Quantcast
Channel: Konzerttagebuch
Viewing all 2123 articles
Browse latest View live

Anna Ternheim, Frankfurt, 10.04.16

$
0
0

Konzert: Anna Ternheim
Ort: Zoom, Frankfurt
Datum: 10.04.2016
Dauer: gut 95 min
Zuschauer: ausverkauft



Dieser Tage beginnt die neue Staffel der Vox-Sendung Sing meinen Song, die ich sehr gut finde. "Im Prinzip sehr gut", müsste es aber heißen. Das Konzept, die Lieder eines Künstlers von anderen aus anderen Genres singen zu lassen, ist toll. Die Musiker in der Regel nicht, Kurator ist der Aluhut-Träger Xavier Naidoo. Ein Sing meinen Song - Indie-Version empfände ich als enorm spannend. Bon Iver singt Stücke von blur, die von den Nerven, die von When Nalda Became Punk, die von Coeur de Pirate. Daß ich meine fabelhafte Idee einmal umgesetzt erleben würde, hatte ich mir nicht ausgemalt. Nach dem Anna Ternheim Konzert war ich schlauer. Mein schwedischer Liebling spielte im Zoom in Frankfurt nämlich Anna Ternheim Lieder, wie sie klingen würden, wenn sie von My Bloody Valentine, den Wise Guys, Anna Ternheim oder Bon Jovi* gecovert würden.

Daß Anna diesmal wieder mit Band auftreten würde, war spätestens bei der Dimension des Tourbusses klar. In einem Interview hat die Schwedin uns einmal gesagt, sie spiele immer gerade in der Konstellation, nach der ihr sei. Die meisten ihrer Lieder geben das her. Die ersten beiden Alben waren sogar in jeweils einer normalen und einer abgespeckten akustischen Version erschienen. Zur Zeit ist ihr nach Krawall, dachte ich am Anfang. Nach und nach stellte sich aber heraus, daß die Sängerin April-Stimmung hat, die Instrumentierung des Abends reichte von Anna alleine ohne Instrument über Anna an der akustischen Gitarre bis zu alle mit Gitarrenwänden und 130 dB.

Das nächste, was ich nach dem Tourbus sah, war die Schlange vor dem Zoom. Auf den Tickets, der Website und den Facebookseiten der Veranstaltung stand lediglich "20 Uhr", kein Verweis auf eine (oder keine) Vorgruppe, kein Hinweis, wann Einlass und wann Beginn ist. Für die, die nicht in Laufweite leben, wäre so etwas hilfreich. An der Tür stand dann, daß das Konzert um 20 Uhr beginne. Auf meine Nachfrage sagte der nette Security-Mann, es beginne gleich mit Anna Ternheim. Vielleicht gehe es aber auch erst um halb neun los. Vor und hinter mir standen da noch enorm viele Leute. E-Tickets, die von einer Frau gescannt werden müssen, die gleichzeitig die Gästeliste bedient und stempelt, hielten den Verkehrt weiter auf. Hätte es um acht begonnen, ein guter Teil des Publikums hätte den Konzertstart im Treppenhaus des Zoom erlebt.

Als es im schrecklich vollen Saal dann losging, kam erst eine Gitarristin, dann ein Bassist (mit Kontrabass), eine Schlagzeugerin** und ein Keyboarder** auf die Bühne, sie begannen nacheinander ein Intro, das dann mit Anna Ternheim in Hours vom aktuellen Album For the young stammt. Ich mag die Platte und auch Hours, die Wucht, mit der das Stück vorgetragen wurde, ist bei Anna Ternheims Musik nicht so meines. Hours endete in einem wilden Postrock-Geballere mit quietschender Gitarre und headbangenden Musikern.

Diese Postrock- oder Shoegaze- oder manchmal einfach nur Fiesrock-Elemente kamen in unterschiedlich starker Ausprägung immer mal wieder vor. Bei Girl laying down zum Beispiel knallte das Instrument der Gitarristin wahnwitzig laut und vermutlich viel zu früh in den Gesang von Anna Ternheim. Das Ende des Lieds hätten Ride oder My Bloody Valentine nicht anders interpretiert. Den Höhepunkt dieser Rock-Anna bildete Only those who love, bei dem die Sängerin ihre akustische Gitarre abgelegt hatte und die Gitarristin dies zu kompensieren versuchte. Uff.

Dann ging die Band. Anna spielte Better be und The longer the waiting (the sweeter the kiss) akustisch. Ja, das mag ich lieber. Wie viel lieber machte mir dann der Anfang von What have I done deutlich. Keyboard und Schlagzeug stellten das nächste Genre vor: Eurodisco! Am Ende hielt Anna sich ihr Tambourin wie einen Heiligenschein über die neue Frisur. 

A french love danach war wundervoll. Das Stück ist eines ihrer schönsten, die Instrumentierung war schön, es war wie eigentlich immer eines der Highlights des Konzerts. Direkt im Anschluß kamen alle Musiker nach vorne, um - wie schon öfter seit 2008 - Summer rain komplett abgespeckt nur mit Annas akustischer Gitarre zu singen. Ich mag das Lied nicht so, es war aber vermutlich für alle anderen ein besonders schöner Moment. Leaving on a mayday begleitete das kundige Publikum mit rhythmischem Klatschen. Bei diesem Lied, das sie für ihren Vater geschrieben habe, führte die Sängerin eine Art Regentanz auf.

Und danach begann dann mein Konzert. My secret war wundervoll! Die erste Zugabe kannte ich nicht, hatte aber von ihr gehört. Ich hatte natürlich nicht stillhalten können und auf die deutsche Veröffentlichung von For the young warten können und hatte die Platte Monate vorher in Schweden bestellt. Auf der deutschen Version ist offenbar das Backstreet Boys Cover Show me the meaning of being lonely, das in der Anna Interpretation vollkommen unpeinlich war! Calling love beendete die ersten Zugaben.


Auch wenn die ersten aufbrachen, keine Anna ohne Shoreline. Obwohl auch das Lied ein Cover ist (von Broder Daniel), ist Anna Ternheims Version sehr eigenständig und auch nach all den Jahren noch ein riesiger Hit. Danach folgte der Antipol zum Konzertauftakt: A voice to calm you down, nur von der Schwedin, komplett ohne Instrument gesungen. 

Es war - man liest das vielleicht zwischen den Zeilen raus - keines meiner besten Anna Ternheim-Konzerte. Die Schweinegitarre hat mir vieles verdorben. Aber es war natürlich trotzdem wieder eine gute Idee, zu ihr zu gehen. Vielleicht ist die nächste Begegnung ja wieder eine nur mit ihr und ihrer Gitarre.

Setlist Anna Ternheim, Zoom, Frankfurt:

01: Hours
02: Still a beautiful day
03: To be gone
04: For the young
05: Girl laying down
06: Only those who love
07: Better be
08: The longer the waiting (the sweeter the kiss)
09: What have I done?
10: A french love
11: Summer rain
12: Leaving on a mayday
13: My secret

14: Show me the meaning of being lonely (Backstreet Boys Cover) (Z)
15: Calling love (Z)

16: Shoreline (Broder Daniel Cover) (Z)
17: A voice to calm you down (Z)


Links:

- aus unserem Archiv:
- Anna Ternheim, Freiburg, 21.02.12
- Anna Ternheim, Frankfurt, 19.02.12
- Anna Ternheim, Köln, 11.02.12
- Anna Ternheim, Berlin, 03.11.11
- Anna Ternheim, Nyköping, 24.11.09
- Anna Ternheim, Paris, 23.09.09
- Anna Ternheim, Fribourg, 20.09.09
- Anna Ternheim, Köln, 13.09.09
- Anna Ternheim, Haldern, 14.08.09
- Anna Ternheim, Paris, 29.04.09
- Anna Ternheim, Frankfurt, 28.04.09
- Anna Ternheim, Nijmegen, 24.04.09
- Anna Ternheim, Stockholm, 08.12.08
- Anna Ternheim, Paris, 01.10.07
- Anna Ternheim, Köln, 26.09.07
- Anna Ternheim, Heidelberg, 25.09.07
- Anna Ternheim, Paris, 31.05.07
- Anna Ternheim, Köln, 12.03.07
- Anna Ternheim, Paris, 12.12.06



* Bon Jovi ist böse! Viel zu böse! Mit fiel (Schlafmangel) nur gerade keine Indieband mit fiesen Gitarren ein, sowas höre ich halt nicht.
** glaube ich. Ich war sichtbeschränkt.




Les concerts de la semaine à Paris du 11 au 17 avril 2016

$
0
0

Les concerts de la semaine à Paris du 11 au 17 avril 2016


Beaucoup beaucoup de concerts cette semaine à Paris, difficile de faire son choix ! Certainement un temps fort: Anna Ternheim au Café de la Danse, le 13 avril pour défendre son nouvel album (photo archive par Olicer Peel ©)




11.04.2016; Gaspard Royant, La Maroquinerie
11.04.2016: Maissiat et Pauline Drand, le Carreau du Temple
11.04.2016: Lust For Youth, Firts Hate et Argot, Petit Bain
11.04.2016: Wunderland, Le Quartier Général Oberkampf
11.04.2016: Any Other et Viltur, Espace B
12.04.2016: Laura Cahen et Sammy Decoster, Les Trois Baudets 
12.04.2016: Algo, Le Môtel 
12.04.2016: Françoiz Breut, Le Walrus, 19h30
13.04.2016: Amarillo, Le Pop-Up Du Label
13.04.2016: Watine en duo inédit, Walrus, 19h30
13.04.2016: Roni Altzr et Ropoporose, Les Trois Baudets
13.04.2016: Oiseaux-Tempête et Saroos, Badaboum
13.04.2016: Anna Ternheim, Café de la Danse
13.04.2016: Giirls, La Maison Sage 
13.04.2016: Lola Marsch et Pomme, Les Etoiles
13.04.2016: The Noise Figures, Espace B
13.04.2016; Emma Sand, International
13.04.2016: Mirel Wagner et Soren Juul, Eglise Saint Bernard de la Chapelle
13.04.2016: Lenparrot, Exit Someone, Colour Me Brittle, Supersonic
14.04.2016: Get Well Soon, La Gaité Lyrique, complet
14.04.2016: Natalie Moscou, Le China
14.04.2016: A Call At Nausicaa, La Mécanique Ondulatoire 
14.04.2016; Stereo Total, Point FMR
14.04.2016: Rach Three, Fabrique Balades Sonores
15.04.2016; Michal Gira, Point Ephémère
15.04.2016: Yuko Yuko, Espace B
15.04.2016: Arte Concert Festival avec Ought, Divine Comedy, Nada Surf et Anna B Savage, complet
15.04.2016: Carte Blanche inRocks lab x Arte Concert festival: Michelle Blades, Her Magic Wand et Gerald Kurdian, Gaité Lyrique
16.04.2016: Duellum et Pamela Hute at Madame Arthur pour les Balades Sonores Disquaire Day
16.04.2016: Disquaire Day et Point Ephémère avec tout plein de groupes tout au long de la journéé !
16.04.2016: Caandides, Petit Bain
16.04.2016; Perio, Mocke Trio, Le Bâtiment, Olympic Café
17.04.2016: Radical Face, Café de la Danse
17.04.2016: Algo et Guillaume Stankiewicz et Lail Arad, Balades Sonores à partir de 18h 
17.04.2016: Kakkmaddafakka, La Machine du Moulin Rouge
17.04.2016: Liima et Vendège, Espace B 


Gus Ring, Karlsruhe, 09.04.16

$
0
0

Konzert mit Gus Ring in Karlsruhe-Waldstadt
Datum: 9. April 2016
Dauer: 60 min
Zuschauer: 8


Manchmal ist es schon sehr witzig. Sehr, sehr früh hatte ich mit Paul aus Halle den Termin für das Konzert mit Gus ausgemacht. Das ist wirklich ungewöhnlich und für mich oft nur mit größeren Agenturen unvermeidlich. Als Paul und Gus dann vor der Tür standen, war es aber doch eher wie eine Ferienfahrt von zwei Freunden. Paul hatte ihnen eine schöne Tour zusammengebucht - in allen Parametern aber anders als die frühe Buchung mich hatte vermuten lassen.


Gus benutzt auf den größeren Bühnen Loops und natürlich Verstärkung für Stimme und Gitarre. Aber über der ersten Tasse Tee hatten wir uns schon so halb und halb darauf verständigt, dass es in der intimen Atmospähre des Wohnzimmers ruhig ganz akustisch sein dürfte. Und das Rezept ging dann prima auf. Es hätten allerdings gern noch ein paar mehr Zuhörer sein dürfen. Auch meine lieben Nachbarn, bei denen ich kurz vor knapp noch einmal Bescheid sagte, ließen sich leider nicht überreden.



Die Songs von Gus sind zum großen Teil sehr nachdenklich. Auch wenn der Name boredomtapes des aktuellen Albums da Langeweile hineinzulegen scheint, ist dem nicht so. Es ist eher das Nachdenken und auch Leiden über das was wir in der Welt vorfinden, das diese Melancholie spiegelt. Manchmal war ich mir nicht so sicher, ob ich in einem anderen Rahmen geduldig dabei geblieben wäre, denn es war nicht immer so ganz der Ton getroffen. Aber eine sympathische Ausstrahlung macht halt auch da auch einiges wett. Und daran mangelte es nun weiß Gott nicht.


Tourdaten:
Mi. 23/3 - SE - Linköping - Elsas Hus
Fr. 25/3 - SE - Jönköping - Kulturhuset
Mo. 28/3 - DK - Kopenhagen - Koncertkirke Blågårds
Di. 29/3 - DE - Berlin - Art Stalker
Mi. 30/3 - DE- Hamburg - Marias Ballroom
Fr. 01/4 - DE - Halle/Saale - Lichthaus
Sa. 02/4 - DE - Leipzig - La Petite Absintherie
Di. 05/4 – CH - Basel - 8Bar
Do. 07/4 – DE - Köln - Kulturcafé Lichtung
Sa. 08/4 – DE - Menden - woanders
So. 09/4 – DE - Karlsruhe – Konzerttagebuch
Mo. 10/4 – BE - Gent - Kapitein Cravate
Di. 11/4 - BE - Horiont-Hozémont - Rock Village
Mi. 12/4 – DE - Bochum - Bastion
Do. 13/4 – NL - Rotterdam – Backpackers Hostel
Fr. 14/4 – NL - Amsterdam - Bajesdorp
Sa. 15/4 – DE - Hamburg - Deichdiele



Lush, London, 11.04.16

$
0
0

Konzert: Lush
Ort: Oslo, London
Datum: 11.04.2016
Dauer: ca. 85 min
Zuschauer: 325 (ausverkauft)



"Kann mir jemand wirklich innovativ designte Band-Webseiten nennen?" - "Asking for a friend." Als Emma Anderson das vor einem Jahr bei Facebook postete, begann meine Träumerei, wirklich einmal meine liebste Lieblingsband Lush live zu sehen. Das schien bis dahin kategorisch ausgeschlossen. 1996 hatte sich Schlagzeuger Chris Acland das Leben genommen, die Band spielte danach kein Konzert mehr und löste sich anderthalb Jahre später auf. Eine Lush-Reunion war, glaubte man den Experten, etwa so wahrscheinlich wie eine der Smiths. Dieses "asking for a friend"änderte zumindest in meinem Kopf einiges.

Ein paar Monate später gaben Emma und Miki Interviews über zwei der Studioalben der Bands. In einem der beiden las ich eine Formulierung, die die Endgültigkeit der lushlosen Zeit relativierte. Spätestens da stand für mich fest, daß es nicht mehr um das Ob sondern um das Wann eines Lush-Konzerts geht. Daß Miki einen Gastauftritt bei The Jesus And Mary Chain mit Bassist Phil King in London hatte, passte ins Bild.

Ende September postete Emma Anderson bei Facebook "7 days". Da es da aber schon eine neue Website gab und auf der ein Booker genannt wurde, war ausgeschlossen, daß es sich bei der Ankündigung nur um Neuauflagen der Platten handeln würde. Lush waren wieder da. Spätestens mit dem Antwortmail des Bookers (Nähkästchen-Talks) "please make an offer!" wusste ich das sieben Tage vor der Veröffentlichung am 28.09.

Irgendwann gab es dann auch erste Termine, allen voran, das Reunion-Konzert Anfang Mai im Roundhouse in London. Emma fragte schon damals, ob ihr jemand einen kleinen Club für ein Warm-up Konzert nennen könne. 


Als nach den beiden Konzerten im Roundhouse eine ganze Menge anderer Termine dazukamen, die meisten schon vorher im April (Coachella und andere US-Auftritte), stieg mein Wunsch, dieses Vorab-Konzert zu sehen. Da das aber alle würden sehen wollen, rechnete ich mir keine Chancen auf ein Ticket aus. Gestern abend stand ich dann kurz vor halb acht im Oslo in Hackney, vor mir Leute mit Lush-Shirts und beobachtete, wie ein Mitarbeiter des Clubs einen Zettel mit dem Zeitplan aufklebte. Das Ticket ging für Leser des Bandnewsletters einen Tag vor dem offiziellen Verkaufsstart in den Handel. Ich saß um zehn vor dem Rechner und hatte sofort Glück. Allerdings dauerte es noch Tage, bis das kleine Konzert ausverkauft war. Lush kündigten den ersten Auftritt nach fast 20 Jahren an, in einem 325er Club und das war nicht sofort überrannt? Mir war es egal! Ich würde meinen großen Fehler, meine Lieblingsband (das sie seit ihren ersten Veröffentlichungen war und seitdem ist)  damals weder in Köln noch in Gießen gesehen zu haben, schon Anfang April korrigieren.

Am Nachmittag postete Bassist Phil, der die letzten Jahre musikalisch als The Jesus And Mary Chain Bassist verbracht hat, ein "nervous". Gitarristin Emma antwortete "Du auch?"Es ist sicher nicht immer eine gute Idee, Helden in sozialen Netzwerken zu folgen, bei den beiden schon.

Gut für die Nervensituation war sicher nicht, daß die Konzertvorbereitungen nur bis acht Minuten vor dem Beginn glatt gingen. Als letzten Akt stimmte der Gitarrenmann eines von Mikis zwölfsaitigen Instrumenten, das plötzlich fies brummte. Der Sound- und der Gitarrenmann überprüften die Kabel, die Verbindung zum Verstärker, es brummte weiter. Letzte Lösung: der Verstärker musste ausgetauscht werden. 

Die beiden langsam hektischer werdenden Techniker klonten die Einstellungen des Brumm-Verstärkers eins zu eins, hatten aber keine Chance mehr, das auch live zu überprüfen. Durch das plötzliche Chaos war die Spannungskurve des Auftritts der alten Helden vollkommen weg. Der kaputte Verstärker verschwand, das Licht ging aus, Emma, Miki, Phil und Drummer Justin Welch (von Elastica) kamen auf die Bühne.„It’s been a long time. I had red hair.“Es war sofort großartig! Und laut! Und Lush! Und zwar die Shoegaze-Lush von den ersten Alben und EPs, nicht die Britpop-Lush mit Hits wie 500, Single girl oder Ciao

Das erste Live-Lied seit 20 Jahren war De-luxe von der 1990er EP Mad love. Mikis Gesang war leise, aber so ist es eben gedacht. Von den Verstärkerproblemen war nichts zu hören, die Musikanlage im Oslo gilt als die beste in Clubs seiner Größe in London, es war enorm laut, klang aber auch hervorragend. 

Auch von der Nervosität der Band war nichts zu merken. Phil und Miki tauschen häufig vor dem Start eines Lieds Blicke aus, das wird mit der wiederkehrenden Routine sicher weniger werden. Nur eine kleine Panne gab es. Bei Etherial, einem der ersten Lush-Lieder, war Justin noch nicht fertig, zeigte das Phil an, der versuchte, die beiden Gitarristinnen zu erreichen, die fingen aber schon an. Justin stieg dann einfach später ein. 

Ich hatte mir vorher wenige Gedanken über die Setlist gemacht. Lush sind bekanntlich eine dieser Nur-Hits-Bands. Da ist es dann auch vollkommen egal, was gespielt wird. Und solange das Repertoire einer dieser Gruppen größer ist als das, was man in einem Konzert spielen kann, fehlen immer Lieblinge. Geht gar nicht anders. Lush haben zwar eine neue EP veröffentlicht, deren vier Stücke nahtlos zum Rest passen, sind aber vor allem eine Band, die seit 20 Jahren nicht mehr da war. Ein Best-of quer durchs Archiv war also naheliegend. Allerdings wurde es ein Best-of bis zum letzten Album Lovelife. Von der Platte von 1996 spielten Lush nur Ladykillers fast schon am Ende des Konzerts. Daß Lovelife nicht ihr liebstes Werk ist, ist bekannt. Aber auch darauf sind objektiv nur Hits. Auch wenn ich auf einige Lieblinge verzichten musste, beeindruckt mich die Entscheidung statt Ciao oder Single girl eben Scarlet oder Monochrome zu spielen! 

Wenig überraschend war alles super. Kiss chase, das gigantische Light from a dead star (das ein schöner Mottosong wäre, hätten Lush nicht auch in ihrer Abwesenheit hell gestrahlt), For love, Lit up, Sweetness and light, Thoughtforms, Hypocrite (einer der besten Songs der Welt), De-luxe… 

Mein (zweit-)größter Lush-Wunsch wäre, die Band spielte im Rahmen der Reunion alle Lieder live. Die Mad love EP ist erledigt, Split zum großen Teil. Aber das ist wie gesagt eigentlich auch egal. 

Die ersten drei Zugaben Stray, Desire lines und Leave me cold standen exemplarisch für das Konzert. Nur Desire lines war eine Single. Andere Künstler spielen in Zugaben gerne erst einmal etwas Abwegiges (oder Neues), danach aber die Publikumsschmeichler, die großen Hits. Lush lösen das anders. Auch beim letzten Stück: nicht Superblast! oder so, Monochrome, auf den ersten Blick unspektakulär, auf den zweiten wahnsinnig toll! 

Out of control von der 2016er EP Blind spot kündigte Miki mit „this is a new song. Normalerweise geht an der Stelle jeder an die Bar.“ Natürlich ging niemand! Ich glaube, hier traut mir niemand zu, objektiv über ein Lush-Konzert zu schreiben. Ein Trugschluß! Das Konzert war ganz objektiv grandios! Und in dreieinhalb Wochen geht es weiter. In love with you!

Auch das Kloß-im-Hals-Thema löste die Band stilvoll. Vor den Zugaben sagte Miki, sie widmeten diese zwei Menschen, natürlich Chris und Justin Welch.

Setlist Lush, Oslo, London:

01: De-luxe 

02: Breeze 
03: Kiss chase 
04: Hypocrite 
05: Lovelife 
06: Thoughtforms 
07: Light from a dead star 
08: Undertow 
09: Lit up 
10: Etherial 
11: Scarlet 
12: For love 
13: Out of control 
14: Ladykillers 
15: Downer 
16: Sweetness and light 

17: Stray (Z) 
18: Desire lines (Z) 
19: Leaves me cold (Z) 

20: Monochrome (Z)



The lake poets, Karlsruhe, 11.04.16

$
0
0

Konzert:  The lake poets mit support We were strangers
Ort: Insterburg in Karlsruhe
Datum: 11. April 2016
Dauer: 25 min + 60 min
Zuschauer: etwa 30
 

Ich war sehr froh, als die Insterburg den Ball auffing, das Konzert mit The lake poets zu veranstalten. Diese Stimme hatte es mir gleich angetan und es wäre wirklich schade gewesen, den angebotenen Stop in Karlsruhe nicht realisieren zu können. Kurz vor dem Termin wurden uns noch mitreisende Musiker angekündigt, nämlich We were strangers. Recht pünktlich kurz nach neun betrat dann auch Stefan Melbourne die Bühne. Im Publikum saßen zu der Zeit etwa 20 Leute und es tröpfelte während der 25 min seines Sets stetig nach.
  


Er erzählte uns es sei schon ein wenig besonders, in so einem Studentenwohnheim willkommen geheißen zu werden und dass es ihn sehr erstaunt hat, dass der Lift direkt in die Küche führt. Sein Set startete melancholisch und er konnte sich nicht recht entscheiden zwischen verstärkt oder unverstärkt singen. Das Gesangsmikro war nicht so der Bringer und die Akustik für unverstärkt eigentlich gut. Die Grundstimmung seiner irgendwie englisch folkigen Musik war über das Set eher nachdenklich, aber er konnte auch upbeat und bekannte anschließend, gerade diese kleinen Gigs seien für ihn Fucking terrifying.
 

Nach nur kurzer Pause ging es 21:45 Uhr mit The lake poets aka Martin Longstaff aus Sunderland im Norden Englands weiter - Ihr wisst noch - der mit DER Stimme. Am besten sollte man sich selbst ein Bild machen. Am allerbesten natürlich live oder wenn das nicht klappt anhand der EP Honest Hearts auf bandcamp. Noch kann man auch das Debutalbumüber Pledgemusik erwerben.

 


Mich hatte er jeden falls im ersten Moment um den kleinen Finger gewickelt. Dieser nordenglische Dialekt, das kam authentisch, innig und ehrlich rüber. Da glaubt man sogar das Heimweh nach dem Mistwetter, das nun einmal ein Teil Heimat ist. Toll muss das zwar auch mit 5-6 Leuten Band klingen, aber die Lieder in dieser fast nackigen Version mit "nur" Gesang und Gitarre bestanden ganz und gar. Fast beiläufig spielte er auch noch so kraftvoll die Gitarre und hatte mit wenigen Worten für jeden Songs einen passenden Rahmen gesetzt, der mir das reindenken erleichterte. Zwischendurch musste ich mir schon mal die Tränen wegblinzeln, wenn z.B. bei Black and Blue so traurige Lebensumstände zur Sprache kommen oder bei How do you love me? das Herz ganz und gar ungeschützt auf der Zunge liegt.


Ich kann ihn mir gut als Grundschullehrer vorstellen. Als warmherzigen Menschen, den man auch später im Leben noch gern zum Vorbild hat, weil er sich so eingeprägt hat. Auch wenn er behauptet hat To the lighthouse von Virginia Woolf  nie gelesen zu haben.... Das Set endete sehr kraftvoll mit einem Loblied an seine Heimatstadt und leider ließ er sich nicht zu einer Zugabe überreden. Ich hoffe, dass er bald wieder vorbeischaut - es scheint ihm ja mit dem deutschen Publikum ganz gut zu gehen!


Setlist
01: Windowsill
02: Rain
03: Friends
04  Edinburgh
05: April
06: Honest hearts
07: To the lighthouse
08: Black & Blue
09: Your face
10: See you tonight
11: How do you love me?
12: Dead horses
13: City by the sea 




Tourdaten We were Strangers:
07.04.2016 Köln Weltempfänger Hostel
08.04.2016 Aachen Raststätte
09.04.2016 Husum Husum Harbour Festival
10.04.2016 Wiesbaden Walhalla Spiegelsaal
11.04.2016 Karlsruhe Wohnzimmerkonzert
12.04.2016 Pforzheim Horch!



Les concerts de la semaine du 18 au 24 avril 2016

$
0
0

Les concerts de la semaine du 18 au 24 avril 2016

Il fait enfin beau, mais c'est pas encore la saison des festivals, cette semaine encore plein de concerts dans les petites salles à Paris. Les Tindersticks vont donner 3 concerts aux Bouffes Du Nord, tous les trois déjà sold out, par contre il reste des places pour le cultissimes The Chameleons (mercredi 20 au Bus), groupe essentiel de la new wave des années 80, désormais nommé The Chameleons Vox, parce qu'il reste seulement le chanteur de la formation originale de Manchester. Mais ça déchire encore !



18.04.2016: Teleman, Pont Ephémère
18.04.2016: Autour de Lucie, Les Trois Baudets
18.04.2016: The Apartments et Jim Yamouridis, Café de la Danse
18.04.2016: Lara Snow, Le Pop In 
18.04.2016: Gemma Ray, L'Espace B
18.04.2016: Jackie Palmer et Vendôme et Mo-Crushle, La Flèche d'or
19.04.2016: Giant sand & Jason Lytle, Trabendo
19.04.2016: Tindersticks, Les Bouffes du Nord, complet
19.04.2016: Dom La Nena et Emily Loizeau, Les Trois Baudets
19.04.2016: The Hotelier, Rozwell Kid, Le Klub
20.04.2016: Birdpen, Batofar
20.04.2016: Yules sings Cohen, Le China
20.04.2016: Francis Lung, Pop-Up du Label
20.04.2016: William Fitzsimmons, Les Trois Baudets
20.04.2016: Tindersticks, Bouffes du Nord, complet
20.04.2016: Chameleons Vox, Bus Palladium
21.04.2016: Balladur, Supersonic
21.04.2016: Sarah W Papsun, Trabendo
21.04.2016: Mensch, Le China 
21.04.2016: Mansfield.TYA, La Cigale
21.04.2016: Twin Peaks, La Mécanique Ondulatoire, complet
21.04.2016: Clio, Le Limonaire
21.04.2016: Marble Arch, International
21.04.2016: Scott Yoder et The Big Moon, Espace B
21.04.2016: Tindersticks, Bouffes du Nord, complet
22.04.2016: Chris Cornell, Le Trianon
22.04.2016: La Chamaille, Le Klub
22.04.2016: Stephen O'Malley et Thurston Moore, Auditorium du Louvre
22.04.2016: Teach Kids Manners et Monterosso, FGO-Barbara
23.04.2016: It It Anita, Le Klub 
23.04.2016: Volage, Olympic Café
24.04. et 25.04: Nonkeen (Nils Frahm et friends), Café de la Danse, complet (les deux dates) 
24.04.2016: Jakob et Kasan, Le Klub

Jochen Distelmeyer, Düsseldorf, 18.04.2016

$
0
0

Konzert: Jochen Distelmeyer
Ort: Düsseldorf - ZAKK-Club
Datum: 18.04.2016
Dauer: 90min
Zuschauer: 350(ausverkauft)

Meine erste Begegnung mit Jochen Distelmeyer war eine SPEX-Ausgabe aus dem Jahr 1992, in der ein Interview zur Debüt-Platte "Ich-Maschine" erschienen war. Für mich war der Text damals nur außerhalb der Substantive als deutsche Sprache erkennbar, verhandelt wurden die hohe Kultur und Politik, sowie philosophische Kniffe in Blumfelds Texten.

Ich legte das Interview und das Album zur Seite und wurde erst mit "L`etat et moi" Fan der Band. Entscheidende 2 Jahre älter Verstand ich immer noch wenig von dem, was Distelmeyer der Welt mit seinen Songs sagen wollte, aber die Musik packte mich durchgängig. So dringlich und intensiv hatte ich deutsche Musik bis dahin nicht wahrgenommen.

Blumfelds weiterer Weg war konsequent und mutig. Jede Platte die folgte, war eine Schritt hin zum Ende des Tunnels, so als wäre alles von langer Hand über die fast 14 Jahre geplant worden. Es wurde poppiger, dann unpolitischer, liebevoller und am Ende stand der "Apfelmann". Sinnbild des in sich ruhenden Künstlers, der von seinem Ego "Ich" zur Natur und zur Fabel gefunden hatte.

Ein weiter Weg. Immer wieder wurde versucht, auch in den späteren Texten politische oder kulturelle Sinnbilder und versteckte Deutungen zu finden, ob es sie wirklich gab kann nur der Künstler beantworten. Dabei wurde die Musik nie belanglos. Komponieren und seine warme, markante Stimme blieben immer sein Trumpf.

Nachdem das Kapitel Blumfeld sinnvoll beendet war, gab es erstmals einen Bruch in Distelmeyers Werk. Ein Soloalbum folgte, schön zwar, aber ohne greifbaren, neuen Ansatz. Danach folgte, was vielen Künstlern in einer solchen Situation einfällt: Ein Buch, eine kurze Reunion und dann als zweites Soloalbum, eine CD mit Coverversionen.



Auch wenn Distelmeyer mit Sicherheit Monate mit der Zusammenstellung verbracht hat, rund klang es nicht wenn auf Britney Spears, Radiohead folgt und die Platte nur spärlich instrumentiert ist. Um so erstaunter war ich als die jetzt laufende Akustik-Tournee angekündigt wurde. Würde das Konzept tragen ? 

In Düsseldorf brauchte sich der Künstler darüber wenig Gedanken machen. Auf fast jeder Tour ist er hier zu Gast, das Kulturzentrum ZAKK (diesmal wurde der kleinere Saal gebucht) ist eine feste Größe aus Blumfelds Zeiten, auch auf seiner Lesereise machte er hier Station. Das Konzert beginnt auf die Minute pünklich, ohne Vorband um 20:30 Uhr.

Zum Glück hat Distelmeyer einen Keyboarder mitgebracht, dies sollte dem Sound des Abends sehr gut tun. Der Künstler ist bester Laune, scherzt von Beginn an mit den Zuschauern und startet mit dem Aztec Camera Song "On the Avenue". Danach sofort das erste Highlight: "Tragedy" von den Bee Gees, leider nicht auf dem Album, entfaltet eine ganz eigene Stimmung.

Die ruhige Version ist äußerst gelungen, die Stimme Distelmeyers und das Keyboard schmeicheln dem Song und es passiert das, was bei einer guten Coverversion passieren muss: Es wird zu seinem Song. 

Supertramps "Take the long way home" ist dagegen eine zu einfache Wahl, den Song kann nun wirklich keiner mehr hören, doch danach wird es direkt wieder besser. Mit "Toxic" von Britney Spears gelingt die zweite Kunst des guten Covers.

Er skelettiert den Song, bis nur noch die Stimme (der Text) und der Rhythmus übrig sind. Laut Distelmeyer steht dieses Stück für ihn im Kontext zu dem folgenden, Radioheads "Pyramid Song", der textlich das Motto der "giftigen" Sirene aufgreift und weiterführt: "I jumped into the river, black eyed angels swam with me". 

Hier will der Funke nicht überspringen. Die Version von Radiohead wirkt bedrohlicher, und so singen wie Thom Yorke kann nicht mal Jochen Distelmeyer. Das ganze Set bis zur Zugabe besteht nur aus Coverversionen, das ist mutig aber auch konsequent. Neben einigen weiteren, schwächeren Songs ist Lana del Rey`s "Video Games" das vielleicht schönste Stück des Abends.

Hier passt alles: Stimme, Text und Instrumentierung machen den Song intensiver und stärker. Als Zugaben folgen vier Blumfeld Songs ("Murmel" stand auf der Setlist, wurde aber nicht gespielt). Das lange nicht gehörte "Wir sind frei" und "Ich, wie es wirklich war" erinnern daran, dringend nochmal alte Blumfeld CD`s zu hören. 



Als zweite Zugabe dann noch "April" und der Beatles-Song "Free as a bird". Als Lied zwar keine Heldentat, für Distelmeyer (lt. Ansage) aber ein Song der zeigt, das Freundschaft über den Tod (von Lennon) hinaus für ihn ein besonderes Gut ist. Die Beatles stehen für ihn beispielhaft dafür.

Am Ende dieser Tour (die noch das ganze Jahr läuft) wird sich endgültig die Frage stellen, ob der so talentierte Künstler noch die Kraft und die Songs hat, ein weiteres, relevantes Album zu veröffentlichen. Ohne das ich den gestrigen Abend missen möchte: Es ist lange her.

Locas in Love, Karlsruhe, 21.04.16

$
0
0

Konzert: Locas in Love
Ort: Jubez Café in Karlsruhe
Datum: 21. April 2016
Dauer:  65 min
Zuschauer: etwa 30


Wer meine Konzertempfehlungen liest, weiß, dass ich mich auf dieses Konzert ganz besonders gefreut habe (*). Bevor die Band Locas in Love 2007 in mein Leben trat, hatte ich gedacht, ich würde niemals deutschsprachiger Musik verfallen können. Dann kam das Album Saurus und ich war wie elektrisiert. Und diese Begeisterung hat sich über die Jahre seitdem erhalten. Leider beschränkten sich unsere Live-Begegnungen auf viel zu wenige der Wintergalas in Köln - auch weil ich es schweren Herzens zweimal wegen Wetters lassen musste (Züge und Wintereinbrüche und Sturm usw...). 


Beim letzten mal - am Nikolaustag 2015 aber - fuhr ich mit besonders leichtem Herzen nach Hause, denn dort wurde mir verraten, dass sie im April im Jubez in Karlsruhe auftreten würden. Seitdem hatte ich mich regelmäßig gezwickt und halb neben mir stehend vermutet, dass da bestimmt noch etwas dazwischen kommen würde - weil es zu schön wäre zum wahr werden.
 


Seit in meinem Leben wieder Zeit für Konzerte ist, waren die Locas tatsächlich nicht ganz so fleißig unterwegs wie ich mir das gewünscht hätte. Zuletzt in Karlsruhe waren sie wohl 2004 im Vorprogramm von Superpunk. Nun gut - 2004 wohnte ich noch 400 km weiter nördlich und außerdem wußte ich ja noch gar nicht, dass es die Band gibt.
 


Leider fiel das Konzert in Karlsruhe im Jahr 2016 auf einen Tag, an dem ich nur hoffen konnte, dass meine Abschätzung so einigermaßen hinkommen würde und ich es noch zu den Locas schaffen würde. Während ich noch das Fahrrad abschloss, erklang schon der erste Akkord von drin - puh! das war knapp gewesen! Im hereinkommen war es als erstes Bennie, den ich direkt vor der Bühne stehen sah und der mir das Gefühl von Kontinuität vermittelte, war er doch bisher auf allen Konzerten (in Köln) prominent mit von der Partie gewesen. 
 

Beim Blick auf die Bühne, fand ich dort

am Bass Stefanie Schrank,
an der Gitarre Björn Sonnenberg und

am Schlagzeug Saskia von Klitzing.

Ein kleines inneres Oh: ganz ohne Niklas und ganz ohne Tasten ... !? Das instrumentale Intro (auf der Setlist hatte es den Namen 2 Bass) war laut und rockig und rotzig und zeigte damit schon die Färbung für die nächste Stunde. Danach wurden wir  von Stefanie willkommen geheißen. Björn blieb tatsächlich über den Abend hinweg untypisch (verglichen mit seiner Wintergala-Laune jedenfalls) ruhig. Ein wenig vermisste ich seine mäandernden Einlassungen. Als mir heute der Spruch unterkam: Die Möglichkeiten der deutschen Grammatik können einen, wenn man sich darauf, was man ruhig, wenn man möchte, sollte, einlässt, überraschen - dachte ich sofort - ja, darin hätte sich Björn köstlich und mit viel Enthusiasmus verheddert haben können.
 


Im Publikum waren wir nur mittelviele. Das wirkt im Café im Jubez trotzdem ok, aber es spiegelte zurück was Björn von der Bühne aus als Delle bezeichnete. Nach der ganz frischen Todesnachricht von Prince und wohl auch dem Rhythmus der Tour folgend, waren sie ein wenig suboptimal aufgelegt. Nun gut - sagte ich mir - eine Wintergala-Stimmung wäre wohl auch für Karlsruhe ein wenig zu hoch geschraubte Erwartung meinerseits gewesen.
 


Aber was soll's - schon im nächsten Stück war der Funke bei mir übergesprungen. Mein so heißgeliebtes Sachen - ein evergreen; mit der zugleich lakonischen wie tröstlichen Grundstimmung. Und überhaupt hatte ich in dem Moment das Gefühl, dass sie es mit dem Publikum im Jubez nicht schwer hatten. Das waren viele, die wie ich die Locas tief im Herzen immer bei sich tragen. Einige, die sogar 2004 schon beim Konzert waren und sich recht textsicher zeigten.
 


Tatsächlich ist es so, dass das Album Saurus immer noch so einen ganz besonderen Status in meinem Herzen hat mit fast all seinen Stücken. Wobei ich die Menschen dahinter eigentlich wirklich ins Herz schloss mit dem Album Winter und den Videos dazu (**). Nach dem Lemminge-Album hat erst das aktuellste Album Kalender wieder so richtig gezündet und daran sind vor allem solche Stücke schuld wie Ich werd ein Lied für alle schreiben. Das hat nämlich diese Hymnen-Qualität, die ich so besonders schätze. Ein Großer Gott wir loben Dich-Moment, wie ihn so feierlich und realistisch in einem Atemzug wohl nur die Locas hinkriegen.
 


Anschließend bekam mein Fan-Herz weiteres Futter. Wie immer wenn Stefanie singt Ich gebe zu ich habe dies Tür eingetreten trat ich neben mich und musste einerseits lächeln, weil das so unwahrscheinlich klingt und dabei so liebenswürdig und die Musik fast eine Schunkelnummer ist und nebenbei wird im Text mal eben eine ganze Welt oder eine ganze Beziehung brutalst demoliert. Weiter im Programm ging es mit drei aktuellen Songs. Ultraweiß rührt mich immer mit seinen Versprechungen und seiner Transparenz, aber es schwingt auch immer eine Portion Angst mit, dass all das Leuchten und Aufheben von Schmerz die finale Explosion unseres Heimatplaneten meinen könnte. Richtige Mitsing-Qualität für mich hat der Song Oh!. Wobei hier von Stefanie auch ganz schöne Tretminen unters Volk gebracht wurden:  Eine Müdigkeit, die ganz tief innen sitzt hat mich befallen. Oh oh oh oh, nichts ändert sich in mir. Oh oh oh oh. So fein eingebettet in die Ohs kann man das schon mal überhören und erschrickt sich dann jäh, wenn die message auf's Hirn trifft.
 


Die einzige Ansage zu einem der Lieder war Ruinen gewidmet - also ein Trennungslied, wo es eine/r nicht hinkriegt:  Und wenn wir für immer auseinandergehen, kannst du mich nicht einfach mitnehmen? Dann ... Monkey! Bei den hingeseufzten einleitenden Ah ah hatte ich schon Gänsehaut, dann das vertraut tickende Schlagzeug - wieder so ein Evergreen vom Saurus Album, der so tröstlich versöhnlich vom Affen auf dem Rücken spricht. Richtig schön zum mitgrölen eignet sich ja der Refrain von Nein und in der rotzigen live-Fassung wurde das dann doch eher eine Art Manifest. Die Band versuchte dann mit einem weiteren Instrumental  und einem ganz rockigen Black Box (riesig!) - das voll die von mir so geschätzten Stärken ausspielte: realpolitische und rockig Strophen neben einem hochpoetischem Refrain - aus dem Konzert zu gleiten. Aber natürlich baten wir - zum Glück erfolgreich - um Zugaben!


Nach etwas Plenum wurde uns ein weiterer alter Kracher angeboten. Nur die Locas kommen damit durch Schande, Scham, Schuld  in so einen Song zu packen, dabei ganz poetisch zu klingen und voll zu rocken! So etwas zu hören und um die Ohren geschlagen zu kommen, dafür war ich gekommen. Und es hätte gut als Gehet hin in Frieden dienen können, nur natürlich gänzlich unversöhnt mit den Zumutungen der Welt und des Lebens. Dafür hatte Björn aber seine ganz eigene Variante. Er ging nämlich durchs Publikum und umarmte jede/n und verabschiedetet sich damit ganz persönlich. Als Praline gab es anschließend noch ein Angebot zum mitsingen Run away, turn away. Popvorbilder, die auch so prima traurigen (leider wahrhaftigen) Text zu tanzbarer Musik boten. 



Mein Fazit des Abends: 35 Tausend Millionen leuchtende Augen, die Hoffnung, dass es nicht wieder zwölf Jahre braucht und Mabuse im Set wäre eigentlich auch sehr schön gewesen.

(*) So wie auf die wenig und immer zu für mich unpraktischen Zeiten tourenden Afenginn (zuletzt in Basel abgepasst) und Arstidir (für die ich 2014 extra nach Gera gefahren bin)
(**) Ich hasse Videos eigentlich.


Setlist:
01: 2 Bass
02: Sachen
03: Ich werd ein Lied für alle schreiben
04: Zum Beispiel ein Unfall
05: Ultraweiß
06: Oh!
07: Ruinen
08: Monkey
09: Über Nacht Ist Ein Ganzer Wald Gewachsen 
10: Nein
11: Leyendeckerstraße
12: Black Box

13: Auto destruct (Z)
14: Small town boy (Z, Bronsky beat-cover)

Tourdaten:
15.04. Düsseldorf Zakk (Staatsakt Labelabend mit LIL & Isolation Berlin)
16.04. Dortmund Sissikingkong
17.04. Offenbach Hafen 2
18.04. große Überraschung
19.04. München Feierwerk
20.04. Nürnberg MUZclub
21.04. Karlsruhe Jubez
22.04. Jena Glashaus im Paradies
23.04. Bremen Etage 3  Lagerhaus
24.04. Münster Skater's Palace


Aus unserem Archiv:
Locas in Love, Köln, 06.12.15
Locas In Love, Düsseldorf, 20.03.15
Locas In Love, Köln, 21.02.15
Locas In Love, Köln, 07.12.14
Locas In Love, Köln, 07.12.14
Locas In Love, Köln, 22.12.13
Locas In Love, Köln, 15.08.13
Locas In Love, Köln, 14.08.13
Locas In Love, Köln, 09.12.12
Locas In Love, Köln, 09.12.12
Locas In Love, Wiesbaden, 04.05.12
Locas In Love, Köln, 02.10.11
Locas In Love, Köln, 24.10.10
Locas In Love, Köln, 30.11.08
Locas In Love, Frankfurt, 20.10.07
Locas In Love, Köln, 19.08.07




Afenginn, Wiesbaden, 22.04.16

$
0
0

Konzert: Afenginn
Ort: Walhalla in Wiesbaden
Datum: 22. April 2016
Dauer: 110 min + Pause
Zuschauer: etwa 30


Für mich ist gerade Konzertweihnachten mit vier Feiertagen. Am Donnerstag begann die große Bescherung mit einem Konzert der Locas in Love in Karlsruhe. Am Freitag ging es nach Wiesbaden in die Walhalla um die grandiosen Afenginn zu sehen. Sie spielen zwar etwas öfter als die Locas, aber meist gibt es nur eine Gelegenheit pro Jahr und dann muss man es nehmen, wie es kommt. Es gibt dabei stets zwei große Pluspunkte: (1) Es sind immer besondere und einladende Auftrittsorte; (2) Die Konzerte sind mitreißend und passen in keine mir bekannte Schublade.
 


Letztes Jahr war ich ihnen im Sommer nach Basel (eigentlich auf ein Städtchen bei Basel) nachgereist. Das lag einerseits daran, dass vorher leider mein Plan, alle meine Freunde in Weimar auf das dort für den März geplante Konzert zu nötigen, geplatzt war, weil sich Kim Nyberg auf der Tour in Australien (am Jahresbeginn) schlimm verletzt hatte und noch nicht wieder fliegen durfte. Und andererseits gab es in Riehen als Bonus eine Aufführung mit lokalem Chor. Das war wirklich beeindruckend. Dieses Jahr begann ihre deutsche Tour mit dem brandneuem Album Opus in Wiesbaden, was zugleich der für mich am bequemsten zu erreichende Konzertort war (alle weiteren Daten finden sich unten).
 


Es trifft sich natürlich nun gut, dass ich gleich ein wenig berichten kann, wie mein Eindruck vom Wiesbadener Konzert ist, um vielleicht den Appetit für andere anzuregen. Zunächst war ich sehr neugierig auf das Walhalla. Ich hatte gerade kürzlich noch Fotos vom Auftritt der The Lake poets dort gesehen (die ja dann kurz später bei uns in Karlsruhe Station machten) und es sah irgendwie schaurig schön aus. Ein Ort wie geschaffen dafür, mal für einen Abend bei  "Normalität" die Pausetaste zu drücken. Mit seinen großen barocken Spiegeln und den gigantischen Lüstern gefiel es mir sofort, zumal der Zahn der Zeit schon heimlich (unheimlich?) alles ein wenig ins irrwitzige gerückt hat. Hier kann man gut feiern, am Leben zu sein und dabei die Vergänglichkeit umarmen, die allem Leben innewohnt. Also ein Ort wie geschaffen für die Musik von Afenginn.
 


Als ich kurz nach der angegebenen Einlasszeit ankam, war die Band selbst wohl noch nicht so lange da und gerade mit dem Soundcheck beschäftigt. So hieß es noch etwa 40 min warten, bis wir eingelassen wurden. Ich war in dem Moment sehr froh, dass ich mich im Vorfeld dafür entschieden hatte, mir eine Übernachtung zu suchen, denn die letzte halbwegs zumutbare Verbindung würde ich so wohl nicht mehr schaffen, wenn ich bis zum Ende des Konzerts bleiben wollte.
 

Die Bühne war in etwa vorbereitet, wie ich es erwartet hatte. Am auffälligsten waren das Schlagwerk rechts vorn und die Marimba links hinten und außerdem ein Kontrabass rechts hinten. Vorn gab es Viola und Geige, eine großen Mandoline (Kim sagte mir später, das sei eine Mandola) und die immer wieder für mich eindrucksvolle Bassklarinette am Bühnenrand. Als die Künstler kurze Zeit später auf die Bühne traten, waren für mich einige neue Gesichter dabei. In Deutschland ist Afenginn diesmal unterwegs mit

Kristoffer Nybye - Klarinette und Bassklarinette
Alexander Kraglund - Violine und Viola
Kim Nyberg - Mandoline und Mandola
Nils Bo Davidsen - Kontrabass
Knut Finsrud - Schlagwerk
Kaare Munkholm - Marimba
 

und Roma Komar sorgt für den perfekten Sound. Nachdem ein Räucherstäbchen feierlich entzündet worden war, ging es für eine Stunde durch drei Teile von Opus. Ich hatte mich in den letzten Wochen schon mit der neuen Musik vertraut gemacht. Sie ist - wie der Name schon ein wenig vermuten lässt - noch etwas mehr in Richtung klassisch gegliederte Werke gegangen ohne die Prise Geheimzutat zu verlieren, an der man Afenginn auch drei Meilen gegen den Wind erkennen muss.
 

Richtig deutlich wurde mir das im zweiten Teil des Konzertes, wo sie auch noch einmal Lieder aus dem Album Bastard Etno auspackten, wo es derbe tanzbar zur Sache geht und auch gestampft und gebrüllt wird (der Name ist Programm). Das alles wird man auf dem aktuellen Album nicht finden. Allerdings war die Live-Darbietung nicht weniger intensiv, fesselnd und ganz und gar mitreißend, aber es spielte sich die Spannung und Dynamik auf einer anderen Ebene ab.
 

Während des Konzertes habe ich daran denken müssen, dass die Briten in ihren Sagen das Reich der Fairy kennen. Das kennt man als Wort zwar von den Fairy Tales - die übliche Übersetzung für Märchen. Aber die Mythologie dahinter ist nicht die gleiche wie das was wir aus unseren Märchen kennen (selbst wenn man die weichgespülte Disney Variante nicht mitzählt, sondern sich an die alten Texte hält). Fairy ist mehr so eine Art Anderland mit anderen Gesetzen, die eigentlich nicht für Menschen gemacht sind. Zeit ist völlig verbogen und für menschliche Sinne nicht messbar, es gibt viele Kräfte, die unbeschreiblich (fast unmenschlich) wunderbar sind und Lebensfülle möglich machen, wie es sie auf unserer Erde nicht gibt, aber auch vieles, das man lieber meidet inklusive  unsagbar schrecklicher Abgründe. Als Mensch ist man eigentlich gut beraten, sich von all dem fern zu halten. Wir passen da nicht hin. Wobei natürlich das Faszinosum bleibt und die Anziehungskraft gemischt mit Angst und Schrecken.
 

Mir schien es so, als würde uns die Darbietung der neuen Platte Opus ein wenig nach Fairy entführen, ohne dass wir uns den normalerweise damit verbundenen Gefahren aussetzen mussten. Ein Stück wurde der Vorhang zwischen den Welten gelichtet, der Blick geweitet und Möglichkeiten spürbar, die nicht ganz von dieser Welt schienen. Nicht Märchen Eiapopeia, sondern viel Ringen und Auseinandersetzung. Aber selbst darin war eingeschrieben, dass wir nur fasziniert und ohne Angst und Schrecken zuhören konnten. Die Musiker gaben alles, es floss Schweiß in Strömen, es flogen glückliche Blicke, manchmal war die Konzentration förmlich greifbar. Aber all das gelang so wunderbar, dass es ein großes Fest der Lebensfreude wurde.
 

Nach der Pause gab es noch Musik vom Album Lux, die mir inzwischen so ans Herz gewachsen ist, dass ich Passagen im Kopf mitsingen kann und natürlich noch ein paar Reißer, ein wenig abschütteln der Kopfarbeit vom ersten Teil und da war es wirklich schwierig, auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Als Zugabe wurden wir dann wohlkalkuliert mit Lumir (dem Stück mit dem Kunstworttitel aus finnischem Schnee und russischem Frieden) wieder befriedet und mit ruhigerem Herzschlag heimgeschickt.
 

Das Publikum bestand zu einem guten Teil aus Leuten, die schon Konzerte von Afenginn erlebt hatten und deshalb hoch gespannt und vorfreudig waren. Sie alle wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil, es gab restlos begeisterten Applaus, viele viele Käufe in der Pause und nach dem Konzert und auch viele persönliche Dankesworte für die Musiker.
 

Nun bin ich gespannt, wie es heute Abend mit meinem Konzertweihnachtsfest und dem Konzert von Árstíðir weitergehen wird. Ich klopfe dreimal auf Holz, dass es mit der Zugfahrt klappt. Wenngleich Esslingen näher als Wiesbaden ist, macht es die Bahn doch (von Karlsruhe aus gesehen) zu einem Ort hinter den Bergen bei den sieben Zwergen und legt auch noch Schienenersatzverkehr zwischen Pforzheim und Karlsruhe auf die nicht einmal 100 km Entfernung.
 

Setlist:
01: Intro
02: Burdrone
03: Guzzy
04: Luna Televisio
05: Quicksilver
06: Plantaris
07: Lentoperho
08: Vespersons
09: Tabbouleh Rasa
10: Rasendé Tabul
11: Ether
12: Akkapolska


- Pause -


13: Lux
14: Paxima
15: Kostbar
16: Iguana Segregatis
17: Perky Pearl
18: Tattar Humppa

19: Lumir (Z)
 


Tourdaten

22.04. Wiesbaden Walhalla Spiegelsaal
23.04. Geislingen Rätschenmühle
24.04. Konstanz Kulturzentrum K9
27.04. Waldshut-Tiengen ALI Theater
28.04. Augsburg  Kulturhaus Kresslesmühle
29.04. Dresden  Dreikönigskirche
02.05. Berlin  Roter Salon / Volksbühne
03.05. Hamburg  kukuun
04.05. Bremen Sendesaal
05.05. Bielefeld Neue Schmiede Bielefeld


Noch mehr Fotos sind hier


Aus unserem Archiv:
Afenginn, Karlsruhe, 02.02.13
Afenginn, Riehen, 08.07.15

Sophia - Maastricht - 23.04.2016

$
0
0

Konzert: Sophia
Ort: Maastricht - Muzikgieterij
Datum: 23.04.2016
Dauer: 100min
Zuschauer: ca.200

"Sophia sind zurück !". Fragende Blicke könnten die Antwort auf diesen Ausspruch sein, hat doch der Künstler seit fast 7 Jahren kein Album mehr veröffentlicht. Vor dieser Zeit tat er dies regelmäßig und mit sehr hoher künstlerischer Qualität, was ihm bis heute eine relativ große Fangemeinde (nicht nur in Benlelux) dankt.

"Sophia" entstand aus Robin-Propper Sheppards erster Band "The God Machine" und entführte den Zuhörer meistens in gefühlvolle aber zutiefst melancholische Songs, oft akustisch oder auch mit Streichern untermalt. Die rockigere Seite kam meistens nur noch bei den Konzerten, in kleineren Ausbrüchen zum Vorschein. 

So stellte sich die Frage, mit welcher seiner damals ständig wechselnden Bandmitgliedern er uns bei dieser ersten neuen Clubtour überraschen würde. Leider gab es nicht viel zu sehen in Maastrichts neuem Veranstaltungshalle, einer schönen, alten Fabrik (wie immer in den Niederlanden perfekt eingerichtet und mit bestem Sound versehen). 

Das lag allerdings nicht am Veranstaltungsort, sondern an der Band selber. Weniger Licht bei einem Konzert habe ich bisher nur bei "Bohren & der Club of Gore" erlebt. Meistens strahlten die wenigen Scheinwerfer nur ins Publikum, die Band und ihr Sänger waren bis zum Ende auch von den ersten Reihen aus kaum erkennbar. 

Sheppard kommentiert das in seiner launigen Art nur damit, vereinzelten Handy-Blitzern Strafen anzudrohen, noch bevor er in der Mitte des Sets auch nur zu einer Begrüßung angesetzt hätte.

Über die Setlist des Abends konnte man am Ende trefflich streiten, tatsächlich spielte die Band zunächst das neue Album komplett, ehe im zweiten Teil eine Art Best-Of geboten wurde. 

Da die neue CD aber alle Spielarten von Sheppards Werk enthält, und durchaus als gelungen bezeichnet werden kann, war das kein Nachteil. Das wuchtige "Resisting" eröffnet den Abend, die vierköpfige Begleitband aus spiel wütigen Mittzwanzigern ergibt sich (soweit erkennbar) sofort in einer "Wall of Sound" der schönsten Art, ohne das Konzept des Songs zu verlassen und setzt so direkt ein erstes Ausrufezeichen für den Verlauf des Abends.

Sheppard wechselt nicht einmal die Gitarre, akustische Einlagen gibt es keine. Es variieren nur ruhige, laute und sehr laute Songstrukturen. Einzig das neue "California" sorgt im Moll-Dauerton für etwas Lebensfreude, aber das war auch nicht anders zu erwarten. "So Slow", "If only", und "Oh my love" sind der Teil des Sets ohne Überraschungen, bevor Sheppard ohne von der Bühne zu gehen, weitere 25 Minuten "loudest noise" seiner "kickass Band" ankündigt. 

Das klingt dann schon fast wieder wie eine Bestrafung des Publikums. Trotzdem wirkt er in diesem zweiten Teil wesentlich gelöster, scherzt gar kurz über seine 19-jährige Tochter, die sein Talent und seine Musik natürlich völlig uncool findet. Und so endet der Abend mit "Mogwai"-artigem Feedbackfinale von "Darkness" und "The River Song". 

Eine unerwartet rockige Rückkehr aus einer langen Pause von der abzuwarten bleibt, ob sein in die Jahre gekommenes Publikum diesen Weg mitgehen wird. Die CD jedenfalls wird keine alten Fans verschrecken. Ob sie ein neues, jüngeres Publikum ansprechen kann bleibt offen.

Felix Meyer & Project Île, Zwickau, 25.04.16

$
0
0

Konzert: Felix Meyer & Project Île
Ort: Alter Gasometer Zwickau
Datum: 23.04.2016
Dauer: 120 min
Zuschauer: ca. 450

Ein großes Herz für die Menschen in diesem Lande!


Felix Meyer und Project Île begeistern die ca. 450 Besucher im damit fast ausverkauften Zwickauer Gasometer. Diese Band mit ihrem sympathischen Frontmann ist ein Geschenk an uns. Wir sollten es schätzen wie eine seltene Pflanze, die in rauher Umwelt blüht und sich wohlfühlt. Sie sind auf Tour, um ihr neues Album „Fasst Euch ein Herz“ zu präsentieren. Und über den Abend verteilt werden alle Titel des Albums gespielt, das ist nicht unbedingt üblich. Hier funktioniert es, weil die neuen Titel wie alte Bekannte daherkommen. 



Das Konzert ist ein Wechsel zwischen neuen Liedern und den bekannten Gassenhauern (und das ist im positivsten Sinne des Wortes gemeint). Das Publikum ist textsicher, die Generationen und Geschlechter gemischt, die Kinder in der ersten Reihe. Seit den Zeiten der Straßenkonzerte waren Kinder immer ganz nah an Felix und der freut sich über die Begeisterung auch und vor allem in der ersten Reihe. Felix nimmt den Faden zum Publikum zwischen den Liedern auf und bringt dabei immer wieder auch Statements zur Lage der Welt, deutlich, eindeutig und auf den Punkt: Menschlichkeit und Mitgefühl sind die Dinge, die ihm am Herzen liegen. Von den Zwickauern werden die Einlassungen mit viel Beifall bedacht.





Nach den vielen Jahren auf den Straßen und in den Fußgängerzonen kann Felix Meyer die Zeit nach den Songs genießen, wenn der Beifall nicht aufhören will. Seine Band dirigiert er leichthändig durch den Abend und sie erspielt ihm auf traumwandlerische Art den Boden, auf dem seine Geschichten wachsen. Gleich nach den ersten neuen Songs interpretieren Felix und seine Band eines ihrer Lieder auf französisch: „Irgendwas immerhin“. Die Geschichte der inzwischen 4 Studio-Alben zeigt, dass es eher andersherum ist und Felix Meyer französisch- oder spanischsprachige Lieder ins Deutsche überträgt. Schön dass er diesen Titel nicht namentlich erwähnt, so dass man sich einhören muss oder wie ich beim Schreiben des Artikels die Alben durchhört und die deutsche Entsprechung schnell findet.



Der Abend entwickelt sich im Laufe des Konzertes zu einer Mitsing- und Tanzveranstaltung. Jede Gelegenheit zum Schnipsen und Mitsingen wird ausgiebig genutzt, da ist nicht schon Schluss, wenn Felix anfängt zu singen oder die Band wieder lauter spielt.

Seit dem Abend, als Felix Meyer mit Erik Manouz im Chemnitzer Aaltra zum Kwartirnik spielte, ist „Die Corrida“ aus der Perspektive des Stieres mein Lieblingslied. Dieses Lied ist meine Zusammenfassung der Musik und Texte von Felix Meyer: es sind seine zum Teil ungewohnten Blickwinkel auf die menschliche Tragödie; die Mischung aus Melancholie und grenzenloser Hoffnung, dass dennoch alles gut wird; es sind seine Kompositionen, für die man gern die Schublade Chanson öffnen möchte, in die Lieder aber über den Abend nicht hineinwollen. Die Musik ist viel zu abwechslungsreich und nicht auf eine bestimmte Spielart festgelegt. Seine Bandkollegen spielen souverän jeden Stil mit ebenso großen wie kleinen Gesten, teils voller Leidenschaft und dann wieder versunken in die Melodien.



Und fast etwas entschuldigend kündigt Felix dann auch mal ein Liebeslied an „Eine von Millionen“.


Nach dem Konzert beim Abbau der Technik und am Stand mit den CDs, Schallplatten und dem Buch finden sich die Musiker ein zum Signieren. Sie haben Zeit für Gespräche und Fragen, erfahren viel Zuspruch und geben die überraschende Erklärung, dass Felix Meyer und Project Île hier im Osten eine große Fangemeinde um sich scharen, die Konzertsäle in den westlichen Städten dagegen schwerer zu füllen sind.




Also liebe Leser, schaut, ob die nächsten Shows dieser Tour in Eurer Nähe liegen, geht hin, lasst Euch verzaubern und genießt!



Setlist:
01. Kann sein
02. Liebevoll bis menschenleer
03. Fasst Euch ein Herz
04. Irgendwas immerhin (französisch)
05. Kaffe ans Bett
06. Schwarz weiß
07. Nordwind
08. Fantasie
09. Das Hier
10. Eine von Millionen
11. Ein Lied
12. Von Engeln und Schweinen
13. Die Corrida
14. Nach der Mittelmäßigkeit
15. Die Auflösung
16. Vor dem Fenster
17. Lieb, Dreck und Gewalt
18. Gummibaumblätter
19. Noch früher mal
20. Das hohe Ross
21. Die Bestie

22. Gelegenheit macht Liebe (Z)
23. Der Wind trägt uns davon (Z)
24. Schlaflied /Z) 



weitere Termine
24.04.2016 Hannover Kulturzentrum Faust
26.04.2016 Köln Stadtgarten
27.04.2016 Hamburg Faust
28.04.2016 Rostock Circus Fantasia





Safetyville, Karlsruhe, 17.04.16

$
0
0

Konzert mit Safetyville
Ort: Karlsruhe Waldstadt
Datum: 17. April 2016
Dauer: 60 min
Zuschauer: 8


Vielen Dank an David Ebert für die wunderbar sprechenden Bilder!

Man und auch frau hat ja stets so Vorstellungen über die Zukunft. Da kann einem das Leben noch so oft mit Planänderungen dazwischenfahren - ich zumindest bin immer wieder dabei. Als Isa und ich Ende 2015 den Termin für das Konzert von Safetyville ausgemacht haben, dachte ich so bei mir: oh das wird ein toller Anlass, in meinen Geburtstag hinein zu feiern und ist auch genau die richtige Sorte Musik dafür. Da mach ich die Bude voll. Die meisten Gäste hatten aber andere Pläne und wollten die auch nicht ändern und so wurde es eine große Runde am 15. und 16. April und eine überraschende Runde am 18. (als ich eigentlich diesen Bericht schreiben wollte), aber am 17. wurde es ein sehr stiller Konzertabend und ich war darüber alles andere als glücklich. Zum Glück hatte Isa noch zwei Freunde mitgebracht...


Aber dann war da diese vertraute Stimme, die Offenheit für die Situation und die Vertrautheit. Songs, die ich schon vom Augustkonzert kannte und das herrliche Cover Big in Japan ließen mich vergessen, dass ich eigentlich traurig und unzufrieden war. In allen Augen sah ich das gleiche Glitzern, das mich darauf schließen ließ, dass es ihnen so ähnlich ging und sie ganz in die Musik abtauchen konnten und es ihnen dabei gut ging. In meinem Bericht über das Konzert in Adorf hatte ich schon geschrieben, wie sehr an den Lebenswurzeln verankert mir diese Musik erscheint und wie gut mir das tut. Genau das war wohl auch das Heilungselixier in der Waldstadt. Vielen Dank Isa!
 

Setlist:
01: Lost Empires
02: Everything right
03: Far away
04: No longer
05: War
06: Passing stranger
07: Big in Japan
08: Reason
09: What it is
10: ??
11: Still
12: Bonnie & Clyde 



Aus unserem Archiv:
Safetyville, Adorf, 29.08.16

Bernhard Eder, Karlsruhe, 24.04.16

$
0
0

Konzert:  Bernhard Eder
Ort: Karlsruhe Kirchfeld
Datum: 24. April 2016
Dauer: 90 min
Zuschauer: etwa 25


Wer hier regelmäßig mitliest, weiß, dass dieses Konzert mitBernhard Eder für mich in eine Art Konzertmarathon eingebettet war, mein Konzert-Weihnachten. Einerseits, weil ich kein Fest weiß, an dem man vier Tage am Stück feiert und andererseits, weil alle Künstler dieser vier Tage für mich eine ganz besondere Rolle spielen. Und auch, weil ich am Samstag zu anderen fast genauso guten Konzerten nicht auch noch gehen konnte - so wie Weihnachten, wo man sich zwischen seinen Lieben immer irgendwie entscheiden muss...
 

Nun gut - lange Vorrede, kurzer Sinn. Man könnte denken, ich war nach drei Tagen mit erstklassiger Ohrennahrung eigentlich schon ein wenig satt oder fertig oder beides. In Wirklichkeit war ich aber tatsächlich in Hochstimmung und durch die Fahrerei und Glückshormone der Vortrage ziemlich aus meinem Alltag herausgetreten. Ich freute mich tatsächlich sehr auf den Abend bei Gabriele und einzig, als ich aus der Tür trat um mein Fahrrad zu holen und es just in dem Moment zu schütten anfing, drohte es doch noch schief zu gehen...  Hier rettete mich zum Glück meine bessere Hälfte mit dem Angebot, dann doch wohl besser zu zweit und mit dem Auto zu fahren ...


Ab da war alles perfekt. Das schwatzen davor, die erwartungsfrohe Stimmung der Auskenner wie der Neulinge (jede/r aus anderem Grund) und nachdem Bernhard ein Rhythmus-Ei an die Glitzertreter getaped hatte, startete er eher ruhig melancholisch, was mich freilich beim Mann der tröstlich traurigen Töne nicht so arg überraschte. Derweil musste wahrscheinlich auch noch ein wenig auf Solomodus umgeschaltet werden (vor allem weil es gerade am Vorabend in Trier mit den Melodicaleuten gar so nett gewesen war) - darüber hinaus ein abtasten des Publikums und horchen ins eigene, wo der Abend hingehen sollte, um zu gelingen. Derweilen war hinter ihm der Himmel erst hellblau (der Wolkenbruch nicht mehr zu erahnen) und färbte sich dann über ein harmloses rosa langsam in Nachtbläue.
 


Das zweite, von ihm als sein Beitrag zum Soul angekündigte Lied wurde mit Mundharmonika aufgepeppt. Die österreichischen Sprechgewohnheiten versteh ich ja eh nicht recht (das ist ok!). Bei uns gibt es sogar eine stehende Redewendung, wenn Leute Stuß reden: "Österreichisch nur so..." - mit eingbautem Augen verdrehen (*). Wahrscheinlich war das auch so ein Soul auf österreichisch? Passend zur Textzeile Someone is missing tröpfelte gar noch ein Gast nach und Herr Eder schien schmunzelnd langsam richtig im Konzert anzukommen. Er mochte z.B. erzählen, wie er im Video zu Queen and the knight kurzfristig vom knight zur Queen befördert wurde oder wie (obwohl ohne Trompete) das Johnny Cash Cover Ring of Fire das Herz der Mama erfreute.


Ich versuchte, irgendwelche irgendwie brauchbaren Bilder zu machen für den Bericht (schwarzer Schatten vor Abendlicht dahinter...) und war deshalb doppelt verdattert, als es auf einmal als spontane Idee Lisbon für uns gab, mein absolutes Lieblingslied vom Herrn Eder! Inzwischen war es so dunkel, dass Gabriele versuchte, wie wir es mit dem Licht geschickt anstellen. Nicht, dass es nicht von der Bühne her leuchtete, aber die Leute wollen ja schon was sehen für ihr Geld... Ein großes Ausrufezeichen erhielt an dem Abend auch wieder Sad ballad man mit diesen so hinreißend understatementmäßig verminderten Akkorden und hier drehte Eberhard sogar mal stimmlich voll auf. Das durften wir dann auch für Es is zum rearn. Er hatte uns den Text schön groß aufgeschrieben (auch dafür war dann etwas Licht doch ganz willkommen...)


Hoits doch de Goschn
I kaunn den Schwochsinn nimma hean
des gaunze G'hetzat
von eich des is nua mehr zum rean


Und nachdem wir uns da bewährt hatten, bekamen wir auch den tricky Rhythmus von Now is the time  anvertraut. Was ein duftes Ende war - beschwingt und mit viel lachen. Aber natürlich klar im Kontext das Abends noch nicht genug. Wir baten um mehr (Ehrensache!). Wir durften (nochmal) Lieder wünschen und es wurde knallhart verhandelt was  geht und was nicht oder vielleicht doch - und vielleicht würde es auch ein gaaanz neues Lied geben über einen Fußballer, nämlich George Best... Wobei eben diese zweite Stimme beim gewünschten Lied Left on my own (von vor Urzeiten), die müsste der Mario dann vielleicht doch selbst singen. Wenn das jetzt etwas sprunghaft klingt, so gibt das nur wieder, wie es war. Und wir hatten auf die Art und Weise den Künstler schön aus der Reserve gelockt und bekamen alles - schließlich auch noch die Livepremiere inklusive schnipsen und dududu singen. Ja freilich war das ein wunderbar passender Ausklang für mein Konzertweihnachtsfest. Noch viel feiner als erhofft würde ich sagen. Lieben Dank an Gabriele, Eberhard und alle lieben Gäste!



(*) Grund hierfür ist, dass wir früher tatsächlich gern im Duden nachgeschaut haben, wie etwas richtig heißt oder geschrieben wird. Sehr häufig gab es dabei zwei oder mehr Varianten für Artikel oder Partizipien und, die am wenigsten richtig klingende hatte dann oft die Bemerkung dabei "österreichisch nur so". Was hieß, die ÖsterreicherInnen finden, dass diese Variante die eigentliche ist.

Setlist:

01: Nonsleeper
02: Deeper
03: The queen and the knight
04: Ring of fire (Johnny Cash cover) 
05: Long way to run
06: Lisbon
07: Cute
08: Nibelungenlied
09: Sad ballad man
10: Turn on 
11: S' is zum Rearn 
12: Now's the time  

13: Buried in Oblivion (Z)
14: Left on my own (Wa:rum, Z)
15: Beorge Best (Z)

Auch wenn ich meinen Bericht zu diesem Abend 2012 im KOHI leider schuldig geblieben bin, der Mario hat es aufgeschrieben und ich finde, er hat das ziemlich gut getroffen.




Aus unserem Archiv:
Bernhard Eder, Karlsruhe, 08.04.15
Bernhard Eder, Karlsruhe, 16.04.13
Bernhard Eder, Wien, 15.05.11 

Les concerts de la semaine à Paris du 25 au 30 avril 2016

$
0
0

Les concerts de la semaine à Paris du 25 au 30 avril 2016

Belle semaine de concerts avec deux concerts de mes artistes préférés: Laura Gibson (photo de Oliver Peel © lors d'une OP Session avec Laura en 2009) et Damien Jurado !



25.04: Nonkeen (Nils Frahm et friends), Café de la Danse, complet (les deux dates)
25.04.2016: Wolfmother, Trianon
25.04.2016: Pop.1280, Batofar 
25.04.2016: Lauren Saligault, Gatha et Mell, Les Trois Baudets
26.04.2016: Clio, Les Trois Baudets 
26.04.2016: Andromakers et My Broken Frame, Supersonic
27.04.2016: Eddy de Pretto et Sarah Maison, Le Pop-up du Label
27.04.2016: Clara Luciani, La Mano
27.04.2016: Laura Gibson et Grant Lee Philipps, Point Ephémère
27.04.2016: Ben Molinaro et Pethrol et Yeast, Les Trois Baudets
28.04.2016: Baron Rétif & Concepcion Perez, Julien Gasc & Rekick, La Petite Halle
28.04.2016: Let's Eat Grandma, Les Trois Baudets
28.04.2016: Great Lake Swimmers, Petit Bain
29.04.2016: Damien Jurado, Divan Du Monde
29.04.2016: Juliette and The Licks, Trabendo
29.04.2016: Teach Kids Manners et Monterosso, FGO-Barbara
29.04.2016: Mutual Benefit et Manolo Redondo, Point Ephémère
29.04.2016: Ofwood/Chansons de Ma Tante/Lafore/Obadia, Petit Bain
30.04.2016: Rivkah, Petit Bain
30.04.2016: Jinx Fish Pool et Minors, Zèbre de Belleville 
30.04.2016:, Phantom Pharmacy et JB Moonshiner, l'International


Prince, Konzerttagebuch historisch, Dortmund, 08.09.1988

$
0
0

Konzert: Prince
Ort: Dortmund, Westfalenhalle
Datum: 08.09.1988
Dauer: 120min
Zuschauer: 16.500 ausverkauft

Die tausenden Prince-"Berichte" in  den sozialen Medien werden noch unzählige Anekdoten und vermeintliche Skandale ans Licht bringen. Wir beim Konzerttagebuch beschränken uns auf unsere Kernkompetenz: Konzertberichte. 

Drei Konzerte von Prince, jeweils in der Westfalenhalle (die vor der Lanxess-Arena in Köln das Maß aller Dinge in Deutschland war), durfte ich erleben. Zwei davon sind in meiner Erinnerung verblasst. 1990 gestaltete sich knapp und etwas lustlos, 1992 war die Setlist schon fast von allen Hits befreit und die Show nicht mehr überraschend. 

Die Nacht der Nächte war für mich die Lovesexy-Tour 1998. Die Halle, früher wurde natürlich geraucht und die Klimaanlage der Westfalenhalle bestand aus einer sich öffnenden Dachluke, dampfte schon beim Betreten und platzte aus allen Nähten.

Soweit ich mich erinnere, war ein weißer Dresscode gewünscht und die Stunden vor der Show bestanden aus einer Dauerschleife entnervender Andreas Vollenweider ??!! CD`s (bitte nicht Googlen, es handelte sich um Harfenmusik). Das ganze Szenario des Aufbaus aber wäre heute noch spektakulär. 

Eine damals neuartige, runde Bühne in der Mitte der Halle, ein Künstler der sie mit einer Limousine  umkreist und dann aussteigt, starten das Konzert.

Auf der Bühne befindet sich der Nachbau einer abstrusen Mischung aus Kinderzimmer, Vorstadt-Slum und weiteren ungewöhnlichen Dingen  wie einem echten Basketballkorb, die alle während der nun mehr als zwei folgenden Stunden einen festen Platz in der Show haben sollten.

Das eigentlich Wahnsinnige aber war aber die Mischung aus völliger Perfektion und gleichzeitiger Spontanität. Prince spielte zwei Abende hintereinander, und obwohl es sich um eine Fernsehaufzeichnung für den damals noch kaum empfangbaren Spartensender SAT.1 handelte , variierte die Setlist nicht unerheblich.

Die unzähligen Musiker und Tänzer trollten in diversen Fantasiekostümen über die Bühne, vom manischem OP-Arzt bis zum Cowgirl. Dazu natürlich heute unvorstellbare 80er Jahre Outfits und Frisuren, aber so ist das eben, wenn man sich modisch weit aus dem Fenster lehnt.

Das alles geriet aber schnell zur Nebensache, spätestens mit "Housequake", dem zweiten Song, tobt die Halle. Alle Sinne sind überfordert von soviel Kreativität und Spielfreude. Fast keine musikalische Spielart wird ausgelassen. Rock, Pop, Soul, Funk, Musical, Gospel und beginnender Hip-Hop werden in einer Mash-UP Performance zu einem endlosen Jam vereint.

Wer schon vor der Pause Songs wie "Little Red Corvette" und "Controversy" spielt, sollte sich das gut überlegen. Doch auch dies ist alles nur der Teaser für den weiteren Verlauf des Abends.

Prince gibt den Lover, den Dandy, den Rocker und den Tänzer. Keine Sekunde steht er still, wechselt Kostüme, Songs und Musiker im Minutentakt. Er spielt die Gitarre mit einer Leichtigkeit als würde dies neben seinem Tanzen, Singen und Schauspielern überhaupt keinen Gedanken kosten. Dazu immer das Publikum fest im Auge: Er zwinkert, kokettiert und hält sich immer wieder lachend die Hand ans Ohr um die Halle noch mehr in Rage zu bringen. 

"The Cross" (ein fast vergessenes Highlight) gerät zum Triumph, Sheila E trommelt wie ein Derwisch und bei vollem Saallicht wird Prince mit seiner markanten, blauen Gitarre eins mit der Halle. Mittlerweile sind ca.20 Stücke gespielt, "Kiss" folgt und als alle mit einem "normalen" Zugabenteil rechnen, setzt sich Prince ans Klavier und macht die Mehrzweckhalle auch noch zum Jazz-Club. 

Fast 20 Jahre sollten vergehen, bevor Prince dieses wunderschöne Konzept wieder aufgreift und auf seiner letzten Tournee wieder solo am Piano zu sehen war. Hier spielt er ein Medley das unter anderem "Raspberry Beret" enthält. 

In der zweiten Zugabe folgen dann die größten Hits, alle hintereinander. Eine völlig wahnsinnige Version von "Let`s go crazy", "When doves cry", "Purple Rain" und "1999". Danach noch "Alphabet St." und ich taumele aus der Halle in der es von der Decke zu tropfen scheint. 

Vieles danach war zu viel Show oder hatte zu wenige Hits, jeder hatte in den nächsten Jahren eine  andere Vorstellung von einer guten "Prince" Show. Es folgten der "Slave"-Schriftzug, TAFKAP, Las Vegas Shows und hart erkaufte künstlerische Freiheit. Bei der "Lovesexy" Tour aber hatte man den Eindruck, das diese seinem Anspruch an eine  perfekte Show am nähesten kam.




Gudruns Konzerttipps Mai

$
0
0
Der April läuft noch und hat bei mir zu einem ziemlichen Konzerthoch geführt. Wider besseres Wissen habe ich mich sogar zu einem Abend mit zwei Konzerten hinreißen lassen und ein exzessives Konzert-Weihnachtsfest gefeiert. Im Mai wird es einerseits ruhiger, andererseits aber sehr, sehr hochwertig. So werde ich wohl ähnlich viel zu berichten haben wie im April, wenn alles so klappt wie geplant. Und was findet ihr so auf meiner Liste?


Isbells
27.04. Köln  Studio 672
28.04. Hannover  Glocksee
25.05. Münster  Gleis 22
26.05. Berlin  Badehaus Szimpla
27.05. Stuttgart  Laboratorium

 


The Burning Hell

The Burning Hell, Karlsruhe, 24.05.13 

28.04. Berlin - FluxBau
29.04. Kiel – Hansa 48
01.05. Bremen – Spedition
02.05. Hamburg – Astra-Stube
03.05. Heidelberg – Karlstorbahnhof
04.05. Saarbrücken – Sparte 4
05.05. Freiburg – Swamp
06.05. St. Gallen – Palace
27.05. Paris – Divan du Monde 

  (w/ Stanley Brinks, Freschard & more)
28.05. Baerenbach - Shorty’s
30.05. Aarau – Tuchlaube
31.05. München – Milla
01.06. Rosenheim – Hang Loose Bar
02.06. Wien – Haus der Musik
03.06. Nürnberg – Hemdendienst
04.06. Köln - Stereo Wonderland
06.06. Groningen – Vera
07.06. Hannover – Cafe Glocksee
08.06. Berlin – Schokoladen
09.06. Berlin – Schokoladen
10.06. Erfurt - Franz Mehlhose
11.06. Hardegsen – Burg Haderg


Susie Asado
Susie Asado, Stuttgart, 24.04.13


29.04. Frankfurt (Oder) - Modernes Theater Oderland
04.05. Bielefeld - Kamp Café
05.05. Bremen - Karton
06.05. Hannover - Galeria Lunar goes Underground
07.05. Kamen - House show
08.05. Liège - Ukulélé sur Meuse at L'An Vert
09.05. Augsburg - Neruda Kulturcafe
10.05. Bayreuth - Sübkültür
11.05. Leipzig - Wärmehalle Süd
12.05. Nürnberg - Galerie Bernsteinzimmer
13.05. Offenbach - Hafen 2


 
Marla & David Celia
30.04. Grünspecht ~ Bonn
05.05. SofaSessions ~ Freiburg
06.05. Kafé Neu ~ Kassel
07.05. Halunkenburg ~ Hof
08.05. Couch ~ Regensburg
10.05. Schnabulenz, Münster
11.05. Teilchen&Beschleuniger Münster
12.05. Pelmke ~ Hagen
13.05. Hasenschaukel ~ Hamburg
14.05. Tonfink ~ Lübeck
19.05. Deux Ours, Nandrin (Liege)
21.05. Flat Concert.05. Fallais,
26.05. Spatz & Wal ~ Unna
27.05. Café Mokka Nova ~ Mühlheim an der Ruhr
28.05. Weltempfänger ~ Köln


Laura Gibson

Laura Gibson, Frankfurt, 25.04.12

02.05. Berlin  Kantine am Berghain
03.05. Leipzig  Werk 2
07.05. Stuttgart  Laboratorium


Svavar Knútur
Svavar Knutur, Leipzig, 09.10.13 

04.05. Hamburg Warenwirtschaft
05.05. Bonn House concert
06.05. Köln House concert
07.05. Venne Folkfrühling festival
08.05. Hangout with my brother in Frankfurt :D
09.05. Altnau  S-KA
10.05. Landau Café Akzent
11.05. Stuttgart Café Galao
12.05. Oldenburg Unikum theater
13.05. Kiel Prinz Willy
14.05. Heidelberg House concert
15.05. Greifswald Nordischer Klang
16.05. Leipzig Horns Erben
17.05. Halle Mandroschke theater

Vague
05.05.  Berlin, 8mm
06.05.  Berlin, Marie Antoinette
07.05.  Hamburg, Astra
08.05.  Lüneburg, tba
09.05.  Dresden, Zille
10.05.  Kassel, tba
11.05.  Freiburg, Slow Club
12.05.  Zürich, Gonzo Club (+ Paws)


Mäkkelä
Mäkkelä, Karlsruhe, 19.10.15

06.05. Würzburg, Trinitatiskirche Würzburg-Rottenbauer
18.05. Hessenau, tba. (w/ Grae J Wall & Los Chicos Muertos)
19.05. Kassel, Weinbergkrug


Dota

Dota und die Stadtpiraten, Karlsruhe, 04.07.12

06.05. Hannover - Pavillion
19.05. Bielefeld - Forum
20.05. Köln - Gloria
21.05. Frankfurt a.M. - Zoom
26.05. Magdeburg - Moritzhof
27.05. Würzburg - Cairo
28.05. Brackenheim - Kulturspiegelzelt
15.07. Tübingen - Sudhaus


Entertainment for the Braindead
Entertainment for the Braindead, Karlsruhe, 10.03.16

07.05. Chemnitz // Küchwaldbühne w/ Kulik
08.05. Dortmund // Songs & Cakes @ Rekorder
17.05. Berlin // ofen Bar w/ Uniform Motion
27.05. Berlin-Neukölln // MaThilda Bar w/ Ljon
28.05. Berlin-Moabit // Kallasch& w/Ljon

 


Einar Stray Orchestra
Einar Stray Orchestra, Darmstadt, 16.05.15

08.05.  Rostock _ JAZ
09.05.  Hamburg _ Nochtspeicher
10.05.  Münster _ Gleis 22
11.05.  Leipzig _ UT Connewitz
13.05.  Berlin _ Lido
14.05.  Magdeburg _ Moritzhof
15.05.  Beverungen _ Orange Blossom Special
31.05.  Göttingen _ Nörgelbuff
01.06.  Oberhausen _ Drucklufthaus
02.06.  Frankfurt/M. _ Das Bett
03.06.  Köln _ At The B-Sides
04.06.  Chemnitz _ Aaltra Vox Open Air


Aidan Knight & Hannah Epperson
Aidan Knight, Karlsruhe, 16.09.15

09.05. Brüssel  AB
14.05. Beverungen  Orange Blossom Festival
15.05. Hamburg  About Songs Festival
23.05. Berlin  Kantine am Berghain
24.05. Heidelberg  Queer Festival
25.05. Chur  Werkstatt
26.05. Zürich  Neo
27.05. Mainz  Schon Schön
03.06. Paris  Le Pop Up du Label


My Bubba
09.05. King Georg, Köln
11.05. Kranhalle, München
13.05. Golem, Hamburg
14.05. Mousonturm Lokal, Frankfurt


Jeffrey Lewis & Los Bolts
10.05. Luxembourg - Bar National
11.05. München - Kafe Kult
12.05. Rosenheim - The Hole Club
14.05. Zürich - El Lokal
19.05. Paris - Espace B
20.05. Freiburg - Swamp Freiburg
21.05. Darmstadt - Oetinger Villa
22.05. Nürnberg - Hemdendienst
23.05. Berlin - Bi Nuu


Troy von Balthazar

Troy von Balthazar, Karlsruhe, 12.04.13
15.05. Darmstadt, Oettinger Villa
16.05. Freiburg, Slow Club
17.05. Düsseldorf, Kassette
18.05. Namur, Belvedere
19.05. Liege, Le Hangar
20.05. Dour, tba
21.05. Offenbach, Hafen 2
22.05. Fribourg, Nouveau Monde
24.05. Wien, Rhiz
25.05. Prague, Potrvá
26.05. Berlin, Acud
27.05. Leipzig, Werk 2
28.05. Hamburg, Club Heim

 


Nadia Reid & Anthonie Tonnon
Nadia Reid, Wellington, 15.08.13
Anthonie Tonnon, Wellington, 22.08.13 
17.05. Düdingen/ Bad Bonn
18.05. Schorndorf/ Manufaktur
19.05. Berlin/ Monarch
23.05. Hamburg/ Clubheim
24.05. Brüssel / AncienneBelgique
26.05. Köln/ King Georg


Julien Baker
22.05. Brüssel @ Grand Salon De Concert
23.05. Luxembourg @ De Gudde Wellen
24.05. Paris @ Supersonic
05.06. Mannheim @ Maifeld Derby
06.06. München @ Hauskonzerte
07.06. Frankfurt @ Brotfabrik
08.06. Dortmund @ HEJ Store
09.06. Köln @ King Georg
11.06. Neuchatel, CH @ FestiNeuch
14.06. Berlin @ Privatclub w/ Car Seat Headrest

Árstíðir, Esslingen, 23.04.16

$
0
0

Konzert: Árstíðir mit support The Anatomy of Frank (solo)
Ort: Kulturzentrum Dieselstrasse in Esslingen
Datum: 23. April 2016
Dauer: 45 min + 80 min
Zuschauer: etwa 200


Wenn man auf die Archivdaten unten schaut, könnte der Eindruck entstehen, wir hätten alle zwei Jahre im April ein Verabredung mit Árstíðir. In Wirklichkeit ist mein Bedürfnis nach so innigen Konzerterlebnissen viel größer, aber wir haben eine Geschichte darin, uns zu verpassen (*). Auch diesmal war die Planung weniger optimal, als die geographische Nähe zwischen Karlsruhe und Esslingen vermuten lassen würde, denn ist die Zug-Verbindung zwischen Karlsruhe und Stuttgart schon tagsüber mehr eine Lachnummer, so wird es nach 22 Uhr komplett traurig und um das Elend voll zu machen, endeten wegen Bauarbeiten auch noch die späten Züge aus Stuttgart in Pforzheim. 


Ich hatte fieberhaft bis zum letzten Moment nach Alternativen gesucht, musste aber mit der Variante leben, erst gegen 3 Uhr nachts aus Esslingen zurück zu sein - mit 6 km Nacht-Radtour als Finale (+). Was für sich genommen noch ginge - zumal an einem Samstag - erschien mir aber im Kontext meines viertägigen Konzert-Marathons eher wie ein Schuß ins Knie. Trotzdem gab es keine Ausweichmöglichkeit und ich machte mich also etwas fatalistisch auf den Weg nach Esslingen. Was in Anbetracht der Tatsache, dass ich mir von dem Abend eines der Konzerthighlights des Jahres versprach, schon irgendwie schräg war.


Aber alles ging gut und ich habe es auch besser weggesteckt als gedacht. Im Nachhinein kann ich mir nur selbst sagen - Ja, es wäre komplett bescheuert gewesen, nicht zu fahren (selbst wenn ich danach ganz im Eimer gewesen wäre).  Denn es war einfach wunderbar: Ein einladender Konzert-Ort, nette Leute angetroffen, aufmerksames Publikum, bestens aufgelegte Künster, herrliche Zusammenarbeit zwischen beiden Bands und natürlich diese himmlische Musik aus Island, die live einfach noch einmal in der Intensität quadriert wird. Definitiv ein Highlight des laufenden Jahres. Ja!


Dabei ist es schon ein bisschen lustig, was für einen Narren die gestandenen Isländer an Kyle Woolard  aus Charlottesville gefressen haben - dem Kopf der Band The anatomy of Frank. Schon im letzten Jahr, als Kyle bei uns im Wohnzimmer Station gemacht hatte, war er anschließend in Österreich mit Árstíðir unterwegs gewesen und anscheinend hat es ihnen so gut miteinander gefallen, dass es dieses Jahr eine Neuauflage gab. Wenn ich bei meinem Bild der Weihnachtsfeiertage bleiben will, war das tatsächlich der zweite Weihnachtstag mit dem Chor-Hochamt und Kyle machte den Kindergottesdienst zum Boxing day. Er begann sein Konzert mit dem Spruch: Welcome to English lesson. Wobei wahrscheinlich Erdkunde die zutreffendere Beschreibung gewesen wäre, denn mit seiner Setlist ging es einmal quer durch Amerika.


Die Konzerte mit Kyle sind immer wirkliche Erlebnisse. Das liegt einerseits an seiner authentischen Art, zweitens daran, wie er die akustische Gitarre einsetzt und dabei wie ein Rocker tanzt, aber auch daran, dass er der geborene Entertainer ist. Auch diesmal erhielten wir zwischen den Songs z.B. Ratschläge für mehr Selbstvertrauen und Zaubertricks, die natürlich herzliche Lacher ernteten. Aber auch die richtige Dosis Mitsing- und Mitwipp-Nummern. Als Reaktion auf die Peinlichkeit, im gleichen Land wie Trump leben zu müssen, verkaufte er Elvis als großen US-amerikanischen Singer/Songwriter  und bot uns eine köstliche Version von Only fools rush in. Das allein wäre schon eine wirklich lohnende dreiviertel Stunde gewesen.



Aber im Set gab es überdies zweimal Unterstützung durch Árstíðir, nämlich bei Minnesota (Karl mit seiner Geige wurde angesagt und die anderen schlichen sich später dazu) und bei Occupy Anchorage in voller Besetzung. Und das ist natürlich weder selbstverständlich noch ließ es das Publikum kalt. Die Lieder durften so ganz besonders funkeln und glänzen und als wir dann im Finale bei Vancouver sogar zweistimmig Mitsingen durften, da groovte der Saal ordentlich und Kyle hatte alle da, wo er sie haben wollte: zu seinen Füßen!


Setlist:
01: Blurry
02: Minnesota pt. 1
03: Patagonia

04: Ecuador
05: Only fools rush in (Elvis Cover)
06: Occupy Anchorage
07: Vancouver (for child astronauts)


In der Pause zeigte sich, dass Kyle tatsächlich ordentlich gepunktet hatte weil sich eine Schlange am Merchstand bildete. Jede/r erhielt obendrauf noch ein Lächeln, das die Sonne im Raum aufgehen ließ. So musste ordentlich geläutet werden, damit sich alle für die Band des Abends wieder im Saal einfanden. Diesmal waren die Isländer zu fünft auf der Bühne, nämlich mit Guillaume Lagraviere  als Gast am Cello und den vier aktuellen Bandmitgliedern

  Karl Aldinsteinn Pestka (Violine),  
  Daniel Auðunsson (Gitarre),  
  Ragnar Ólafsson (Piano) und   
  Gunnar Már Jakobsson (Gitarre). 


Für den Abend hatten sie als Anfang die ersten drei Songs des aktuellen Albums Hvel gewählt und so startete es mit Düsternis und dem Cello fast etwas bedrohlich bis schließlich die tröstlichen Stimmen darüber das erste Mal DEN Trumpf der Musik von Árstíðir ausspielten. Das zweite Lied setzte dann rhythmische Akzente, war dabei aber doch auch eher sehnsuchtvoll und endete mit einem himmelwärts gerichteten Abschluß der Geigenstimme. Das dritte - Someone who cares - lebte für mich wieder sehr stark vom Satzgesang also dem "typischen"Árstíðir-Kosmos, war damit aber trotzdem sehr eindrücklich. Die Band hatte vor Esslingen zwei Tage ohne Konzerte geplant gehabt und sich kurzfristig am Donnerstag für ein Trio-Konzert im Galao in Stuttgart entschieden. Sie erzählten, dass sie vorher Stuttgart eigentlich eher doof fanden, aber dieser Abend ihr Bild der Stadt deutlich verändert hätte.


Bei dem sehr innigen Við dagsins hnig merkte ich wieder, wie ich doch immer noch das zweite Album der Isländer besonders nah am Herzen trage. Wobei das wohl eher daran liegt, das unsere Bekanntschaft so begann und ich die Lieder alle im Schlaf mitsingen könnte. Mir fiel diesmal auf, dass sich die eher knappen Ansagen zu den Songs auf alle vier Musiker verteilten. Karl erzählte uns z.B. etwas verschmitzt davon, was sie für einen Spaß gehabt hätten an der Musik für das VideospielThe Banner Saga 2 beteiligt zu sein (z.B. Our steps, to the night) bevor er Days and nights anstimmte.


Auch Nú gleymist ég ist vom zweiten Album und begeistert mich immer neu schon mit dem plinkernden Klavierintro. Aber der intensivste Moment war vielleicht (wieder) der Song Shine vom aktuellen Album, der mir auch schon in Gera Ganzkörper-Gänsehaut verursacht hatte. Man hört die Weite des Weltraums und die Einsamkeit und die Entschlossenheit, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Ein ergreifender Moment ohne Eiapopeia.


Der neuste Tonträger der Band - eine Zusammenarbeit mit der ehemaligen The Gathering Sängerin Anneke van Giersbergen - ist Verloren Verleden. Die Mischung der Platte ließ es zu, auch einen streunenden acapella Song von Árstíðir  aufzunehmen: Þér ég unni verfehlte seine Wirkung auf das Publikum und auf mich natürlich nicht und war ein weiterer emotionaler Hochpunkt. Dabei ist ja mein heimliches Lieblingslied nach wie vor Ljoð í sand und hier liefen mir dann wirklich die Tränen, als Kyle den Gesangspart übernehmen durfte und dies bravourös erledigte. Die Vorgeschichte dazu ist nicht so nett, denn als die Band letzten Herbst eine Tour in den USA gebucht hatten (auch mit Kyles Band im Vorprogramm), saßen sie in Kanada fest, denn die US-Behörden waren von einer Hacker-Attacke für lange Zeit lahm gelegt und konnten die Visa nicht rechtzeitig ausstellen. Damals hatten Karl (der ein Arbeitsvisum für die USA hatte) und Kyle ein Notprogramm eingeübt.


Ein großartiges Finale war Shades mit dem Streichergewitter, das auch sichtbare Spuren an Karls Bogen hinterließ. Ein echter Knaller als Schlußpunkt. Natürlich wurde anschließend um Zugaben geklatscht und es gab noch ein herrliches Lied vom ersten Album - Ages - und anschließend im Publikum eine weitere acapella Performance. Mit übervollen Herzen verließen alle den Saal und werden noch lange von diesem bewegenden Abend erzählen.


Setlist:
01: Himinhvel
02: Things you said
03: Someone who cares 
04: Time to think things over
05: Sunday morning
06: Við dagsins hnig  
07: Days and nights
08: Silfurskin
09: Nú gleymist ég
10: Shine
11: Þér ég unni
12: Ljoð í sand (feat. Kyle)
13: Systir
14: You again
15: Shades

16: Ages

17: Góda veslu göra skal (Z)


(*)  Es gibt Leute in Deutschland, die machen das irgendwie besser...
(+) Also etwa 3 1/2 Std. für 80 km... Wohlgemerkt - das Problem ist nicht die Anbindung von Esslingen (wo selbst gegen Mitternacht noch im 10 min Takt S-Bahnen in die Stadt und zusätzlich RB/RE-Züge zum Hbf alle 15-20 min fuhren), sondern die Verbindung der Landeshauptstadt zur zweitgrößten Stadt des Landes BaWü.

Aus unserem Archiv:
The anatomy of Frank, Karlsruhe, 12.03.15
Árstíðir, Gera, 25.04.14
Árstíðir, Berlin, 08.04.12 


Tourdaten:
15.04. Christuskirche, Hagen
16.04. Alte Brauerei e.V., Annaberg-Buchholz
17.04. Feierwerk, München
18.04. Dreikönigskirche, Dresden
19.04. Colos-Saal, Aschaffenburg
20.04. Cafe Mokka, Thun

22.04. Cafe Galao, Stuttgart
23.04. Dieselstraße, Esslingen
24.04. E-Werk e.V., Erlangen
26.04. Auster-Club, Berlin
27.04. Savoy-Kino, Bordesholm
28.04. Folkbaltica @ Auferstehungskirche, Kappeln
29.04. Folkbaltica @ St. Jürgen Kirche, Flensburg


Konzerte in München im Mai

$
0
0
die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

 
Wir danken Eike, der diese Liste mit Liebe zusammengestellt und hier veröffentlicht hat (dort gibt es auch viel zu hören).

01.05. itziarren semeak u.a., marienplatz
01.05. viech, milla
01.05. autozynik, substanz
01.05. aurora, freiheiz
02.05. magnum, ampere
02.05. the crookes, milla
02.05. birdy, muffathalle
03.05. shakey graves, ampere
04.05. frameless07, mug im einstein
04.05. wolves den u.a., sunny red
04.05. four year strong, strom
04.05. telegramm, milla
04.05. hochzeitskapelle, polka
04.05. the marble man, glockenbachwerkstatt
04.05. fly magic, unterfahrt
04.05. the rancors, kafe marat
05.05. charlywood, bar gabanyi
05.05. roger jannotta & thorsten klentze project, unterfahrt
05.05. surfer joe and band, import export
06.05. fm einheit und andreas ammer, muffathalle
06.05. mary ocher u.a., muffatcafe
06.05. kenny werner trio, unterfahrt
06.05. random order / a*, sunny red
06.05. pantha du prince, kammerspiele
06.05. no weather talks u.a., kafe marat
06.05. ask vm, import export
07.05. shantel & bucovina club orkestar, muffathalle
07.05. okta logue, milla
07.05. mighty mocambos, glockenbachwerkstatt
07.05. the dark side of gurdan thomas, import export
07.05. totälickers u.a., kafe kult
07.05. lakecia benjamin, unterfahrt
08.05. johnny carbonaras, import export
08.05. strafplanet u.a., kafe marat
08.05. me and marie / pascal gamboni, milla
09.05. kafvka / bad cop/bad cop, kranhalle
09.05. electro deluxe, ampere
09.05. the coathangers, strom
09.05. max prosa, milla 
10.05. lotta sleeps / the moonband, kranhalle
10.05. mac miller, muffathalle
10.05. wolfmother, kesselhaus
10.05. nuage & das bassorchester, glockenbachwerkstatt 
10.05. orkesta mendoza, ampere
10.05. 1000 gram, strom
10.05. lucky chops, technikum
10.05. jonathan kreisberg quartet, unterfahrt
11.05. my bubba, kranhalle
11.05. arliss nancy, sunny red
11.05. leonie singt, glockenbachwerkstatt
11.05. dma's, strom
11.05. kompost 3, unterfahrt
11.05. organ explosion, cord
12.05. spacepilot, import export
12.05. jeffrey lewis & los bolts u.a, kafe kult
12.05. close talker & yes we mystic, milla
12.05. getting private in public, glockenbachwerkstatt
12.05. black patti, bar gabanyi
12.05. the underground youth, kranhalle
12.05. motorpsycho, backstage halle
12.05. the dirty nil, orangehouse
12.05. organ explosion, cord
13.05. charlie puth, technikum
13.05. the rocksteady conspiracy, import export
13.05. zona 84, kafe kult
13.05. zoo escape u.a., glockenbachwerkstatt
13.05. fei scho, milla
13.05. tingvall trio, unterfahrt
13.05. rapid / the capitols, marienplatz
14.05. ry x, hauskonzerte
14.05. columbo / spitting nails u.a., kafe kult
14.05. theatron pfingstfestival, olympiapark
14.05. kellerratten u.a., glockenbachwerkstatt
15.05. toundra u.a., kranhalle
15.05. the wild feathers, muffatcafe
15.05. william's orbit, strom
15.05. theatron pfingstfestival, olympiapark
16.05. hildegard von binge drinking, sunny red
16.05. embryo, substanz
16.05. the aggrolites, kranhalle
16.05. coldrain, strom
16.05. theatron pfingstfestival, olympiapark
17.05. giggs, ampere
17.05. dirk darmstädter u.a., milla
17.05. aufbau west, glockenbachwerkstatt
17.05. sarah neufeld, unterfahrt
17.05. hans solo, trachtenvogl
17.05. mumford and sons, olympiahalle
18.05. jonah, ampere
18.05. angela aux, kammerspiele
18.05. kazam davis u.a., sunny red
18.05. elysian fields, milla
19.05. rainer von vielen, hansa 39
19.05. the wood brothers, ampere
19.05. abstürzende brieftauben u.a., kranhalle
19.05. robin mckelle, unterfahrt
19.05. pourelise / jordan prince, import export
19.05. zebrathought, glockenbachwerkstatt
19.05. florian brandl quartett, bar gabanyi
20.05. munich rocks, ampere
20.05. holiday inn u.a., kafe kult
20.05. thränenkind u.a., kafe marat
20.05. seafret, strom
20.05. agua verde, import export
20.05. honey u.a., glockenbachwerkstatt
21.05. talking to turtles, ampere
21.05. the jackets u.a., milla
21.05. verdena, orangehouse
21.05. todeskommando atomsturm, kafe marat
22.05. alkinoos ioannidis and band, ampere
22.05. klaus johann grobe u.a., milla
22.05. the coronas, strom
23.05. brkn, milla
23.05. cassettes u.a., glockenbachwerkstatt
24.05. mikroboy, kranhalle
24.05. lage lund trio, unterfahrt
25.05. stray colors, vereinsheim
25.05. gunnar geisse, milla
25.05. luh, strom
25.05. yes, circus krone
26.05. matze rossi, ampere
26.05. torpus and the art directors, hansa 39
26.05. joco & woods of birnam, milla
26.05. the great park, bar gabanyi
26.05. lucia cadotsch, unterfahrt
27.05. spills, kafe kult
27.05. the dead brothers, milla
27.05. kirk knuffke trio, unterfahrt
28.05. john dear, import export
29.05. tortoise, hansa 39
29.05. freddie gibbs, technikum
30.05. sarah blasko, kranhalle
30.05. abwärts / der rest, hansa 39
31.05. skinny lister, kranhalle
31.05. the burning hell u.a., milla
31.05. bleached, strom


Jennifer Terran, Karlsruhe, 28.04.16

$
0
0

Konzert mit  Jennifer Terran
 in Karlsruhe-Waldstadt
Datum: 28. April 2016
Dauer: 70 min
Zuschauer: 16


Click for English version below

Wann immer es hier um Wohnzimmerkonzerte geht, wird mir bewußt, in welch privilegierter Zeit wir leben. Dass man z.B. solche Musik wie die von Jennifer Terran im Netz finden, in Ruhe anhören und sich verlieben kann. Die so gar nicht Radio tauglich ist aber mein Herz im tiefsten berührt. Und dass man Kontakt knüpfen kann und Einladungen aussprechen. Diesmal sogar mit Mannheimer Freunden zusammen und von ihnen geschubst - Stück für Stück mit wachsender Vorfreude auf den Abend einen Teil des Lebens miteinander teilt.


Und wenn man sich dann das erste Mal an dem Tag in echt gegenüber steht, dann ist es so als würde man einen vertrauten Menschen in die Arme schließen. So gut! Und vergessen ist die Aufregung am Nachmittag, nachdem der Zuganschluß nicht geklappt hatte und ich in die Vorlesung flitzen musste und nicht zum Bahnhof abholen fahren wie geplant.


Am Abend versammelten sich mehr als bei den zwei vorhergehenden Konzerten zusammengezählt - auch ein paar neu gewonnene Freunde und drei von weiter angereiste. Es machte Spaß die Tür immer wieder zu öffnen und in erwartungsfrohe Gesichter zu schauen! Dann nahm Jennifer hinter dem Klavier Platz und begann ihr Set. Zweimal rückte sie es noch näher an uns heran und zweimal stellte sie sich auch vor das Musikinstrument und sang nur von klopfen oder einer kleinen Trommel - Sticky Sweet 8 To 5 Lady - begleitet. 


Es ging ums Leben im Großen wie kleinen. Wie es beginnt und wie sich Müll darin sammelt, wie Träume ausgetrieben werden - erst durch Eltern, dann durch den vernünftigen Job, wie das abnabeln von Papas Geld ganz schön hart sein kann. Aber auch all das, was uns so reich macht: Hoffnung und Liebe und die Schönheit und Kinder. Die Songs ganz bar und doch so innig elektrisch unverstärkt und dafür emotional verstärkt.


Auch die Schönheit vertrauter Melodien, mit denen sie schließlich ihr Set beendete. Ein herrlich zartes und mit uns mehrstimmiges Purple Rain und ebenso mehrstimmig das Leonhard Cohen Halleluja.

ungefähre Setlist:
01: Shelter
02: Desperato
03: Junk Drawer Waltz
04: Down by the creek
05: Once
06: Try me
07: Sticky sweet 8 to 5 Lady
08: Unconditional Love
09: Daddy's $
10: A big brown trout lives there
11: Purple Rain

12: Halleluja (Z)


Alle Bilder:

Jennifer Terran
 
English version:

Whenever I touch on living room concerts here, I fully realize in what privileged time we live. That one, for example, can find such music as that of Jennifer Terran on the web, listen in peace and fall in love. Not really taylored for radio play but it touched my heart deeply. And .... one can make contact and invite the artist. This time even together with Mannheim friends. Since then with ever growing anticipation for a special evening  shared with friends.
  And when - after all this time planning to and fro - we met in "real" life (whatever that shall mean) for the first time it felt as if we were close. So good! And instantly forgotten was the horror when in the afternoon, the train connection did not work out but I HAD to dash into the lecture and not get to the station to meet my guest as planned.  In the evening, more people gathered than in the two previous concerts added together. Three friends had even traveled quite far and a couple of newfound friends showed up. It was fun to open the door again and again and to look into expectant faces! Then Jennifer took her place behind the piano and began her set. Twice she moved it closer to us and twice she stood in front of the instrument and sang only just tapping or accompanied with a tiny drum in Sticky Sweet 8 To 5 Lady.  Her music deals with live in its matters large and small. How it starts and how we collect garbage, how dreams are expelled - firstly by parents, then a "real" job and how cutting the cord to Papas money can be quite hard. But also about what makes it so rich: hope and love, beauty and children. The songs all very intimate without being electrically amplified and in that way amplified emotionally.  Also the beauty of familiar and dear melodies with which she finally finished her set. A delightfully delicate and (with our help polyphonic) Purple Rain and the Leonard Cohen Hallelujah.


Birdeatsbaby, Karlsruhe, 09.04.16

$
0
0

Konzert: Birdeatsbaby
Ort:  KOHI in Karlsruhe
Datum: 9. April 2016
Dauer: 65 min
Zuschauer: knapp 50

Manchmal geht das Leben ja lustige Wege. Vor ewigen Zeiten - 2005 - hatte mich ein Sampler (ein Direktimport aus den USA!) stark beeindruckt Projekt Presents: A Dark Cabaret. Sofortlieblinge wurden danach Jill Tracy und Pretty Balanced. Leider war es damals noch nicht so leicht, die darauf enthaltenen Bands und das Projekt zu verfolgen und so war es nach einiger Zeit von meinem Musikhorizont gekippt. Sonst hätte ich schon 2011 Birdeatsbaby auf dem zweiten Sampler gefunden. Aber zum Glück peppten sie Anfang 2016 ganz überraschend auf. Eine Anfrage für Konzerte im Frühjahr (Solo) und Herbst (mit Band) und die Tourdaten für den April landeten in meinem Postfach und ich bekam ganz weiche Knie. Neue/alte Helden - und sie waren in der Zwischenzeit nicht faul gewesen! Ich musst erst einmal den gesamten Backkatalog auf Bandcamp kaufen und beim durchhören abfeiern. Das war einfach nur GRANDIOS!


Selbstverständlich war es anschließend Pflicht, ein Konzert dieser Ausnahmeband in Karlsruhe im Kohi zu besuchen - auch wenn ich am gleichen Abend schon einen Wohnzimmerkonzert ausgemacht hatte. Und es würde gleichzeitig auch Treffen werden mit ähnlich Dark-Cabaret-Verrückten aus Der Nähe von Frankfurt und aus Mannheim, mit denen ich vorher schon lange Tipps getauscht hatte, die ich aber noch nie zuvor ad personam getroffen hatte. So fuhr ich - nachdem unsere Wohnzimmerkonzertbesucher alle lieber schnell nach Hause wollten und die Musiker ins Bett - zur "zweiten Schicht" in die Stadt und war schrecklich aufgeregt. Als ich ankam, war aber der Umbau von der Supportband noch in vollem Gange und es gab genug Zeit, sich noch einen Platz am Bühnenrand zu sichern und die beiden anderen zu finden (was beides gelang!).
 

Schließlich war alles gerichtet - der Platz reichte fast nicht - für Mishkin Fitzgerald am Keyboard,  Hana Maria, die mit ihrer Geige ein ziemlicher Hingucker war, Garry Mitchell an Bass und Gitarre und Forbes Coleman an den Drums. Die Setlist enthielt viel vom 2014er Album The Bullet Within und zwei Songs die erst kurz danach veröffentlicht wurden, aber auch Klassiker. Das Set startete mit Tastes like sympathy eher ruhig/nachdenklich  mit Mishkins Gesang bevor die Band kraftvoll einsetzte. Ich staune immer, wenn sich eine Band so etwas traut. Aber im Kohi war sofort Aufmerksamkeit da und alle genossen die besondere Rolle der Geige in diesem Song. Die zweite Nummer Spiders versetzte mich sofort in Tanzlaune und ließ meinen Kopf wippen, auch wenn, das Cold, Cold Cold so grausam einsam klingt schrie es doch in meinem Kopf mit.


Hands of orlac nahm auch erst nach etwas einschwingen Fahrt auf, hat aber diesen unwiderstehlich wippenden Rhythmus vom Klavier her und wird zwischendurch ganz hymnisch. Die Band ließ spüren, dass es für sie noch etwas aufregend war, die neuesten Babies zu präsentieren, zumal es auch Probleme mit dem Gesangsmikro gab, die noch schnell behoben werden mussten. No Mirror ist aber einfach großartig mit Schreiausbrüchen dazwischen ordentlich zum Frust herauslassen. Das hat schon etwas von Walpurgisnacht und wurde live natürlich ordentlich durchdekliniert. Zum Glück wurde die Live-Energie des Abends auch auf Video gebannt! Das zweite neue Lied Baby steps hat den wunderbaren groove eines eingängigen Rocksongs und herrliche Melodien zum sofort mitsingen (während im Text klammheimlich alles demontiert wird).


Weiter ging es mit The Lighthouse. Nicht rockig und dabei doch genauso intensiv durch die Stimme und eindrückliche Klavierbegleitung, die durch die Drums akzentuiert wurde. My arms will open wide hat Walzer-Schunkelcharakter und ist fast so etwas wie upbeat im Kosmos von Birdeatsbaby. Und wurde im Konzert von einem Rausschmeißer-Himmelfahrts-lautem Zwischenspiel scheinbar abgeschlossen. Das liess mich mit  Gänsehaut zurück bevor es dann doch noch mit einer Strophe weiterging und beim zweiten Mal tatsächlich ein himmelhochjauchzendes Outro den Schlußpunkt setzte. Dunkel ging es anschließend weiter mit dem Muse-Song Muscle Museum, der in ihrer Bearbeitung noch viel unheimlicher und kraftvoller klang (man sehe sich den unten verlinkten Mitschnitt an!).


Drinking in the day klang danach fast wie ein romantisches Liebeslied - wenn man den Text ausblendete. Die herrliche Geigenlinien taten dabei das ihrige, aber alle Romantik ließ doch immer den Absturz irgendwie durchscheinen. Sehr gut schmiegte sich hier der Walzer Into the Black an, der aber von vornherein ganz schräg und derb daherkam (also gar nicht romantisch) und nur einen Nachteil hatte: er war viel zu schnell vorbei. Aber an diesem Abend diente er hervorragend zum Aufwärmen für den Rausschmeißer: The Bullet, der auch diesen Dreiertakt hat und dazu sehr expressiv - eben typisch Dark Cabaret - ist. Das Publikum jedenfalls war von der ersten Minute an aus dem Häuschen gewesen und klatschte wie wild um Zugaben.
 

Die erforderten aber eine längere  Diskussion in der Band und schließlich entschieden sie sich für uns I always hang myself with the same rope zu spielen, das noch einmal die typischen Stärken der Musik von Birdeatsbaby ausspielte und als definitives Finale Ghosts zu setzen. Als der letzte Ton verklungen war, war die Band offensichtlich selbst überglücklich und musste die verrückte Menge fotographieren in der es nicht ein einziges Gesicht gab, das nicht irgendwie verschwitzt und überglücklich aussah. Ich war einfach nur total froh mir das Doppelkonzert zugemutet zu haben und darüber hinaus zu wissen: am 12. November sehen wir uns wieder und es wird sicher wieder so ein eindrückliches Erlebnis wie dieser Abend im KOHI, wenn auch gewiß auf etwas andere Art.
 

Setlist
01: Tastes like sympathy
02: Spiders
03: Hands of orlac
04: No mirror
05: Baby steps
06: The Lighthouse
07: My arms will open wide
08: Muscle Museum (Muse-cover)
09: Drinking in the day
10: Into the Black
11: The Bullet

12: I Always Hang Myself With the Same Rope (Z)
13: Ghosts (Z)


Dem Mann von der BNN hat es auch gefallen:



Viewing all 2123 articles
Browse latest View live