das wiegt bei aller Liebe zur Selbstkanonisierung schwerer als der Versuch sich zu Lebzeiten museal zu verewigen. 




Setlist Karl Bartos, Stuttgart:

01: Numbers (Kraftwerk-Song)
02: Computerwelt (Kraftwerk-Song)
03: The Camera
04: Das Model (Kraftwerk-Song)
05: I'm the Message
06: Heimcomputer (Kraftwerk-Song)
07: Reality
08: Trans-Europe-Express (Kraftwerk-Song)
09: The Robots (Kraftwerk-Song)
10: Atomium
11: Nachtfahrt
12: Musica Ex Machina
13: Without a Trace of Emotion
14: Rhythmus
15: Life 
16: Computer Love (Kraftwerk-Song)
17: Taschenrechner (Kraftwerk-Song)
18: Tour de France (Kraftwerk-Song)
19: Interview
20: 15 Minutes of Fame
21: Ultraviolet
22: Neonlicht (Kraftwerk-Song)

23: TV (Elektric Music-Song) (Z)

Samantha Crain, Berlin, 10.2.2014

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Konzert: Samantha Crain
Ort: Berlin - Monarch
Datum: 10.2.2014
Dauer: 60 Minuten
Zuschauer: 100


Oh, try not to disappear until the shadow 
Into a tunnel that doesn't where, doesn't nowhere to go 
so where is that ghost that was the most the best you find?


Ich habe es mir an der breiten Fensterfront des Monarchs bequem gemacht. Nach einer Weile stelle ich fest, dass ich mich wohl unwissentlich in eine Lache von Bier gesetzt habe. Das betrübt mich nicht weiter, denn das gehört zu dem rustikalem Charme dieses Kiezes. Ähnliche Erlebnisse hätte man auch gut im abgebrannten Festsaal Kreuzberg haben können. Und so bereite ich mich innerlich auf Choctaw-"Indianerin" Samantha Crain vor, welche an diesem Abend ihr einziges Solo-Konzert in Deutschland geben wird.
Währenddessen dudelt depressiver 70er Folk durch den Monarch, Zigarettenqualm wabert umher und durch das Fenster beobachte ich eine Drogenrazzia der Polizei. Ich fühle mich in diesem Moment selbst wie in einem dieser Filme über die Großstadtmelancholie. Eine gute Einstimmung.

Kid Face ist bereits ihr drittes Album - und auch eine Anspielung auf ihr  junggebliebenes Gesicht -  denn nach 27 Lebensjahren sieht Samantha Crain wahrlich nicht aus. Auch nicht, als sie die kleine Bühne betritt. Mittlerweile hat sich auch das Monarch gut gefüllt. Sofort das erste Lied gefällt mir, ihre anrührende Stimme ebenso. Bevor sie mit Never Going Back ihr zweites Lied anstimmt, erzählt sie noch, wie ein Reporter ihr tatsächlich glaubte, dass sie sich bei diesem Lied von Taylor Swift inspirieren ließ. Ein eigentlich auch interessanter Gedanke.
Mit geschlossenen Augen wippt sie mit ihrem Kopf und ihrer Gitarre rhythmisch umher. Ein schöner Anblick.

Das Monarch hat eine richtig schöne Wohnzimmeratmosphäre und was darf auf einem Folk-Konzert im Wohnzimmer nicht fehlen? Das Mitmach-Lied und so dürfen wir bei Songs In The Night uns mit Oh Oh Oh beteiligen. Aber so recht springt der Funke nicht über. Macht aber nichts, denn Samantha Crain kann das auch gut alleine.
Mit Paint spielt sie dann auch mein Lieblingslied ihres aktuellen Langspielers. Wie schön sie die Wörter langzieht - wie ein Wehklagen, dass dann im Verlauf wieder in souveräner Klarheit mündet.
Sie berichtet, wie das erste Mal aus der Provinz in New York ankam und gleich mit Scientology in Berührung kam, aber mangels Geld gleich wieder gehen musste. Es geht um Glückskekse, Träume mal eine Truck-Fahrerin zu werden oder zum Soundtrack eines möglichen zweiten Teils des 70er Jahre Schinkens Convoy (mit Kris Kristofferson) ein Lied beizutragen. 

For The Miner widmet sie ihren Idol und Vorbild Jason Molina, den der Alkohol mit nicht mal 40 Jahren dahingerafft hat. Dabei schiesst mir gleich wieder Peter Doherty in den Sinn, der gerade für diesen Lebensweg von einem Teil der Fans umjubelt und vergöttert wird.

Das Konzert endet nach der Zugabe The Dam Song, welches sie auch schon mit den "two hot tall swedish girls" zusammen gesungen hat.
Samantha Crain spielte ein schönes Wohnzimmer-Wohlfühlkonzert. Ich würde mich freuen, wenn sie das nächste Mal mit Band in Berlin spielen würde.







Konzertankündigung: Angel Olsen

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Tourankündigung: Angel Olsen
Orte und Daten: siehe unten


von Jan aus Hamburg

Die junge Folk-Sängerin Angel Olsen kommt im Frühling nach Deutschland um ihr neues Album Burn Your Fire For No Witness vorzustellen, welches am 14.02.2014 bei Jagjaguwar / Cargo Records erscheint. Als Teenagerin trat sie bereits in Coffee-Shops in ihrer Heimat St. Louis auf, wodurch Sie u.a. Kontakt zu Bonnie „Prince“ Billy knüpfen konnte und sogar auf zwei seiner Alben zu hören ist. 2010 veröffentlichte Olsen ihre erste EP als Kassette, Strange Cacti, 6 traditionelle Americana-Lieder, auf der ihr Stil und vor allem ihr markanter Gesang schon deutlich zutage trat. 

Im Jahr 2012 veröffentlichte sie ihr Album Half Way Home, wodurch ein größerer Kreis auf sie aufmerksam wurde. Das spärlich instrumentierte Album lebte von dem sehr bewusst eingesetzten Gitarrenspiel und ihrer eindringlichen Stimme, die zwischen zaghafter Langeweile und jodelnder Begeisterung stets zum zuhören zwingt. 

Ihr neues Album nun, produziert vom Grammy-Nominierten John Congleton (Antony and the Johnsons, Joanna Newsom, Okkervil River) enthält eine “Sammlung von Songs, die in einem Jahr mit Herzschmerz, Reisen und Wandel entstanden”. Es enthält all die lauten und glühenden Andeutungen, welche in ihren früheren Werken bereits zu finden waren. 

Bereits auf dem End Of The Road Festival in England konnte sie begeistern, für 3 Konzerte kommt sie nun nach Deutschland: 

28.03. - King Georg, Köln 
29.03. - HAU 1, Berlin 
03.04. - Haus 73 / Kleiner Donner, Hamburg 







Ja, Panik, Stuttgart, 07.02.2014

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Konzert: Ja, Panik
Ort: Keller Klub
Datum: 07.02.2014
Dauer: 91 Minuten
Zuschauer: ausverkauft



Die eiskalte Lüftung lässt mich fröstelnd in meiner Winterjacke in einem ausverkauften Club stehen. Ein merkwürdiges Gefühl. "Ich wünsch' mich dahin zurück, wo's nach vorne geht. / Ich hab auf back to the future die Uhr gedreht."
Nachdem die Gruppe Ja, Panik mit ihrem neuen Album „Libertatia“ erwartungsgemäß die Feuilletons und Musikmagazine in Verzückung versetzte und eine Reihe Cover zierte, sind die österreichischen Exil-Berliner wieder in aller Munde, die Konzerte sind voll. Der Keller Klub ist keine Ausnahme und so reiht es sich dichtgedrängt am Flux Friday, bis die Gruppe um Andreas Spechtl ihren ausgesprochen tanzbaren aktuellen Sound zwischen Indie-Pop, Funk, klassischer Disco und Falco entfallen darf und zumindest im vorderen Bereich fast kollektiv getanzt wird. Libertatia ist eines der besten Alben des bisherigen Jahres, darin ist man sich zum Glück einig. Gespannt wie der stilistische Wechsel vom rockigeren Diskurspop der Vorgänger hin zum poppigen von Tobias Levin veredelten Sound live gelingen mag, freue ich mich auf ein überaus vielversprechendes Konzert. Dass meine riesigen Erwartungen am Ende nicht erfüllt werden können, ist zunächst enttäuschend, liegt aber keinesfalls an der Band. Doch der Reihe nach. 


Meine erste und einzige Begegnung mit Ja, Panik am letzten Abend des BootBooHook-Festivals 2012 in Hannover war ein Konzert voller Missverständnisse. Die Band übernahm eine Art Co-Headliner-Slot und schien der großen Aufmerksamkeit noch nicht gewachsen. Das damals aktuelle Album „DMD KIU LIDT“ (Akronym von„Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“) war fraglos ein Meilenstein, doch haperte es mit der Live-Umsetzung. Andreas Spechtls affektierte Bewegungen pendelten an der Grenze zur Selbstkarikatur, während sein markanter Blick nach Oben durchaus eindringlich war. Am Ende überzeugten allein die Songs, die Performance der stilsicheren Dandys ließ mich kalt. 
Gut eineinhalb Jahre später ist Ja, Panik eine andere Band. Nachdem man kurz vor der Auflösung stand, Thomas Schleicher (Gitarre) und Christian Treppo (Keyboards) die Gruppe verlassen haben und nun live von Oum Shatt-Sänger Jonas Poppe und Laura Landergott von Die Eternias ersetzt werden, versucht man sich an einem neuen Sound. Was allerdings auf Platte schillert, glänzt im Konzert nur bedingt. Eine allzu routinierte Präsentation formidabler Songs, vermutlich provoziert durch den störenden Geräuschpegel im Publikum, schmälern den positiven Eindruck eines unter anderen Umstände vermutlich brillanten Konzerts. 

Als kritische Geister stets den politischen Diskurs suchend, erschließt sich die Relevanz der Österreicher schon in ihrer klaren Haltung. Dass die musikalische Umsetzung, der unnachahmliche Wechsel zwischen Deutsch und Englisch innerhalb einzelner Verse diese nur noch weiter bestätigt, spricht für sich, ist eine Art Alleinstellungsmerkmal, das Ja, Panik im deutschsprachigen Pop innehat. Wenn man so will, ist „Libertatia“, benannt nach der von Legenden umwitterten Pirateninsel vor Madagaskar, ein grandioses Konzeptalbum, eine Grenzen überwindende Utopie in Zeiten von Euro-Krise, NSA-Skandalen und wachsendem politischen Populismus, gegossen in purem Pop, und ein konsequenteres„Wie wir leben wollen“ mit besseren Stücken. Das ist radikal, subversiv und macht sogar Spaß. Als am Ende des regulären Sets alle Songs des Albums durcheinander gespielt wurden, bin ich äußerst angetan von der Setlist: Spechtl, Stefan Pabst (Bass), Sebastian Janata (Schlagzeug) und die beiden neuen Live-Mitglieder bringen zwischen dem starken Beginn mit „Radio Libertatia“ und dem würdigen Schluss mit „Antananarivo“ weitaus mehr auf die Bühne, als ich erwartet habe. Schon vor den Zugaben ist die Setlist stringent und dramaturgisch geschickt aufgebaut. Zwischen all den „Libertatia“-Perlen reihen sich Klassiker der letzten beiden Alben„DMD KIU LIDT“ und „The Angst and the Money“ nahtlos ein. „Trouble“ mit seiner grazilen Walter Benjamin Referenz und Versen wie"Ich dachte so wird's kommen, es kam anders, ich blieb' hängen auf den Straßen Europas"oder "Sorry for my bad English, but my German is even worse" sowie das unkaputtbare Manifest „Alles hin, hin, hin“ sind obligatorische Höhepunkte. Pabst, Janata und Keyboarderin Landergott mit Sidecut singen herrlich schiefe Chöre, Poppe nimmt sich an der Gitarre zurück, während Andreas Spechtl wunderbar exaltiert auftritt, umhertänzelt, die Gitarre herumreißt und erstaunlich höflich bleibt. Nur einmal, während einer ruhigen Stelle zu Beginn von „Eigentlich wissen es alle“ werden dem distinguierten Frontmann die Nebengeräusche doch zu arg. „Quassel, quassel, quassel, quassel. Das ist wirklich unglaublich.“ Die Ermahnung zeigt kurzfristig Wirkung, einige Störer sind verschreckt, doch später nehmen sie Gespräche wieder auf. 


Dass sich die Band es dennoch nicht nehmen lässt, eine Reihe Zugaben zu spielen, spricht sehr für sie. Die drei verbliebenen Originalmitglieder geben ein rasantes „Thomas sagt“, der Charme des Österreicher Spracheinschlags entfaltet sich in seiner Gänze.  „Die Luft ist dünn“ und „Nevermore“, jetzt wieder in voller Besetzung können die energische Klasse halten. Tatsächlich kehrt man am Ende noch für eine vierte Zugabe zurück und dankt denjenigen, die ausgelassen tanzen, perfekten Indie-Pop genießen, mit dem englischen Gospel „The Evening Sun“ vom letzten Album. Spechtl sitzt am Klavier, alle – inklusive Jonas Poppe – singen den hymnischen Refrain, Laura Landergott raucht dabei. 

Am Ende bleibt ein flaues Gefühl. Der Flux Friday ist wohl einfach nicht für Konzerte gemacht. In einem anderen Club, mit einem aufmerksameren Publikum hätte das Konzert ein Anwärter auf die Jahresbestenliste sein können, so war es nur ein solider Auftritt einer großartigen Band. Abschließend kann ich bloß in Anlehnung an einen der besten Songs auf „Libertatia“ bekennen und im Geiste die schwarzen Flaggen schwenken: Wir werden uns wieder und wieder begegnen. Au revoir! 



Setlist Ja, Panik, Stuttgart:

01: Radio Libertatia
02: Post Shakey Time Sadness
03: Trouble
04: Dance the ECB
05: Run From the Ones that Say I Love You
06: Time Is on My Side 
07: Au Revoir
08: ACAB
09: Libertatia
10: Alles leer
11: Eigentlich wissen es alle
12: Chain Gang
13: Alles hin, hin, hin
14: Antananarivo

15: Thomas sagt (Z) (zu Dritt)
16: Die Luft ist dünn (Z)
17: Nevermore (Z)

18: The Evening Sun (Z)


Links:
- aus unserem Archiv:
- Christian Rösinger (mit Andreas Spechtl), Köln, 05.02.2011
- Ja, Panik, Haldern, 02.08.2013
- Oum Shatt, Stuttgart, 22.01.2014
- Ja, Panik, Köln, 05.02.2014
  

Bill Callahan, Paris, 12.02.14

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Konzert: Bill Callahan
Ort: La Cigale
Datum: 12.02.14
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: gut 100 Minuten



Sehr unterschiedliche Meinungen zum Konzert von Bill Callahan hinterher. Die einen wollten ein durchgängig großartiges Konzert gesehen haben, andere bemängelten die ausufernde Länge der Stücke und das Fehlen von alten Klassikern (vor allem von Smog), die Qualität der Begleitband (einer redete gar von Dilettanten die auf unerträgliche Weise die begnadeten Jazmusiker raushängen ließen), wieder anderen lästerten, jedes Lied hätte eigentlich gleich geklungen und das Set sei monoton und repetitiv gewesen.

Und wer hat recht?

Hmm. So etwas gibt es in der Populärmusik nicht. Niemand hat das alleingültige Urteil. Natürlich wiegt die Meinung eines Oliver Peel zum Beispiel wesentlich schwerer als die eines dahergelaufenen Hipsters (hahaha!), aber ansonsten darf hier jeder nörgeln oder loben wie er will.


Außerdem: was heißt schon monoton? Bill Callahan war immer schon monton. Er ist der Meister der gepflegten Langeweile, jawohl. Ähnlich wie Lambchop. Deshalb ist er ja so genial. In der heutigen Welt werden ja die beknacktesten Bands und Acts dafür gelobt dynamisch und unterhaltsam zu sein. Dynamisch und energiegeladen, pahaha, das ist nicht lache! Ist das eine Qualität? Palma Violet sind das auch und trotzdem scheiße. Unterhaltsam? Wer braucht das? Geht doch besser zu Beyoncé oder Lady Gaga!

Nein, bei Bill geht es nicht um Hipness, Rumgehampel und Show, bei ihm zählen nur Stimme und Texte. Die musikalische Untermalung ist fast nebensächlich. Callahan ist in erster Linie Geschichtenerzähler und wer keine Lust hat zuzuhören, schlittert halt eben am Konzert vorbei. Ich hingegen war von Anfang an "voll drin". Schon als er The Sing, den genialen Opener des aktuellen Albums Dream River anstimmte und croonte: the only words I've said today are beer and thank you" glänzten meine Augen und stiegen Glücksgefühle in mir auf. Wie cool er da stand. Kerzengrade mit ernstem trockenem Blick. "Beer and thank you" wiederholte er. Seine
Hand flog über die Gitarrensaiten, die dreiköpfige Begleitband spielte ihren Part mit Feuereifer. Meine Welt war in Ordnung. Zwar hatte ich einen wirklich nervigen Pfeiler in meiner Blickrichtung zur Bühne, aber das war zu verschmerzen, die Sessel waren bequem. Die Veranstalter hatten entschlossen, die Cigale komplett zu bestuhlen. Eigentlich nicht so mein Fall, diese "gesetzten Konzerte", aber aufgrund meiner üblen Frühjahrsmüdigkeit (ich Optimist, es ist noch tiefster Winter!) fand ich es in diesem Falle gar nicht mal so schlecht. Ohnehin war ich froh, noch in letzter Sekunde eine Karte für dieses ausverkaufte Konzert bekommen zu haben. Bill Callahan ist in den letzten Jahren die Karriereleiter nach oben geklettert. Bei seinem Konzert im Européen 2008 waren wir vielleicht 400, hier sicherlich 1200, eine schöne Steigerung. Die Aktie Bill Callahan ist rentabel und ich würde sie auch jetzt nocht nicht abstoßen, ich denke da ist mittelfristig noch mehr drin. Kursziel: 2500 Leute.

Zu gut ist einfach das Songmaterial von Bill, zu stark und klug seine Texte, zu charismatisch dieser Musiker, obwohl er stets unterkühlt und sehr reserviert wirkt. Nur ins Ausnahmefällen sagt er mal ein zwei Sätze, ansonsten schweigt er und blickt sauertöpfisch drein. Eine Art James Dean der Folkmusikszene. Ein gut aussehender Mann mit seinen grauen Haaren und dem hübschen Gesicht und somit ganz anders als die ganzen anderen Folkbarden mit ihren langen Bärten und ihren hippiesken Klamotten. Callahan ist eben eine Klasse für sich, jemand mit vielen Alleinstellungsmerkmalen, der keinen besonderen Moden folgt, keinen Stil spielt, bei dem Schreiberlinge von Pitchfork eine feuchte Hose bekommen, keiner der um Aufmerksamkeit heischt. Jemand, der 10 glänzende, von Kritikern überschwänglich gelobte Alben unter dem Moniker Smog gemacht hat, ohne daß sich ein größeres Publikum dafür interessiert hätte. Wofür ein mittelmäßig talentierter Grünschnabel wie Jake Bugg ein Album brauchte, nämlich eine 1000 er Venue zu füllen, hat Callahan 14 Alben und ebenso viele Jahre gebraucht. Bei ihm ist der Erfolg gewachsen, man vermeide also das Wort Hype in seinem Zusammenhang.

Sicherlich, er wird heuzutage auch ein gewisses Eventpublikum anziehen, das sich immer blicken lässt, wenn irgend jemand angesagt ist. Die meisten Leute heute in der Cigale schienen aber dennoch Kenner zu sein. Man sah so einige Vertreter von hochrangigen Labeln, sei es Domino, City Slang oder EMI France, aber auch altgediente Bogger und Folkmusikfans. Das Fachpublikum war also in der Überzahl und honorierte die Brillanz von Callahan und seinen Mitmusikern.

Allerdings waren die Meinungen zu den Begleitmusikern wie oben geschildert gespalten. Der Gitarrist sei mies, oder auch: der Drummer taugte nichts, solche Kommentare hörte und las man hinterher. Ich persönlich konnte da keine handwerklichen Schwächen ausmachen, für mich klang das erlesen. Allerdings stimme ich zu, daß die Instrumentalparts teilweise zu lange ausgedehnt wurden und es zu viele freejazzige, improvisierte Passagen gab, vor allem gegen Ende. Da wurde es in der Tat etwas zäh (vor allem bei Please Send Me Someone To Love und dem scheinbar nie endend wollenden Seagull), fehlte die Zeit für Zugaben, in denen man gerne alte Perlen von Smog oder auch Stücke wie Eid Ma Clack Shaw oder den Diamond Dancer gehört hätte.

Dafür war allerdings der Beginn fulminant. Nach The Sing kamen hintereinander weg Javelin Unlanding und America und gleich danach Dress Sexy. Eine fulminante Phase. Javelin ist mit seiner famosen Gitarrenmelodie ohnein das markanteste Stück des aktuellen Albums und die Liverversion des zynisch bitteren America (von Apocalype) hatte mächtig Druck unterm Kessel und klang metallisch, noisy, und feeback geschwängert. "I watch David Letterman in Australia, oder what an army, what an air force... I never served my country, america america ... ain't enough to eat" diese Textzeilen sind bereist jetzt Kult. Der Gitarrensound hierzu war wirklich unfassbar. Überhaupt klang das ganze Set wesentlich lauter und rockiger als die ruhigen Alben (und es gab auch keine Flöten wie auf Dream River) und wäre der Drummer nicht fast durchgängig mit Schneebesen und Bongos zu Werke gegangen, wären manche Titel regelrecht explodiert.

Der Mittelteil mit Spring, Dover und einem furiosen Ride My Arrow waren ebenfalls spektakulär, bevor mit One Fine Moment erstmals ein sehr langatmiges (15 Minuten!), wenngleich schönes Stück kam. 



Mit der von Sometimes I Wish I Were An Eagle entlehnten Too Many Birds wurde es wieder erstsahnig. Eine herzzerschmetternde Ballade voller Poesie und Wehmut, die bei manchen Weinkrämpfe auslöste. "Too Many birds in one tree" if you could only stop your heart beat for one heartbeat" intonierte Bill mit seiner Baritonstimme und man schmolz dahin.


Tja und danach zerfaserte das Ganze etwas, wurden die Instrumentalpassgen zu lange ausgekostet, fast nicht endende wollende Soli angestimmt und beinahe freejazzig musiziert.


 

Interresanterweise wurde der sonst so statische Amerikaner gerade in dieser Endphase etwas beweglicher. Er wippte ab un an dazu leicht auf der Stelle, poste bei den langen Gitarrenparts ein wenig und kam auch näher an den Bühenrand. Seine Mimik wurde leicht expressiver und er redete sogar ein wenig. Daß es schön sei, an einem "rainy day in old Paris" zu spielen, in diesem herrlichen Theater La Cigale. Er habe sich immer gefragt was das heiße: Cigale? Das sei nicht mit Seagull (= Möwe) zu verwechseln, ja? Eine Cigale sei ein Insekt, das habe er inzwischen gelernt. Diese Geschichte schien in sehr zu belustigen, er integrierte sie in das letzte Lied Winter Road ein und sang: "La seagull eats La Cigale", oder auch "Steven Seagul eats La Cigale, La Cigale eats us all." Ein Beweis dafür, daß der Bursche durchaus Humor hat, selbst wenn er auch in dieser Phase nicht lächelte und sein Pokerface behielt.


Etwas nervig war allerdings die langatmige Vorstellung der  Begleitmusiker, die in bester (bzw. schlechtester ) Jazz/Blues-Musiker-Manier lange Soli dazu spielten.

Zeit die fehlte, denn es gab keine einzige Zugabe, obwohl die Zuschauer langanhaltenden Applaus spendierten. Über ein Stunde für lediglich 12 Lieder, abgesehen von Postrockkonzerten wo das üblich ist, eher eine ungewöhnliche Sache.

Mein fünftes Konzert von und mit Bill Callahan war unter dem Strich vielleicht nicht das Beste von ihm, aber trotzdem überdurchschnittlich gut. Bis zu Too Many Birds war es geradezu perfekt und hätte eine 10/10 verdient. So war es letztlich eine satte 8/10.


Auch sein Support, der Schotte Alaisdar Roberts, wusste zu gefallen zumindest mir. Die meisten anderen Leute lästerten über den schottischen Barden, seinen Akzent und seine mittelalterliche Weise zu singen. Nur mittelmäßig war in der Tat sein Maler. Maler? Ja richtig gelesen, Alasdair hatte einen Freund auf die Bühne eingeladen, der Zweige und Blätter auf eine Leinwand pinselte, ohne daß ich da besonderes Talent entdecken konnte. Wer brauchte das?

Setlist Bill Callahan

01: The Sing
02: Javelin Unlanding
03: America
04: Dress Sexy For My Funeral
05: Spring
06: Drover
07: Ride My Arow
08: One Fine Morning
09: Too Many Birds
10: Please send Me Someone To Love (Percy Mayfield)
11: Seagull
12: Winter Road

Konzerttermine Bill Callahan 

14.02.2014: Kulturkirche, Köln
15.02.2014: Heimathafen, Berlin
16.02.2014: Freiheiz, München

Erdmöbel, Stuttgart, 13.02.2014

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Konzert: Erdmöbel
Ort: Schauspiel des Staatstheaters, Stuttgart
Datum: 13.02.2014
Dauer: 114 Minuten
Zuschauer: bedauerlich wenige; vllt. 200



Ja, dieser eklige Februarregen, irgendwie möchte man ihn für die vielen leeren Reihen im Schauspiel des Stuttgarter Staatstheaters verantwortlich machen. Da spielt die Kölner Indie-Pop-Institution Erdmöbel nach Jahren wieder in der Schwabenmetropole und kaum einer geht hin. Ein trauriges Bild, das Mastermind, Sänger und Gitarrist Markus Berges, Bassist Ekki Maas und Co allerdings nicht weiter zu stören scheint. Man vermisst zwar Die Röhre, jenen legendären Club in einem Tunnel, der Stuttgart 21 weichen musste, spielt aber ein derart mitreißendes Set, dass man glaubt, in einem vollen Saal zu sitzen. Es wird gesungen, rhythmisch geklatscht, und ja, hier und da auch getanzt. All das Ausdruck der Wertschätzung, die der Band entgegenschlägt. Knapp zwei Stunden lausche ich aus bequemen Theatersitzen wunderbar 60s infiziertem Pop mit Bläserunterstützung und kryptischen Versen voller Sätze und subtiler Weisheiten, die man am liebsten auf Postkarten oder Tassen drucken möchte. 


Nachdem mir die Musik Erdmöbels auf dem Sampler zum 15. Geburtstag des deutschen Rolling Stones im Herbst 2009 erstmals begegnete und die ich mit der Veröffentlichung von „Krokus“ wenig später zu lieben begann, verstrichen einige Jahre bis zu meiner ersten Live-Begegnung. Wie gut, diese ausfallen würde, konnte ich im Vorfeld freilich nicht ahnen, und so bin ich verblüfft, wie kurzweilig das fast zweistündige Set ist. 

In annähernd 20 Jahren Bandbestehens beschenkte Erdmöbel Pop-Deutschland reich mit erfüllenden Alben, die von der überschäumenden Kreativität Markus Berges' nur so strotzen und von Ekki Maas' feinem Händchen für die passende Produktion veredelt wurden. Mittlerweile auf einem eigenen Label veröffentlichend, begeisterte vergangenen Herbst „Kung Fu Fighting“ als harmonisch stimmiges, stilsicheres Album. Passend zum pinkem Kirschblüten-Cover erscheint die Gruppe auf der dazugehörigen Tour geschlossen in rosa gekleidet. Das reicht von Ekki Maas' Sakko bis zum Pullunder des Posaunisten Henning Beckmann, ist konsequent und passt zur gerne ins Groteske abdriftenden Lyrik von Markus Berges. Im Hintergrund prangt in heller Beleuchtung das flamingofarbene Blütenmeer. Auf der Setlist stehen neben Klassikern und Fanfavoriten viele Stücke der aktuellen Platte und schon die Eröffnung mit „Peng“strahlt in den sattesten Farben. Berges, Maas, Wolfgang Proppe (Keyboards), Schlagzeuger Christian Wübben und die ergänzende Bläsersektion um Beckmann und Christa Becker an der Querflöte schöpfen aus einem großen Soundregister und nutzen die akustischen Vorteile eines Theaters für einen Abend im Zeichen des Wohlklangs. „Ausstellung über das Glück“ und „77ste Liebe“, es sind Lieder, die man im Kopf mitsingt, die glücklich machen.
Harmonisch, unheimlich melodiös ist das alles und mit einer intensiven Spielfreude serviert. Dazu singt Markus Berges mit seiner sonoren Stimme seine fantastischen Texte und nimmt den ganzen Saal ein. Ob dort 600 oder nur 150 Zuschauer sitzen, ist völlig egal. Alles umgreifend, nimmt einen die Präsenz des Sängers ein.„Wer will geschenkt ein Herz aus Herzmaterial? / Ich! meins flackert so fatal / Wie Neon vorm kaputtgehen / Deshalb, Süße, und trotzdem heirate mich.“ Die Liebeslieder kommen ohne Kitsch aus, nichts ist hier plakativ. Das subtile Spiel mit Worten und Bildern ist das Geheimnis der Lyrik. Ohne je ins Dadaistische zu verfallen, umschifft Berges gängige Konzepte. Die Rechtfertigung aller Lobeshymnen der Musikpresse schwingt in jeder Zeile mit. 


 Die augenzwinkernde Hommage an die Ruhrpott-Satirepunks von Eisenpimmel aus Duisburg in „Bewegliche Ferien“ kommt in einem chicen Theater ausgezeichnet zur Geltung. Als der Sänger mit der bekannten, großen Brille vor dem Titeltrack des aktuellen Albums, „Kung Fu Fighting“, den Zuschauern „Knutschzwang“ auferlegt, tauen diese langsam auf. „Stuttgart ist nicht nur die Stadt der Wut, sondern auch die Stadt der Zärtlichkeit“, scherzt Berges am Vorabend des Valentinstags und erntet Applaus. Ohnehin sind seine und die Ansagen seines Bassisten stets sympathisch, häufig von angenehmer Komik.
„Wir dachten immer, es würde sich bei ihr um eine Erfindung handeln“, berichtet Ekki Maas, bevor „Vivian Maier“, die Songhommage an die gleichnamige Hobby-Fotografin, gespielt wird. „Jetzt lief ein Dokumentarfilm über sie auf der Berlinale an, sie war echt.“ Der anschließende Anti-Oktoberfest-Song „Wurzelseliger“ in der vermutlich einzigen deutschen Stadt ohne Oktoberfest ist mit seinen grandiosen, satirischen Versen ein Höhepunkt. „Immer, wenn wir so weit in den Süden fahren, denken wir, es wäre Bayern. Aber das ist ein Irrtum. Ihr habt kein Oktoberfest hier? Ihr habt den Cannstatter Wasen. Stimmt.“ 


Die Bläser tun ihr übriges für den voluminösen Sound, der jedes Lied zur fantastisch klingenden Ode verzaubert, selbst, wenn es sich um bittere Abrechnungen handelt. Akademiker lieben, so das gängige Klischee, den Scharfsinn in Erdmöbel-Stücken. Und das zurecht. Fraglos ist„Gefäße“ einer der besten Songs des aktuellen Albums und auch live kann er seine treibende Qualität entfalten. Ekki Maas, derzeit mit beeindruckendem Vollbart und Hut, konterkariert mit melodiösen, vordergründigen Spiel das gängige Vorurteil des einfältigen Bassisten und wechselt immer wieder zwischen vier Instrumenten – vom Höfner Violinbass hin zur Gibson.
Zu „Im Club der senkrecht Begraben“ werden die Zuschauer zum kollektiven Mitsingen der Refrain-Zeile aufgefordert und spätestens jetzt verzeichnet die Aufforderung zum Tanzen im bestuhlten Saal erste Erfolge. Bandklassiker wie „In den Schuhen von Audrey Hepburn“ und „Das Leben ist schön“ beschließen das reguläre Set. „Blinker“ mit stroboskopartigen Blitzen ist großartig. „Schadensersatzschreiben, dann bitte per Mail“, entschuldigt sich Berges bei potentiellen Epilepsie-Patienten. 


„Vergnügungslokal mit Weinzwang“ und vor allem mein liebster Erdmöbel-Song „Dreierbahn“ sind großartige, würdige Zugaben bevor „Nah bei dir“ zur garantiert kitschfreien Mitsinghymne erhoben wird. Erneut kehrt die Band – diesmal ohne Bläserverstärkung – für eine letzte Zugabe zurück. „Anfangs Schwester heißt Ende“ ist der angemessene Schlusspunkt. Ein schönes Lied. Vertraut, verspielt, verspielt, vertraut und nicht zu laut. Wirklich. Erdmöbel ist am Ende so viel mehr als Indie-Pop für Studienräte. Es ist die deutsche Band auf die man sich im Zweifelsfall einigen kann. Draußen hat es aufgehört zu regnen. Das Leben ist schön und wird schöner mit jedem neuen Song des großartigen Markus Berges, mit jedem Konzert seiner Gruppe.



Setlist Erdmöbel, Stuttgart:

01: Peng
02: Ausstellung über das Glück
03: 77ste Liebe
04: Cardiff
05: Bewegliche Ferien
06: Jetzt
07: Kung Fu Fighting
08: Vivian Maier
09: Wurzelseliger
10: Dawai, Dawai
11: Wort ist das falsche Wort
12: Gefäße
13: Jede Nacht
14: Im Club der senkrecht Begrabenen
15: In den Schuhen von Audrey Hepburn
16: Erster Erster
17: Blinker
18: Das Leben ist schön

19: Vergnügungslokal mit Weinzwang (Z)
20: Dreierbahn (Z)
21: Nah bei dir (Z)

22: Anfangs Schwester heißt Ende (Z)


Links:
- aus unserem Archiv:
- 13.12.2013, Erdmöbel, Köln 
- 30.10.2013, Erdmöbel, Frankfurt am Main
- 08.09.2012, Erdmöbel, Köln
- 03.12.2011, Erdmöbel, Frankfurt am Main
- 30.10.2011, Erdmöbel, Hachenbuch
- 10.10.2010, Erdmöbel, Frankfurt am Main

Konzertvorschau Nathaniel Rateliff

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Konzert: Nathaniel Rateliff
Orte und Daten: siehe unten


von Jan aus Hamburg

Mit seinem erfolgreichen Debüt Memory Of Loss hat Nathaniel Rateliff seit 2011 viel Aufmerksamkeit erregt. Produziert von Brian Deck (Iron & Wine, Modest Mouse) verpasste er dem Album soviel Zurückhaltung und Feingefühl wie nötig, um eine intime Atmosphäre zwischen dem Hörenden und der Musik zu schaffen. 

Auf seinem zweiten Solo-Album Falling Faster Than You Can Run hat der als Gärtner arbeitende Rateliff nichts von dieser Stimmung eingebüßt, die Lieder sind nach wie vor spärlich instrumentiert und gefallen durch das nuancierte Gitarrenspiel genauso wie durch seine kraftvolle Stimme, die sich mit wunderbaren Harmoniegesängen abwechselt und so nie Langeweile aufkommen lässt. 

Thematisch geht es auf seinem neuen Album um die Einsamkeit, die er während des Tourens gespürt hat - trotz oder gerade wegen des Umstandes, dass er fast pausenlos von Menschen umgeben war. 

Herausgekommen ist ein Album, das elf aufrichtige und erstaunlich selbst-reflektierte Geschichten über die Liebe und das Leben mit all seinen Tücken. 

Getourt hat Rateliff bereits u.a. mit The Lumineers und Dr. Dog, die musikalischen Vergleiche zu Bill Callahan und M. Ward waren selten treffender und so sollte man sich die Live-Konzerte nicht entgehen lassen! 

19.02. - Strom, München 
20.02. - Bi Nuu, Berlin 
21.02. - INDRA, Hamburg




Konzertankündigungen Societätstheater Dresden und Geraer Songtage

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Konzerte an besonderen Orten bringen oft auch das besondere Erlebnis für Künstler und Publikum. Zumal wenn Organisatoren dafür brennen. Was "nur" lokal bedeutsam scheint, ist damit mitunter auch Magnet für auswärtige und dient als Vorbild.



Dienstagskonzerte im Soci in Dresden

04.03. GUÐRIÐ HANSDÓTTIR (FÄRÖER INSELN) 
      Support THERESE AUNE (NOR)
18.03. RUE ROYALE (USA) und FERAL & STRAY (CAN)
08.04. CHANTAL ACDA (BE)
29.04. AIDAN KNIGHT (CAN) 
06.05. LEIF VOLLEBEKK (CAN)
13.05. LIZ GREEN (GB)  und TINY RUINS (NZ) 


Meiner Meinung nach könnte man ja ohne eigenes Nachdenken einfach jedes dieser Konzerte in den eigenen Terminkalender übernehmen und wird ohne Zweifel hinterher jedes Mal einen wunderbaren Abend erlebt haben. Wer sich aber informieren möchte, dem seien die Berichte von Eike (klienicum) und im Konzerttagebuch empfohlen. Ich selbst werde mir Chantal Acda jedenfalls auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn ich dafür extra 3 Stunden mit der Bahn anreisen muss. Dresdner, die sich so eine Gelgenheit entgehen lassen, ernten von mir also nur ein mitleidiges Kopfschütteln.





neustes über Liz Green im klienicum 
Leif Vollebeck im klienicum 
Therese Aune kürzlich in Paris
Rue Royale im Januar in Karlsruhe (inkl. weiterer Berichte) 
Liz Green Sommer 2012 in Paris
Liz Green 2012 in Berlin
Tiny Ruins beim Sound of Bronkow 2012


Ebenso herzerwärmend finde ich es, wenn jedes Jahr wieder neu ein formidables Programm für die Geraer Songtage zusammenkommt - diese Jahr schon zum siebten Mal! Konzerte in vielen Geschmacksrichtungen an verschiedenartigen Orten beweisen, dass Provinz nicht heißen muss, dass man nichts zu bieten hat: Flyer.

Ich jedenfalls werde mir Árstíðir in der Trinitatiskirche nicht entgehen lassen und wünsche dem Festival ein neugieriges und zahlreiches Publikum!!



14.03. Pohlmann - Nix ohne Grund Part 2 COMMA
15.03. Wolf in Loveland & Mark Lotterman PUPPENTHEATER
18.03. Rivers of England MANGELWIRTSCHAFT im Steinweg
21.03. Kevin Johnston TIVOLI
22.03. Keimzeit Akustik Quintett VOLKSHAUS
26.03. Jesper Munk COMMA
28.03. DEAD or ALIVE - Der Songtage-Slam BÜHNE AM PARK
29.03. Strom & Wasser featuring The Refugees MURPHY'S
30.03. Cäsar – Semper Fidelis COMMA 


03.04. Christian Kjellvander SonderBar
05.04. Ulla Meinecke COMMA
10.04. Next Stop Horizon MANUFAKTUR
11.04. Martin and James COMMA
12.04. Bünger STADT- & REGIONALBIBLIOTHEK
17.04. Jonathan Kluth BÜHNE AM PARK
19.04. Dziuks Küche BÜHNE AM PARK

22.04. Sprungbrett STRASSENBAHN
25.04. Árstíðir TRINITATISKIRCHE
30.04. Simon & Jan BERUFSAKADEMIE 


02.05. Mine SÄCHSISCHER BAHNHOF
03.05. Caracol SZENARIO 

05.05. Wallis Bird COMMA
10.05. Paul Armfield KULTURSCHEUNE Linda
13.05. byebye MANGELWIRTSCHAFT im Steinweg
15.05. Michme Songtage Gourmet-Barbecue TÉTE Á TÉTE
         in Großenstein, OT Baldenhain bei Gera
16.05. JUPITER JONES Akustik-Show COMMA


Liebevoll zusammengestellt Infos zu allen Musikern und zu den genauen Preisen und Anfangszeiten der Konzerte gibt es auf der Webseite der Songtage. 

Aus unserem Archiv:
Jonathan Kluth, Karlsruhe, 09.05.13
Árstíðir, Berlin, 08.04.12
Mine, Karlsruhe, 19.09.13
Mine, Mannheim, 15.06.13
Mine, Freiburg, 21.05.13
Mine, Karlsruhe, 09.05.13 
Wallis Bird, Mannheim, 02.06.13
Wallis Bird, Paris, 27.05.10

 

I Like Trains, Brüssel, 16.02.14

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Konzert: I Like Trains (10th Birthday Tour)
Ort: Botanique (Rotonde), Brüssel
Datum: 16.02.2014
Dauer: I Like Trains gut 85 min, Her Name Is Calla 40 min
Zuschauer: ca. 150 (wohl ausverkauft)



Vor zehn Jahren hießen I Like Trains aus Leeds noch iLiKETRAiNS und spielten ihre ersten Konzerte. Das Bandjubiläum nutzen die "guys in trains" (Her Name Is Calla Sänger Tom Morris) für eine kurze Tour durch Großbritannien und ausgewählte Orte auf dem Festland. Gottseidank gehörte Brüssel zu diesen und in Brüssel mit der Rotonde im Botanique der wohl schönste Konzertort, den ich kenne. Wir wären also vollkommen verrückt gewesen, uns dies entgehen zu lassen, obwohl I Like Trains in den letzten Jahren nicht mehr den gleichen Stellenwert für mich hatten wie am Anfang.


Mein erstes Konzert der Nordengländer war 2007 im Gebäude 9, es war bereits ihr zweiter Auftritt in Köln. Damals waren iLiKETRAiNS-Konzerte ein ganz besonderes Spektakel. In der Anfangszeit gehörte der Hornist und Videokünstler Ashley Dean noch zur Band, dessen Hauptaufgabe Filmprojektionen zu sein schienen, die die Geschichten, die die Lieder erzählen, optisch unterstützen. Jedes Video begann mit einem Ort und einer Jahreszahl, beispielsweise "Belgrade, 1992" vor A rook house for Bobby und erklärte, worum es in den Liedern geht, und das lohnte sich! Die Titel des Debütalbums Elegies to lessons learnt und der grandiosen EP Progress reform erzählen vom großen Feuer in London, vom Pestausbruch in Derbyshire oder vom mißglückten Attentat auf König George III (der die amerikanischen Kolonien verloren hat und den die Briten uns wegen seiner Herkunft aus dem Hause Hannover heute noch übel nehmen). Diese Kombination, die historischen Hintergründe, düster vertont und durch Filme erklärt, machte die ersten iLiKETRAiNS Konzerte zu Ereignissen. Als die Band Anfang 2008 Get Well Soon in Frankfurt supportete, sagte Konstantin Gropper anschließend, er komme sich mit seiner Musik nach der Vorgruppe wie eine Mallorca-Band vor.


Nachdem der Hornist die Band verlassen musste und die nächsten Platten mehr und mehr von der tiefschwarzen Melancholie einbüßten, ging die Faszination für I Like Trains (so heißen sie seitdem) bei mir ein wenig flöten. Die Band aus Leeds ist weiterhin überdurchschnittlich gut, sie ist aber nicht mehr im wahrsten Sinne des Wortes herausragend. Allerdings ist dies eine unter Umständen ungerechte Kritik, denn Auftritte wie der im Sonnenschein in Haldern vor ein paar Jahren oder der I Like Tea als Band-Merch oder die Option, mit der Band im Rahmen einer Crowdfunding Aktion Scrabble zu spielen, machen sie auch ohne die besonderen Konzerte zu einer außergewöhnlichen Band.


Als vor einigen Tagen angekündigt wurde, im Rahmen der Geburtstagsshows die Debüt-EP komplett zu spielen, strahlte mein Herz. Diese erste längere Veröffentlichung enthält einige wundervolle Perlen, und ein paar von denen hatte ich bei meinen bisher sieben Konzerten noch nicht sehen dürfen. Und so standen wir um kurz nach neun in der Rotonde des ehemaligen botanischen Gartens Brüssels, hatten das sehr gute Vorprogramm von Her Name Is Calla gesehen und bekamen mit Terra Nova das erste Stück der EP um die Ohren gespielt! 


Terra Nova erzählt die Geschichte des tragischen Rennens zum Südpol aus der Perspektive des Briten Robert Scott - "exploration's last great prize". Scott erreichte den Pol, kam aber einen Monat nach dem Norweger Amundsen an und starb mit seiner Crew auf dem Rückweg. Auch das zweite Stück No military parade handelt von diesem furchtbaren Scheitern und vertont dies fabelhaft. Terra Nova allerdings mit seinem dramatischen Aufbau, mit den vielen Gitarren gehört zu den besten Stücken Musik, die ich kenne. Das in diesem wundervollen Raum mit seiner Hörsaal-Charakteristik, seinem tollen Licht und der hervorragenden Akustik war einzigartig! Aber Terra Nova gehört zum Standard-Repertoire der Band und war daher bei weitem nicht das spannendste Lied des Abends.


Nach No military parade kam getreu der Albumreihenfolge A rook house for Bobby, das auch immer gespielt wird und die Geschichte des ehemaligen Schachweltmeisters (und Wirrkopfs) Bobby Fischer erzählt, der 1992 während des Bosnienkriegs einen Rückkampf gegen seinen alten Rivalen Boris Spasski im mit Sanktionen versehenen Belgrad spielte und seitdem ´nicht mehr in seine amerikanische Heimat einreisen durfte. Auch A rook house for Bobby endet in herrlichen Gitarrenwände und gehört zu meinen großen Lieblingen. Danach begann der besonders spannende Teil des Abends.


Keines der nächsten Lieder hatte ich bisher live gesehen, nicht Citizen, nicht The accident und vor allem nicht die beiden Oberknüller Stainless steel und The Beeching Report. Während Citizen und The accident sehr schön aber im Vergleich unspektakulär sind, ist Stainless steel mit seinen Anfangszeilen "Please don't go into the kitchen. That's where the knives are" der düstere Höhepunkt der EP. Das lang ausgedehnte Instrumentalfinale war atemberaubend schön! Aber es wurde noch besser...

Absoluter Höhepunkt des Abends war nämlich The Beeching Report. Dr. Beeching war Chef der British Railways, der in den 60er Jahren von der Regierung beauftragt wurde, die hoch dezifitäre Eisenbahngesellschaft zurück in die Erfolgsspur ('tschuldigung) zu bringen. Sein "Beeching Report" von 1963 führte zur Schließung tausender Kilometer Bahnstrecke (und zu sehr schönen I Like Trains Jutetaschen, auf denen diese gestrichenen Linien den Umriß Großbritanniens nachzeichnen). Das Mantra "Reform, reform" macht das Lied seit jeher zu einem Highlight. Die Liveversion unter Einbindung der Her Name Is Calla Musiker war unvergleichbar schön!

Nach knapp 40 Minuten war die EP gespielt - und ich restlos begeistert.

Der Kür-Teil des Abends bestand - auch das war zu schön, um wahr zu sein - ausschließlich aus Liedern vom Debütalbum! Twenty five sins machte den Anfang. "This time the French are not to blame" - für das große Feuer in London zwischen dem 2. und 5. September 1666. Dieses Stück hatten I Like Trains in Brüssel geschrieben. Es folgte The deception mit meiner Lieblingsgeschichte (hier ganz kurz: Ende der 60er Jahre fand ein Segelrennen um den Globus statt, bei dem einer der Teilnehmer durch die Durchsage falscher Standortdaten betrügen wollte und sein Scheitern mit Selbstmord beendete - auch die Geschichte zweier anderer Teilnehmer erzählen I Like Trains in Liedern). Death of an idealist handelt von einem britischen Parlamentarier, der seinen Tod vortäuschte, um in Australien zu leben.

Die letzten beiden Stücke spielte I Like Trains ohne Pause. A voice of reason (über das gescheiterte Attentat auf George III.) und Spencer Perceval (über das gelungene Attentag auf den britischen Premier Minister - letzte Worte: "I am murdered") gehören immer zu den Höhepunkten eines I Like Trains Konzerts! 

Ich hätte danach gar nicht mehr gebraucht. Alles war gesagt. Der Rest konnte nur eine Fußnote sein. 

Drei Fußnoten wurden es. A father's son vom zweiten Album und Mnemosyne und Reykjavik vom dritten (und aktuellen). Jedes ist für sich gesehen gut. Aber im Vergleich zum düsteren, überragenden Frühwerk sind die eher fröhlichen späteren Stücke fallen sie ab.

Here's to ten more years, I Like Trains! Normalerweise bekommt zwar das Geburtstagskind die Geschenke, in Brüssel fühlte ich mich reich beschert! Das Konzert war atemberaubend schön und wird hoffentlich auf DVD erscheinen. Und wenn mich noch mal jemand müde belächelt, daß ich sonntags nach Brüssel fahre, um eine unbekannte englische Band zu sehen, statt vor dem Fernseher den 90000. Tatort zu gucken, werde ich zurücklächeln und "Reform, reform" vor mich hinsingen.

Setlist I Like Trains, Botanique, Brüssel:

01: Terra Nova
02: No military parade
03: A rook house for Bobby
04: Citizen
05: The accident
06: Stainless steel
07: The Beeching Report
08: Twenty five sins
09: The deception
10: Death of an idealist
11: The voice of reason
12: Spencer Perceval

13: A father's son (Z)
14: Mnemosyne (Z)
15: Reykjavik (Z)


Ein Bericht über Her Name Is Calla und Fotos folgen! 

Setlist Her Name Is Calla, Botanique, Brüssel:

01: Pour more oil 
02: The roots run deep 
03: Meridian arc 
04: I was on the back of a nightingale 
05: Navigator 
06: New England

Links:

- aus unserem Archiv:
- I Like Trains, Köln, 29.10.12
- I Like Trains, Wien, 24.10.11
- I Like Trains, Köln, 19.01.11
- I Like Trains, Haldern, 15.08.09
- I Like Trains, Köln, 06.03.09
- I Like Trains, Düsseldorf, 28.11.08
- iLiKETRAiNS, Frankfurt, 15.04.08
- iLiKETRAiNS, Paris, 08.04.08
- iLiKETRAiNS, Köln, 16.11.07
- iLiKETRAiNS, Paris, 31.10.07
- iLiKETRAiNS, Paris, 12.10.06



Oldseed, Ettlingen, 16.02.14

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Konzert: Wohnzimmerkonzert #2 in Ettlingen
  mit Oldseed
Datum: 16. Februar 2014
Dauer: 60 min
Zuschauer: 14


In meinem letzten Bericht aus dem Nun habe ich die Grundstimmung der Musik von Oldseed  als alttestamentarisch beschrieben. Er selbst sagt dazu zero-bullshit.Über eine treffende ausführlichere Beschreibung meines Eindrucks habe ich in Karins Wohnzimmer bequem der Musik von Craig Bjerring lauschend nachgedacht. Die beiden Lieder, die sich auch ohne meine verbummelten Notizen bei mir festgesetzt haben,  handelten von Erbsünde (Saving Throw vs. Death) und archaischen Männergestalten in Boys are back in town (Thin Lizzy cover) und auch wenn es wohl eher nicht der zürnende und rächende Gott ist, so sind es doch die Auge um Auge - Zahn um Zahn - Zeiten, die da bei mir emotional andocken.



Keine leichte Kost und auch keine Songs, zu denen man fröhlich plaudernd Geschichten erzählen möchte. Auf alle Fälle aber wertvolle Herzensnahrung. Eingesäte Widerhaken, die uns aus dem Trott holen. An diesem Abend in Ettlingen war selbst der schwarze Humor, der im Nuncafe hervorgeblitzt hatte, nicht dabei. Die unverstärkte Musik stand für sich und das Publikum war dem ausgeliefert, was Oldseed ihnen vorsetzte. 

Die versammelte Runde ließ sich sehr aufmerksam darauf ein und honorierte das gebotene mit viel Applaus. Aber es fand sonst kaum Interaktion statt. Mich beeindruckte wieder sehr das beredte Gitarrenspiel.



Nach dem Konzert gab es im Gespräch bei Wein und ein paar leckeren Kleinigkeiten vor allem Fragen zu den Umständen, die zu den Songs geführt haben bzw. der "Moral". Das unaufgelöste klagen und stille fluchen der Songs war doch irgendwie nicht so leicht zu verdauen. Eine Gutenachtgeschichte obenauf wurde gesucht.

So recht ließ sich Craig auf diese Wünsche nicht ein - es gäbe in der Regel nicht DIE Geschichte, sondern ein metaphorisches Destillat an Erfahrungen, die sich in den Songs wiederfinden.

Sicher kann man gespannt sein auf die neue CD von Oldseed, die eigentlich schon fix und fertig ist, für die aber vom Label noch kein Releasedatum genannt wird.

Konzerttermine:

18.02. Augsburg, Grandhotel
20.02. Frankfurt, Seestern        
21.02. Darmstadt, Bedroom disco
22.02. Wiesbaden, Kulturpalast


Aus unserem Archiv:
Old Seed, Karlsruhe, 28.09.13
Old Seed, Karlsruhe, 20.04.12 


Wohnzimmerkonzert#1 Bethany Weimers 05.01.14 

Wohnzimmerkonzertkalender (Vorschau und Rückblick) 
 

New dog, Karlsruhe, 17.02.14

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Wohnzimmerkonzert #32 mit New Dog
Ort: Karlsruhe-Waldstadt
Datum: 17. Februar 2014
Dauer: 45 min
Zuschauer: 8


Auf diesen Abend habe ich mich wieder ganz besonders gefreut. Im Oktober hatte mich die Anfrage von Anar Badalov aka New Dog erreicht, ob ein Stop in Karlsruhe willkommen sei. Seitdem hatte ich mich mit seiner Musik immer näher angefreundet und war auf die Liveumsetzung gespannt. Anar hatte noch seinen Freund James Lynch als Unterstützung mitgebracht an einer zweiten Gitarre bzw. dem Keyboard. Beide kamen wie angekündigt gegen 17 Uhr an und waren froh um einen Kaffee. Anschließend wurden gleich Pläne gemacht, wie die Musik in unser Wohnzimmer passen würde. Zwei grundsympatische, geerdete Jungs, die mit drei Wochen Tour durch Europa ihren Jahresurlaub verbringen.


Als es schließlich losging, lebte der Abend von Anars Stimme, aber auch den jeweils sehr prominenten Gitarrenlinien und ein paarmal von Wortbeiträgen und Samples vom Computer. Beide schienen sehr entspannt und spielfreudig und zwischen den Songs gab es immer ein paar Erläuterungen, die zum schmunzeln einluden. z.B. über die Obsession mit Jackson C. Frank,  dem übermäßigen Konsum von Reality TV, dass zu bösen Träumen führen kann, die in TV Islands, ausgetrieben wurden, von Taxifahrern in Baltimore, die mit dem verdienten Geld meist Familien in fernen Ländern unterstützen. Mein liebstes Lied wohl in diesem Wohnzimmkonzert I'm your man (Richard Hell cover) oder vielleicht doch Family Tree?


Wir waren alle ganz im Bann der warmherzigen Lieder, die ganz ohne Schmalz doch aus tiefstem Herzen kamen und in der akustischen Singfassung roh und doch funkelnd dargeboten wurden. Als die beiden Musiker den Schlußpunkt mit Leave nothing for tomorrow schon nach 45 min setzten, waren wir alle ein bisschen traurig, dass es schon wieder vorbei sein sollte. Trotzdemsicher ein guter Vorsatz für den Rest der Woche und darüber hinaus.



Da der Abend noch jung war, saßen wir beisammen und unterhielten uns über Konzerte in Europa und den Staaten, über Murder by Death, für die sie zur Tour In bocca al lupo Support gespielt haben und darüber, welche alten Platten uns immer noch gut gefallen.

Weitere Konzerte in Europa:

18.02. Köln, AZ Köln
19.02. Mons, Le Bateau Ivre
20.02. Metz, 7 cafe
21.02. Biel, Wohnzimmerkonzert
22.02. Duisburg, Djazz
23.02. Namur, La Dame de Pique


Me and Oceans,  Waldstadtkonzert #31 am 10.02.14
Wohnzimmerkonzertkalender (Vorschau und Rückblick)

Weitere Bilder:



Les concerts de la semaine à Paris du 17 au 23 février 2014

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Les concerts de la semaine à Paris du 17 au 23 février 2014


Hélas, j'étais trop occupé (busy doing nothing) pour publier mon agenda concert dès lundi. Toutes mes excuses! Alors vous avez aimez St. Vincent hier? Bon regardons vers l'avant. Ce soir il y a deux chouettes concerts avec Swann à la Dame de Canton et la mystérieuse Ciguri à la Bellevilloise. Ce je j'attends le plus c'est bien sûr l'Oliver Peel Session de vendredi avec His Clancyness (photo) ça va être super chouette!!


17.02.2014: Moderat, Trianon, complet
17.02.2014: Isaac Delusion, Nouveau Casino 
17.02.2014: Real Estate, Point Ephémère
17.02.2014: Garciaphone, Le Pop In 
17.02.2014: Oliver Peel Session avec Cléa Vincent et Ciguri à Bagnolet
17.02.2014: Moziimo et Jean Biche, La Loge
18.02.2014: Moderat, Le Trianon
18.02.2014: Wild Beasts, Nouveau Casino
18.02.2014: Casual Sex, La Flèche d'or
18.02.2014: St. Vincent et Glass Animals, La Cigale
19.02.2014: Swann et wonderful guests, La Dame de Canton 
19.02.2014: Ciguri, La Bellevilloise
19.02.2014: Connan Mockasin, Le Trianon
19.02.2014: Preacher And Bear, Ghost Of A Chance, Pop In
19.02.2014: Street Gnar et Tropical Horses, Espace B 
20.02.2014: James Vincent McMorrow et Broken Twin, La Maroquinerie> déplacé à la Gaité Lyrique, complet
20.02.2014. Blackbird Blackbird, Batofar
20.02.2014: Wall Of Death et Kid Karate, La Maroquinerie
20.02.2014: Only Real et Crystal Stilts, Nouveau Casino
20.02.2014: Showcase Guillaume Stankiewicz, Balades Sonores
20.02.2014: Dr Drone, V!K!NG et Camélia Jordana, Bus Palladium
21.02.2014: Oliver Peel Session avec His Clancyness
21.02.2014: Childhood, Thumpers, Speedy Ortiz, Yuck, Trabendo
21.02.2014: Weed, Espace B
21.02.2014: K!, Le Limonaire
21.02.2014: Kelley Stoltz, Espace B
22.02.2014: Cosmetics et Mode Moderne, Espace B
22.02.2014: Vanille, Badaboum 
22.02.2014: Jenny Wilson et Eyedress, Café de la Danse
22.02.2014: Carte Blanche à Wilfried avec Wilfried, Dorian Pimpernel et Alice Lewis, Point Ephémère
22.02.2014: Maximo Park et His Clancyness, La Maroquinerie
23.02.2014: Of Montreal, Trabendo

Balthazar, Stuttgart, 19.02.2014

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Konzert: Balthazar
Vorband: Champs
Ort: Club Schocken, Stuttgart
Datum: 19.02.2014
Dauer: Balthazar 82 Minuten / Champs 28 Minuten
Zuschauer: vllt. 200

Alle Fotos: © David Oechsle

Die Gruppe Balthazar darf auf größere Hallen schielen. Spätestens seit der Tour mit den Editors im vergangenen Herbst sind die Belgier aus Gent in aller Munde. Nach zwei Alben und ausgiebigen Touren zahlt sich die Erfahrung aus. Live ist das Quintett in der ersten Liga melodiösen und tanzbaren Indie-Pops angekommen. Die aktuelle Tour dürfte eine der letzten Möglichkeiten sein, die Band in Deutschland in wirklich intimen Rahmen zu sehen. Am wachsenden Erfolg der Band ist kaum zu zweifeln. Viele Konzerte der Tour sind ausverkauft, auch in Deutschland. In Brüssel spielt man im Anschluss an das Stuttgarter Konzert gleich an zwei Abenden vor vollem Haus. Umso überraschender ist das Bild, das sich beim Eintreffen am Schocken bietet. Zwanzig Minuten vor dem angekündigten Beginn ist der Club in der Stuttgarter Innenstadt kaum gefüllt. Sind die beiden dominierenden Zuschauerkategorien der für diese Band wichtigsten Zielgruppen auf anderen Konzerten? Die Connaisseure gesetzteren Alters vielleicht bei Momus im Theater Rampe und die ultrahippen Indie-Girls nicht etwa doch bei den unsäglichen 30 Seconds to Mars in der Schleyer-Halle? Als sich der Saal während der Vorband doch noch füllt und sogar die Empore geöffnet wird, bin ich beruhigt.


 Die Stimmung ist entspannt aber redselig, als drei junge Männer mit Bärten und Hemden die Bühne betreten. Drei Gitarren, mehrstimmiger, versetzter Gesang, herzzerreißende Harmonien und wunderbare Melodien tragen die Songs des Trios von der Isle of Wight. Ein Abend im Zeichen des reinen Wohlklangs liegt vor mir.
Zum Glück darf englischer Folk sich mittlerweile auch wieder auf seine eigenen Wurzeln berufen. Nach Jahren, die von amerikanischen Einflüssen, von Dylan, Simon & Garfunkel oder Crosby, Stills, Nash & Young und der West-Coast-Leichtigkeit geprägt wurden, wagen britische Formationen die Rückbesinnung auf ihre Stärke. Erland & The Carnival machten es mit feinster nordenglischer Lyrik vor, während die formvollendete Inkarnation des Folks der 60er in Form des vermeindlichen Wunderkinds Jake Bugg die britischen Charts beherrschte. Es ist der Schatten des lange zu unrecht verschmähten Donovan, den man mit Ausnahme seiner Kollaboration mit den No Angels(!) wirklich nicht viel vorwerfen kann, der über den Songs einer jungen Generation englischer Troubadeure schwebt. Während die Musikpresse lieber auf Simon & Garfunkel oder irritierenderweise die epigonenhaften Fleet Foxes als Blaupausen verweist, sind Donovan und Fairport Convention die passenderen weil naheliegenderen Referenzen. In diesem wohligen Fährwasser schwimmen Champs und spielen ein sehr überzeugendes Support-Set. Ob man wirklich drei Gitarren braucht, darüber lässt sich freilich streiten, doch lassen bestechende Stücke wie „Down Like Gold“ oder „Pretty Much (Since Last November)“über derartige Kritik hinwegsehen. Live ist das unheimlich melodisch und berührend.

Was schon in der Reduktion glänzt, kann sicher auch in opulent produzierten Studioversionen überzeugen. Am dritten März erscheint das Debütalbum „Down Like Gold“, das der Musikexpress als „Folkpop für die Generation WLAN“ bezeichnet. Wo dieses Label als reine Worthülse seinen Sinn verfehlt, punkten die Champs um die Brüder Michael und David Champion mit vielversprechenden Stücken in bewährter Tradition. Während auf der Insel jeder vor Verzückung über den psychedelischen Modpop der Temples jauchzt, kommen von einer kleinen Insel mit großer Musikgeschichte vor der Südküste bei Portsmouth große Folksongs. Die Rückbesinnung auf englische Tugenden ist seit langem der große Trumpf der größten Popnation. Auch wenn One Direction die Brit Awards dominieren, ist nichts verloren. Das erste Stuttgart-Konzert der aufstrebenden Folk-Band, deren Debüt, wie bekannte Studioaufnahmen belegen, mit Bass und Schlagzeug auch die Tür zum tanzbaren Indie-Pop offen hält, endet mit „Savannah“, einem gefälligen Ohrwurm und geschicktem Spiel mit Zitaten. Als sich der Sänger lächelnd für die Aufmerksamkeit bedankt und eine lange Strähne aus dem Gesicht streicht, haben sich Champs längst große Sympathien erspielt. Merkt euch den Namen. Travelling through all the inbetweens.


Setlist Champs, Stuttgart:

01: Down Like Gold
02: Sweet Marie
03: Pretty Much (Last November)
04: Rebel
05: St. Peter's
06: My Spirit Broken Is Broken
07: Savannah



Dass großartige Vorbands für den Hauptact zu einer ärgerlichen Angelegenheit verkommen können, ist bekannt. Balthazar kennen dieses Phänomen aus eigener Erfahrung. Auf der gemeinsamen Tour mit den Editors schwärmte so mancher in weit höheren Tönen vom belgischen Support als von der einstigen Speerspitze englischer Formationen, äußerte so den Frust über das enttäuschende vierte Album der Band aus Birmingham. Auch ich war vor dem Editors-Konzert in der Berliner Columbia-Halle im Oktober gespannt, wie gut Balthazar sein würden, die ich zuvor im Keller Klub verpasst habe und von denen scheinbar jeder schwärmte. Tatsächlich war der Auftritt grundsolide, die Songs erstklassig und mitreißend. Doch als die Editors anschließend ein für alle Mal manifestierten, dass sie nach zweieinhalb starken und einem schwachen Album zumindest live noch immer großartig sind, vergaß man die Spielfreude, den gekonnten Einsatz verschiedenster Elemente und die Hits Balthazars. 

Die Klasse der belgischen Band offenbart sich mir folgerichtig erst bei ihrem ersten Headliner-Konzert, das ich besuche. Zwei Alben hat man bisher veröffentlicht, die sich mit dem alles umgreifenden Satzgesang und dem wunderbaren Einsatz der Violine über aufgetürmten Keyboard-Passagen und schnellen Indie-Gitarren ausgezeichnen. Die letzte Platte,„Rats“, ist jetzt auch schon zwei Jahre alt, das nächste Album dürfte in den Startlöchern stehen. „I just wanted you to taste the ink“, singt Maarten Devoldere in „Lion's Mouth (Daniel)“ vom 2012er Album und deutet zwischen den Zeilen mehr oder weniger an, dass es heute auch Neues zu hören gibt. So werden neben der aktuellen Single „Leipzig“ mit „No More“ und„Will My Lover Be Found“ gleich zwei weitere Stücke des kommenden Albums gespielt. Die Öffnung hin zu stadiontauglichen Klängen war immer eine Frage der Zeit, die Chöre der großen Hits der Gruppe zielten schon immer auf ein großes Publikum ab, die neuen Stücke machen diesen Weg nun gänzlich offenbar. Was man als Schwäche auslegen könnte, ist die Stärke der Band. Mögen insbesondere die populärsten Songs regelrechte Versatzstücke bekannter Indie-Klassiker aufweisen, sind sie doch so geschickt gestrickt, dass es eine wahre Freude ist. 

Jinte Deprez hält die Akustik-Gitarre wie Dylan in den 60ern, während er „The Boatman“ und vor allem „Listen Up“ zur Darstellung seiner Frontmann-Qualitäten nutzt. Vom auffälligen Spiel der beiden Sänger und Gitarristen und der Keyboarderin und Violinistin Patricia Vanneste ein wenig versteckt, erfüllen Bassist Simon Casier und Schlagzeuger Christophe Claeys, die grundlegende Aufgabe der Rhythmusfraktion tadellos, halten das Gesamtbild zurückhaltend zusammen. 
Die bebrillten Mädchen in der ersten Reihe, die vor dem Konzert Radioheads„Idioteque“ noch Justice zuschrieben, sind aus dem Häuschen. Balthazar werden wie Helden gefeiert, als „Fifteen Floor“ mit seinem eingängigen Beat erklingt. Mit „Sinking Ship“ und „Do Not Claim Them Anymore“ erreicht die Euphorie vor den Zugaben weitere, ungeahnte Höhen. Die Band improvisiert hier und da, Patricia Vanneste zupft ihre Violine, während die perkussive Komponente des Bandsounds besonders ausgereizt wird.


„Sides“, den Closer des letzten Albums, und „Blood Like Wine“ gibt es als Zugaben. Der Schluss wird herausgezögert, der Applaus ist frenetisch. Jan Georg Plavec von der Stuttgarter Zeitung bekennt anschließend, er habe das bisher beste Konzert des Jahres gesehen. So weit gehe ich nicht, aber Balthazar überzeugen mit großen Indie-Pop-Hymnen an der Grenze zum Stadionrock, die am Ende doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen können. Wie den Editors in Berlin gelingt es dem Hauptact doch noch einmal den großartigen Support auszustechen. Zurecht. Der steile Weg, den die fünf Musiker aus Gent mit Pathos und Melodie zielstrebig beschreiten, dürfte unaufhaltsam sein. Im Sommer spielt man auf den großen Festivals. Offen bleibt lediglich die Frage, wohin sie dieser Weg führt. Von der klassischen Nachmittagsband der Hurricanes dieses Kontinents, über ein Zerbrechen nach dem dritten Album bis hin zum Platz inmitten des kollektiven Mainstream-Gedächtnis' ist alles möglich. Die Band hat es weitgehend selbst in der Hand.




Setlist Balthazar, Stuttgart:

01: Lion's Mouth (Daniel)
02: Later
03: The Boatman
04: I'll Stay Here
05: The Man Who Owns the Place
06: No More (neu)
07: The Oldest of Sisters
08: Leipzig (neu)
09: Will My Lover Be Found (neu)
10: Joker's Son
11: Listen Up
12: Fifteen Floors
13: Morning
14: Sinking Ship
15: Do Not Claim Them Anymore

16: Sides (Z)
17: Blood Like Wine (Z)


Links:
- aus unserem Archiv:
- Balthazar, Wiesbaden, 01.11.2013
- Balthazar, Wien, 08.10.2013
- Balthazar, Frankfurt, 22.04.13
- Balthazar, Paris, 20.07.12
- Balthazar, Mannheim, 18.05.12
- Champs, Paris, 12.02.2013
 

Der Klang der Offenbarung des Göttlichen, Berlin, 20.02.2014

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Konzert: Der Klang der Offenbarung des Göttlichen
Ort: Volksbühne Berlin
Datum: 20.2.2014
Dauer: 1 Stunde
Zuschauer: fast ausverkauft




Ein schwarzes Vöglein fliegt über die Welt,

das singt so todestraurig...
                                                          (C. Morgenstern)


Diese Zeile ist mir durch den Kopf gegangen, als ich das erste Bild erblickte und die Klänge der Streicher vernahm.
Der Klang der Offenbarung des Göttlichen (von Ragnar Kjartansson) ist ein Theaterstück ohne Schauspieler mit der Komposition des ehemaligen Sigur Ros Keyboarders Kjartan Sveinsson
Angelehnt an den Roman Weltlicht von H. Laxness, wird in vier (Bühnen- )Bildern die Lebensgeschichte eines Ausgegrenzten erzählt, der in der Natur und der Kunst Trost für seine geschundene Seele sucht. Und natürlich spielt die Geschichte auf Island, welches durch die Brille des Großstadtdeutschen doch umso magischer und mystischer verklärt wird, je weiter die eigene Entfremdung zur Natur (und sich selbst) fortgeschritten ist.
Wer die verlassenen Ortschaften Mecklenburg-Vorpommerns gesehen hat, der weiß, wie befreiend aber auch wie bedrückend es sein kann, sich nicht in der Sinfonie der Großstadt zu zerstreuen.
Der Romanfigur Laxnesss bleibt nur, nachdem dieser in der isländischen Gesellschaft der 30er Jahre keinen Platz und keinen inneren Frieden gefunden hat, eben diesen in der Natur zu suchen. 
Aber welch tiefe Verzweiflung muss in einem Menschen vorgehen, um Trost und Hoffnung an einem so kargen, unwirklichen Ort wie der steinernen Küste zu suchen und zu finden, dem ersten Bild (Der Klang der Offenbarung des Göttlichen) des Stücks. Getragen wird dieses Bild von schwermütigen Streichern, deren Dramatik sich immer weiter steigert bis hin zum Morgengrauen und dem erlösenden Hoffnung stiftenden kleinen Sonnenstrahl.
Nach einer kurzen Umbauphase folgt das zweite Bild (Das Schloss des Sommerlandes). Ein malerisch-verträumter Märchenwald, Schnee mit rotgelbem Himmel. Ein friedlicher Chor wird untermalt mit dem obligatorischen Handyvibrieren. Der Berliner Filmchor klingt ganz vorzüglich.
Ein kleiner zaghafter Zwischenapplaus überbrückt die Umbauphase zum dritten Bild (Das Haus des Dichters) - einer brennenden Holzhütte unter Sternenhimmel. Es scheint alles verloren. Unter einem lauten Knall kracht das Haus in sich zusammen. Alles untermalt von dem schwermutigen Chor und zurückhaltendem Orchester.
Als letztes Bild (Die Schönheit des Himmels) blicken wir aus einer Eishöhle hinaus auf einen grauen Himmel. Mit Streichern, Schneegestöber, Wind und engelsreinem Chor folgt die Erlösung. Ein wunderschöner glühender Himmel schmeichelt die Augen und die Musik streichelt den schwermutigen Romantiker.
Aber die Hauptfigur der Romanvorlage ist nicht nur Opfer der gesellschaftlichen Umstände. Er ist nicht nur ein Ausgegrenzter auf der Suche nach dem inneren und äußeren Frieden. Er hat auch ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt. Wie ist dieser Widerspruch auszuhalten? Das Programmheft enthält (mit Absicht?) viele leere Blätter. Vielleicht auch eine Einladung sich mit dieser Widersprüchlichkeit ganz individuell auseinanderzusetzen.
Ich persönlich kann die Aufführung wärmstens empfehlen und bin positiv überrascht, dass Kjartan Sveinsson den schmalen Grat zwischen Romantik und Kitsch sehr gut bewältigt hat. Das Filmorchester Babelsberg hat wieder einmal seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Die Bühnenbilder sind exzellent gestaltet. Einziger Kritikpunkt wäre der doch etwas künstlich klingende Wind.
Aus Respekt vor dem Werk und aus Rücksichtnahme gegenüber dem Publikum, habe ich darauf verzichtet zu fotografieren.
Weitere Termine wären der 28.2., 1.3. und 16.3..

We invented Paris, Mannheim, 19.02.14

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Konzert: We invented Paris mit Support L'Aupaire
Ort: Alte Feuerwache in Mannheim
Datum: 19. Februar 2014
Dauer: 30 min + 85 min
Zuschauer: 400-500


Won't you come and dance on water with me

Das habe ich schon seit fast zwei Wochen als Dauerohrwurm. Und natürlich bin ich dem musikalischen Charme von Flavian Graber willenlos erlegen. Keine Frage also, dass ich jederzeit Pfützen mit ihm leertanzen würde und voller Vorfreude nach Mannheim aufbrach, zumal die Alte Feuerwache dort ein für das Publikum sehr angenehmer Ort ist.


Als Vorprogramm hatte ein glückliches Händchen L'Aupaire gewählt. Ein noch recht junges Projekt des Gießener Multiinstrumentalisten Robert Laupert, der mit Jonathan Reiter an Drums (und einmal auch Melodica im Duett mit Trompete sehr witzig vermischt) und Karsten Brudy an Pedalsteel, Trompete und E-Gitarre die ganze Tour von We invented Paris begleitet. Das Projekt hatte seinen ersten Auftritt ausgerechnet im Karlsruher Tollhaus (31. 10. 2013 als Support für Johannes Falk).



Die Songs wurden hymnisch und warm präsentiert. Die manchmal regelrecht schmutzige Stimme von Robert Lauper stand im Mittelpunkt und die Verwendung der Steelgitarre gab allem eine erdige Note. Das Schlagzeug wurde für meinen Geschmack wunderbar dezent eingesetzt, sodass es ein filigranes Netz um die Songs webte. Alles in allem für mich eine schöne halbe Stunde, wenngleich ich vom relativ lauten Geräuschpegel der ungeniert bis ganz vorn schwatzenden Leute etwas abgelenkt war.

Setlist:
1: Keep on steppin' boy
2: Rollercoaster Girl
3: Start all over again
4: Good old fashioned
5: Hold on
6: Always travelling 

Hier entlang zu einem Konzertbericht aus Berlin


Gespannt war ich natürlich nun auf die Pariserfinder - der Umbau ging superfix vor unser aller Augen vonstatten, aber dann passierte nix. Es wurde schon 21:15 Uhr und ich hibbelig - too many worries and little peace. Aber alles war vergessen, und my eyes wide open als es dann mit Sleeptalker (dem letzten Song des aktuellen Albums) endlich losging. Eigentlich ein stiller Song, eröffnet durch einen treibenden Rhythmus - auf Holzkisten geklopft, der sich schließlich in einen irgendwie erlösenden und tröstlichen Refrain auflöste If you're not asleep at least you should be dreaming.


Tänzerisch und mit Tempo präsentierten uns We invented Paris als nächstes einen Hit vom ersten Album und auch Auguste Piccard trieb uns mit stampendem Beat und Gitarrenläufen vor sich her. Alle Ängste of wasting our lifes für mich an diesem Abend ausgeräumt. Selbst das eigentlich im Text harsche Everyone Knows so fröhlich beim zuhören.


Spätestens beim Song Mont BlancIt's time to feel my own heartbeat. Ich habe bis dahin schon so viel getanzt und so viele Emotionen durchlebt - ordentlich Arbeit für mein Herz. Beim altvertrauten  Bubbletrees darf es noch einmal fliegen wie es nur die erste Liebe (und die Erinnerung daran) schenkt. Bei jedem Wiederhören klappt das; und auch der Zauber von Bohème wird sich wohl nicht verlieren:

Bohème, je t'aime
Bohème, je t'aime
C'est toujours la même chose
On va chanter des chansons d'amour
On va danser jusqu'a la nuit  

 

Was sollte ich dazu sagen - außer es aus vollem Herzen mitzusingen?! Philosopher begann anschließend mit geklatschtem Rhythmus und blieb bei der Einladung sing your song, dance all night long. Nichts lieber als das! Doch die Runde für die tanzwütigen Konzertbesucher wurde an dieser Stelle unterbrochen und der magischste Moment des Abends entstand als sich Flavian mitten ins Publikum setzte für Requiem. Alle fixiert auf diesen Punkt in der Mitte, diese Lichtgestalt, perfekte Ruhe und Mitgefühl für einen traurigen Abschied.

 
Die Reihe der neuen Songs wurde anschließend auf der Bühne weitergeführt und mit Polarbear gab es wieder einen Rhythmus zum klatschen und ordentlich in die Füße gehende Beats.  Als Schlusslied durfte sich noch einmal Iceberg vom Debut in den Ablauf schieben. Natürlich gab es von Anfang an in der recht vollen Feuerwache ordentlich Applaus und sonstige Anteilnahme am Programm. Hier waren viele Fans versammelt und sicher auch so einige Aktionäre. Und so war eigentlich klar, dass dies noch nicht das Ende des Abends sein würde.


Der Zugabenteil nahm mit Zeppelin den Faden noch einmal etwas nachdenklich auf, aber spätestens bei Nothing to say wurde der Rhythmusteppich schließlich zu einer wahren Hexenaustreibung und auch More setzte diese aufgewühlte Stimmung fort. 


Richtig ergreifend wurde es aber im allerallerletzten Zugabenteil, als die ganze Band akustisch in der Mitte des Publikums stehend Silence zelebrierte. Ganz bei sich und ganz bei uns. Der Moment Standing here Watching this hour fading der absoluten Ruhe - das sind die Momente, für die ich diese Band weiter heiß und innig lieben werde.




Setlist:
1: Sleeptalker (RSS)
2: A view that almost kills (WIP)
3: Auguste Piccard (RSS)
4: Everyone Knows (RSS)
5: Dance on Water (RSS)
6: Mont Blanc (RSS)
7: Bubbletrees (WIP)
8: Bohème (WIP)
9: Philosopher (RSS)
10: Requiem (RSS)
11: Treeless (RSS)
12: Polar Bears (RSS)
13: Farmer (RSS)
14: Iceberg (WIP)

15: Zeppelins (RSS) (Z)
16: Nothing to say (WIP) (Z)
17: More (WIP) (Z)

18: Silence (WIP) (Z)

RSS: Rocket spaceship Thing (2014)
WIP: We invented Paris (2011)



weitere Konzerte:

21.02. Köln  Luxor
22.02. Hannover  Pavillon
24.02. Berlin  Bi Nuu
27.02. Leipzig  Werk2
28.02  Jena - Cafe Wagner
01.03. Ulm - ROXY


Aus unserem Archiv:
We Invented Paris, Rüsselsheim, 20.07.12
We Invented Paris, Rüsselsheim, 20.07.12
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